Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
gefoltert …«
»Verhört!«
Der Kriegsfürst räusperte sich. »Zusammengeschlagen und gefoltert habt«, wiederholte er. »Ich konnte kaum noch laufen. Aber mache ich auf Euch im Moment den Eindruck, als wäre ich verletzt?«
»Magie, nehme ich an!«, spie Lorum hervor.
»Stimmt. Sie hat mich geheilt, bis auf diese kleine Wunde hier. Diese Verletzung kann nämlich selbst Magie nicht heilen. Mir ist schließlich eingefallen, woher ich sie habe: von Euch. Ihr habt mich dort geschlagen. Einmal. Und Euer Siegelring hat mir die Haut aufgerissen. Sie ist nicht tief, und der Zauber hätte sie vollkommen beseitigen sollen. Aber, wie Ihr seht und wie ich einem Eurer Handlanger erklärt habe, die mich ›gerettet‹ haben: Von Dämonen geschlagene Wunden reagieren nicht auf Magie. Dämonen wie zum Beispiel Pekatherosh.«
Corvis warf Rheah Vhoune einen fragenden Blick zu. »Lady Rheah, ich weiß, dass Ihr keinen Grund habt, mir zu vertrauen. Aber ein einfacher Suchzauber nach diesem Ring wird beweisen, ob ich die Wahrheit sage.«
Die Zauberin wurde blass, und ihre Zerrissenheit war ihr deutlich anzumerken. Dann seufzte sie tief auf und nickte. »Ihr habt recht.« Sie trat vor. »Ich bitte um Verzeihung, Euer Gnaden. Mir ist klar, dass dies respektlos erscheint, aber wir müssen sichergehen.«
»Selbstverständlich«, sagte Lorum förmlich und hob die Hand, damit sie den Ring mit dem roten Stein sehen konnte. »Das verstehe ich vollkommen.«
Ein gewaltiger Strahl von Magie fegte aus seiner ausgestreckten Faust. Rheah flog mit brennenden Kleidern durch den Raum und landete mit einem markerschütternden Krachen an der gegenüberliegenden Wand.
Die gesamte Versammlung war sofort auf den Beinen, einige schrien auf, andere wirkten wie erstarrt, etliche rannten Hals über Kopf zur Tür, und einige wenige zückten die Waffen, die sie am Körper trugen.
Corvis jedoch kam ihnen zuvor. Noch bevor das Glühen von Audriss’ Angriff nachgelassen hatte, sprang der Schrecken des Ostens über den Konferenztisch, Spalter in der Hand. Doch wenige Zentimeter vor seinem Ziel schien ihn eine unsichtbare Faust zu treffen. Der Kriegsfürst landete mit voller Wucht auf dem Boden, und der Aufprall nahm ihm den Atem. Mühsam rappelte er sich hoch und sah gerade noch, wie Ellowaine mit wirbelnden Faustäxten auf Audriss zulief.
»Nein!«, schrie er. »Zurück, Ellowaine!«
Die Söldnerin knurrte, ein Laut, der eher zu einem Tier als zu einem Menschen passte, gehorchte jedoch.
Sie hatten es jetzt tatsächlich mit Audriss zu tun, nicht mehr mit Herzog Lorum. Die unmögliche steinerne Rüstung war wieder da, die gesichtslose Maske zurück an ihrer Stelle. Eine Hand glühte in einer widerlichen Aura von Grün und Rot, mit der anderen hielt er Kralle tief an der Hüfte, bereit, sofort zuzustoßen. Immer wieder blitzte es rot und grün auf, und zwar nicht rings um die Hand der Schlange, sondern in der Luft. Das war es, wurde Corvis klar, was seinen Angriff vereitelt hatte.
»Verdammt sollst du sein, Rebaine!«, zischte Audriss ihn hasserfüllt an.
Corvis zuckte mit den Schultern. »Ich muss zugeben, die Sache mit der Körpergröße war ein netter Trick. Du bist wirklich kleiner, wenn du die Rüstung trägst. Es muss schrecklich anstrengend sein, diese Art von Magie auf seine Kleidung zu wirken.«
»Du hast ja keine Ahnung.« Audriss schüttelte den Kopf. »Dir ist sehr wohl bewusst, dass du mich gezwungen hast, meine Pläne ein wenig zu ändern.«
»Das war meine Absicht. Du kannst nicht mehr gewinnen. Das Hochkonzil kennt jetzt die Wahrheit.«
»Allerdings. Zu schade. Sie wären in den nächsten Monaten zweifellos sehr nützlich gewesen. Es gibt einiges wiederaufzubauen. Aber ich nehme an, dass ich ohne sie zurechtkommen muss.«
Die Konzilmitglieder, die versucht hatten zu fliehen, hatten längst herausgefunden, dass die Tür keinen Fluchtversuch zuließ. Jetzt, nach Audriss’ schrecklicher Bemerkung, stöhnten viele oder schrien. Diejenigen, die etwas mehr Mut hatten, angeführt von der zu allem entschlossenen Salia Mavere, hämmerten auf den infernalischen Schild ein, der ihren ehemaligen Regenten umgab, jedoch mit ebenso wenig Erfolg wie Corvis.
»Rebaine«, zischte Rheah, die an seine Seite humpelte. Eine dünne Blutspur rann ihr aus der aufgeplatzten Lippe über das Kinn, und sie schonte ihr linkes Bein. »Du darfst auf keinen Fall zulassen, dass er damit durchkommt!«
»Das habe ich auch nicht vor«, antwortete er. »Wir beide
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