Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
verraten.«
»Wovon genau sprecht Ihr da?«, erkundigte sich Rheah, die Lorums mörderischen Blick ignorierte.
»Lorum hat vor siebzehn Jahren schon einmal an seiner Macht festgehalten, erinnert euch daran. Es hat die Gilden drei Jahre gekostet, die Autorität zurückzubekommen, die sie ihm übergeben hatten. Eine kurze Zeitspanne lang hatte Imphallion wieder einen König, einen echten König, wenn auch nicht dem Namen nach.« Corvis deutete mit einem schwarzen, eisenbehandschuhten Finger auf eine Person in der Versammlung, einen Burschen, der nach der neuesten Mode gekleidet war und dessen Kleidung vollkommen durchgeschwitzt war. Er wurde blass, als er sich im Zentrum der Aufmerksamkeit sah. »Du da. Wie ist dein Name?«
»Ich … Bidimir Vrenk, oh Fürchterlicher Fürst. Ich repräsentiere die großartige, wenn auch bescheidene Gilde der Spielmannsleute.«
*F ÜRCHTERLICHER F ÜRST ?* Khanda musste lachen.
Corvis ignorierte ihn. »Sagt, Meister Vrenk, wie genau ist Herzog Lorum damals mit der Krise umgegangen? Was hat er versucht zu erreichen, als die Schlange am Horizont auftauchte?«
»Na ja, er hat versucht … die Macht zu vereinigen.« Vrenk zog nachdenklich die Augen zusammen. »Unter seiner Führung.«
Ein leises Murmeln lief durch die Versammlung der Gildenmeister.
»Und wenn schon!«, erklärte Espa, der aufstand, allerdings erst, nachdem er Seilloah einen vorsichtigen Blick zugeworfen hatte. Sie reinigte sich mit seinem Dolch jedoch nur die Fingernägel. »Unsere Streitkräfte zu vereinen war die beste Methode, dieser Krise Herr zu werden!«
»Aber wir haben es ihm angeboten!«, verkündete Salia Mavere. Ihre Rüstung klirrte unter ihren Roben, als sie sich auf ihrem Stuhl bewegte. »Wir waren mehr als bereit, mit unseren Truppen neben den seinen zu kämpfen! Aber das genügte ihm ja nicht! Die Führung musste in einer Hand liegen! Euer Gnaden, ich würde wirklich sehr gerne wissen, warum.«
»Das verhindert Konfusionen«, erwiderte Lorum, der die Stimme erhoben hatte. »Es ist weit effizienter! Es …«
»Es würde die Macht wieder in Eure Hände legen«, fuhr Corvis ihm in die Parade. »Ich habe keine Lust, hier herumzusitzen und über Eure Motive zu spekulieren. Vielleicht habt Ihr einfach nur den Geschmack der Macht zu sehr genossen, die Ihr nach dem letzten Krieg erhalten habt. Zur Hölle, vielleicht habt Ihr tatsächlich geglaubt, Ihr würdet das Beste für Imphallion tun, so oder so. Aber egal, Ihr habt jedenfalls den perfekten Weg gefunden, um diese Macht zu erlangen. Ihr konntet einfach nicht verlieren, Audriss.«
»Hört endlich auf, mich so zu nennen!«
»Denn ob es Euch gelungen wäre, Imphallion als die Schlange zu erobern, oder ob Ihr die Gildenmeister hättet dazu bringen können, Euch die Kontrolle zu übergeben, Ihr hättet am Ende die Macht gehabt. Und weil die Nation gerade einen schweren Krieg durchgemacht hatte, würde niemand übrig bleiben, der genug Kraft besäße, sich gegen Euch zu stellen.«
Lorum richtete sich auf. Seine Miene war frostig. »Falls Ihr nicht irgendwelche Beweise für diese lächerlichen Behauptungen vorlegt, weigere ich mich, sie mir weiter anzuhören.«
»Oh, das kann ich.«
Der Regent schien zusammenzusacken.
»Ich habe ja bereits ausgeführt, warum Audriss jemand sein muss, der Macht in Imphallion besitzt. Genau genommen jemand in diesem Raum. Er, das heißt Ihr, wusste einfach zu viel. Ihr wusstet von Rheas Errungenschaften. Und Ihr wart viel zu geschickt darin, den Patrouillen aus dem Weg zu gehen, die ausgesandt wurden, um Euch abzufangen.
Sagt mir, wie sonst hätte es Jassions Abteilung gelingen können, an Audriss’ Streitkräften vorbeizukommen, um meine kleine Armee am heutigen Morgen anzugreifen? Ich bezweifle ernsthaft, dass die Kundschafter der Schlange ein ganzes Bataillon übersehen haben, das sich an ihnen vorbeigeschlichen hat. Es sei denn natürlich, man hat ihnen befohlen, sie ziehen zu lassen. Audriss hätte diesen Befehl nur dann gegeben, wenn er gewusst hätte, dass sie mich angreifen und nicht ihn!«
Die Blicke, die in Lorums Richtung zuckten, veränderten sich unmerklich. Sie waren weniger schockiert, weniger verwirrt, dafür jedoch eindeutig wütender.
»Ich erkenne immer noch keine Beweise, Rebaine.«
»Wie wäre es damit?« Corvis fuhr mit dem Finger über die Narbe auf seiner Wange.
»Was soll damit sein?«
»Seht mich an, Lorum. Ihr habt mich gesehen, nachdem Ihr und Jassion mich zusammengeschlagen und
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