Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
hatte. Corvis fühlte, wie sich die gewaltigen Muskeln hinter ihm anspannten und bogen, als sie sich einem Feind nach dem anderen stellten und Streitaxt und Schwert sich in einem harmonischen Einklang hoben und senkten.
»Ich bin wirklich ein Idiot«, fuhr der Oger fort, während er seine Klinge aus einem besonders hartnäckigen Brustkorb zerrte, »aber ich hatte verstanden, dass Losalis und du so etwas gesagt haben wie: Audriss hat nicht genug Männer, um uns abzufangen. Offenbar habe ich mich verhört. Aber wir Oger hören ja bekanntlich nicht besonders gut.« Er legte eine kurze Pause ein, um einen Krieger in einem Kettenhemd zu enthaupten, der versucht hatte, um sie herumzuschleichen. »Das liegt sicher daran, dass wir nur ein Auge haben.«
Corvis ignorierte den Kommentar und kümmerte sich lieber um den scheinbar endlosen Strom von feindlichen Soldaten.
Spalter parierte einen Schlag, der Corvis den Schädel gespalten hätte, Helm oder nicht, wenn er sein Ziel erreicht hätte. Mit einer schnellen Bewegung rammte er den Knauf der Streitaxt in die Lenden des Mannes, der gerade versucht hatte, ihm einen Scheitel zu ziehen, dann drehte er die Axt um und beendete den Kampf. Daraufhin griff Corvis nach unten, schnappte sich den Rand seines Umhangs und warf ihn auf den nächsten Soldaten, der damit quasi eine Kapuze aus dichter Wolle über den Kopf gezogen bekam. Der Soldat schob die Kapuze gerade rechtzeitig zur Seite, um zu sehen, wie Spalter auf ihn zuschoss. Sein Kopf landete auf dem Boden und rollte über den Schnee, während Corvis schon die Axt in einen dritten Soldaten hämmerte.
Der Mann fiel auf Corvis, statt von ihm weg. Seine Füße gaben unter ihm nach, und sein komplettes Gewicht, erhöht durch das schwere Kettenhemd, hing nun auf dem Kholben Shiar. Corvis versuchte die Waffe zu halten und herauszuziehen, ließ sie dann jedoch los. Der Tote fiel in den Schnee und begrub Spalter unter sich.
»Zum Teufel.«
Vielleicht war ja kein Feind in Reichweite. Und vielleicht waren die anderen mit den Ogern so gut beschäftigt, dass er Zeit hatte, sich die Waffe wiederzuholen. Vielleicht …
Corvis sah sich verstohlen um und warf sich zur Seite, gerade noch rechtzeitig, um der Klinge eines Breitschwertes auszuweichen.
Der Angreifer war ein grobschlächtiger Mann, dessen Gesicht nur aus Furchen und Falten zu bestehen schien. Ein Kettenhemd schützte seinen Oberkörper, Beine und Hände waren mit Schienen aus Leder gepanzert. Er hob sein Breitschwert hoch in die Luft und grinste triumphierend, während er sich auf seinen unbewaffneten Feind stürzte.
Er war zu nah, als dass Khanda ihn hätte verbrennen können, ohne Corvis durch die Flammen in Mitleidenschaft zu ziehen. Der Kriegsfürst sprang beherzt nach vorn und rollte sich ab. Die Stacheln der Rüstung wirbelten Erde und Schnee auf, und als er wieder auf die Füße kam, hielt er den Kopf in den Fäusten, den er gerade seinem letzten Widersacher abgeschlagen hatte.
Der Angreifer erstarrte, als Corvis den Schädel schwang wie eine groteske Keule aus Knochen und Haut. Die gruselige Waffe heulte unheimlich, als die Luft durch den Mund und den klaffenden Hals zischte, während sie erst einmal und dann noch einmal herumwirbelte und schließlich mit voller Wucht auf dem Kopf des Soldaten landete.
Der Schlag hätte vielleicht genügt, aber Corvis räumte jeglichen Zweifel aus, als er die Finger in den Hals des benommenen Soldaten grub und die Hand drehte. Der Soldat fiel auf den Boden, wo er um sich schlug und binnen Sekunden starb.
*W IE ICH SEHE , TUST DU SO ZIEMLICH ALLE S , UM WEITERZUKOMMEN .*
Corvis hatte endlich einen Augenblick Ruhe und machte sich daran, sich seine Streitaxt zurückzuholen. Er schob den Leichnam mit dem Stiefel zur Seite und griff nach Spalter, während er verstohlen die Gelegenheit nutzte, um sich hinzuknien und einen Augenblick durchzuatmen.
Ich werde wirklich allmählich zu alt dafür, dachte er.
Zum Glück für ihn ließ der Kampf nach. Leichen stapelten sich in großen Haufen, wo auch immer sie die Woge der Schlacht gerade angespült hatte. Nur einer der Oger war gefallen, zur Strecke gebracht von einer Pike, die seinen Leib durchbohrt hatte, aber mehr als zwei Dutzend Feinde hatten dafür mit ihrem Leben bezahlt. Diese Ruhe umfasste nun auch Davro und die anderen, die eine Weile einfach nur dastehen und Luft holen konnten. Der Kampf schien um sie herumzufließen, kam nie näher, so als stünden sie auf einer winzigen Insel in
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