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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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entschieden, dass es viel zu heiß war, um hinter zwei Kindern herzurennen, die zweifellos mehr Energie hatten als er. Sollten sie sich ruhig erst mal verausgaben, dann würde er nach ihnen sehen.
    Er grinste, obwohl das Lächeln seine Augen nicht erreichte. Du konntest noch nie aufhören, strategisch zu denken, habe ich recht, Rebaine?, dachte er.
    »Hallo, Cerris!«
    Diesen Namen hatte er angenommen, als er mit Tyannon hierhergezogen war. Er war dem seinen ähnlich genug, um irgendwelche Missverständnisse oder Versprecher erklären zu können. Corvis hatte sich ebenso daran gewöhnt, seinen neuen Namen zu hören, wie an seinen richtigen, aber als er ihn jetzt vernahm, schrak er dennoch zusammen. In der Hitze des späten Vormittags machten sich nur wenige Besucher die Mühe, bis zum Rand der Ortschaft zu schlendern.
    Corvis legte behutsam den Hammer zur Seite, mit dem er gearbeitet hatte, und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Der Mann, der sich ihm auf der Straße näherte, war etwa zehn Jahre älter als er. Er ging zügig, wenngleich nicht mehr ganz so schnell wie früher. Er war beleibt, aber nicht dick, klein, aber nicht untersetzt. Über den Schultern trug er ein besticktes Tuch, das man bei einer Frau einen Schal genannt hätte, das er aber selbst nachdrücklich als Umhang bezeichnete.
    Für einen Moment verzog Corvis das Gesicht. Der Besuch bedeutete vermutlich Nachrichten von draußen, aus der Welt jenseits von Chelenshire, Nachrichten, die Corvis nie gerne hörte. Jedes Mal, wenn er etwas aus dem Königreich erfuhr, von den politischen Kämpfen, den Intrigen der Gilde und dem kulturellen Verfall, fragte er sich, wenn auch nur kurz, ob die Welt vielleicht besser dran wäre, wenn er in den Hallen von Mecepheum regierte und nicht vor all den Jahren aufgegeben hätte.
    Dann jedoch betrachtete er sein Heim, seine Frau und seine Kinder, und sein Bedauern verschwand.
    Bis zum nächsten Mal.
    »Guten Tag, Tolliver!«, rief Corvis. Er sammelte sich, als der Mann näher kam, und atmete flach durch den Mund, denn bitterer Schweiß wehte in einer Wolke vor ihm her. »Ziemlich warmer Tag für einen Spaziergang, nicht wahr?«
    »Du hast ja keine Ahnung«, keuchte der Bürgervogt, hielt sich mit einer Hand an einem Zaunpfahl fest und rang nach Luft. Sein Gesicht war gerötet von der Hitze und der Erschöpfung dieses, für ihn jedenfalls, langen Marsches. »Ich bin ziemlich erstaunt, dass ich noch nicht geschmolzen bin.«
    »Es wäre jedenfalls«, bemerkte Corvis spöttisch, »ein ziemlich großer Fleck geworden.«
    Tolliver warf ihm keuchend einen finsteren Blick zu. »Mach du dich nur lustig, so dürr wie du bist. Du hast von der Hitze nichts zu fürchten. Drei oder vier Tropfen Schweiß genügen sicher schon, um dich abzukühlen.«
    »Ich kann es mir nicht erlauben, zu schwitzen«, antwortete Corvis. »Dünn, wie ich bin, verwechseln die Leute meine Schweißperlen mit Tränen, und dann kann ich nirgendwo mehr hingehen, weil mir ständig jemand seine Hilfe anbietet oder sein Mitgefühl ausdrückt. Ich versichere dir, das ist auf die Dauer ganz schön lästig.«
    Der gereizte Blick des Mannes hielt noch einen Moment vor, doch dann grinste der Bürgervogt. »Das mag ich an dir, Cerris! Du hast Sinn für Humor!«
    »Aha, das magst du also an mir, hm? Ich habe mir schon Gedanken gemacht.« Er deutete zum Haus. »Scherz beiseite, es ist verdammt heiß. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?«
    »Sehr nett von dir, danke.«
    Sie waren vielleicht noch zehn Schritte vom Haus entfernt, als Lilander ausgelassen schreiend um die Ecke bog und an ihnen vorbeirannte. Corvis blieb zwar noch die Zeit zu begreifen, was gleich passieren würde, aber er hatte keine Chance mehr, es zu verhindern.
    Mit einem fröhlichen Kreischen tauchte seine Tochter ebenfalls hinter der Ecke auf, den vollen Eimer in beiden Fäusten. Das nasse Geschoss flog los, bevor das Mädchen Tollivers Gegenwart bemerkte, und danach war es natürlich viel zu spät. Bemerkenswert schnell und behände verschwand sie wieder hinter dem Haus, bevor ihr Vater oder sein Gast auch nur das Wasser von den Wimpern geblinzelt hatten. Lilander begriff, dass das Spiel eine unerwartete Wendung genommen hatte, und entfloh in die andere Richtung.
    »Wie ich sehe, geht es deinen Kindern gut«, bemerkte Tolliver, dessen Stimme in dem Moment das Einzige an ihm war, was noch einigermaßen trocken war.
    »Aber nur, bis ich sie in die Finger kriege«, knurrte Corvis. »Mellorin!

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