Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
ausreichte, dass sie zusammenarbeiteten. Sie verdienten es nicht, zu regieren. Etwas in Corvis fragte sich, ob sie es überhaupt verdienten, zu überleben.
»Was macht Ihr hier?«, platzte Herzog Edmund schließlich heraus. Er war kurz davor, hysterisch zu werden. »Was wollt Ihr von uns?«
»Ich versichere Euch«, fuhr Nathaniel Espa etwas ruhiger fort, »dass Ihr Euch Illusionen macht, wenn Ihr versucht, uns im Austausch gegen die Stadt als Geiseln zu nehmen. Die Sicherheit unserer Bürger …«
»Halt die Luft an, du Windbeutel!«, fuhr Corvis ihn an. »Bei allen Göttern, seid ihr wirklich von Natur aus so dumm oder habt ihr Kieselsteine in den Ohren? Ich arbeite nicht mit Audriss zusammen!«
Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann konnte Corvis das Gewicht ihrer ungläubigen Blicke förmlich spüren. Unerschrocken redete er weiter.
»So schockierend das auch für euch alle sein mag, einschließlich meiner selbst, ich versuche euch zu helfen!«
»Ha!« Herzog Lorum stand auf, langsam, um die nervöse Lady mit den Faustäxten nicht zu reizen, und starrte auf den größten Albtraum seiner Zeit. »Bei allem gebührenden Respekt, Lord Rebaine, tut, weshalb Ihr gekommen seid, und bringt es hinter Euch, aber erspart uns die Lügen. Es ist ganz offenkundig, was hier passiert!«
»Tatsächlich?« Der Kriegsfürst marschierte methodisch auf und ab. »Genau das frage ich mich gerade.«
Mit diesen Worten verstummte er, und nur seine Absätze klackten über den kalten Steinboden. Etliche Mitglieder des Konzils sahen sich furchterfüllt und verwirrt an. Was auch immer sie vom Schrecken des Ostens erwartet hatten, das jedenfalls nicht.
Am anderen Ende des Tisches rutschte Nathaniel Espa auf seinem Stuhl hin und her. Verstohlen ließ er eine Hand hinabgleiten und schloss die Finger um den Griff des Wurfmessers in seinem rechten Stiefelschaft.
»Baron Jassion von Braetlyn«, sagte Corvis unvermittelt, ohne seinen Marsch zu unterbrechen, »ist so einiges. Wie unsere verehrte Lady Rheah deutlich ausführte, ist er gewalttätig, jähzornig und brutal. Für Letzteres verbürge ich mich selbst, ihr werdet kaum einen brutaleren Mann treffen.« Er zuckte zusammen, als er sich an die Qualen erinnerte. »Aber er ist nicht Audriss, obwohl auch ich das denken sollte.« Der Kriegsfürst lächelte, ohne seinen Marsch zu unterbrechen. »Dass ihr getäuscht wurdet, damit ihr dasselbe glaubt, ist vollkommen zweitrangig. Alle diese gefälschten Beweise haben nur auf mich gezielt. Als eine Art Ersatzplan, sozusagen. Was dies angeht, scheint Audriss ziemlich gut zu sein.«
»Welche Beweise habt Ihr?«, fragte Rheah leise. Sie verzog die Lippen, als würde selbst die Frage sauer schmecken. Ganz offensichtlich begriff sie, dass hier etwas im Gange war, von dem sie wusste, dass es ihr nicht gefallen würde. Ebenso eindeutig war sie zu dem Schluss gekommen, dass Corvis möglicherweise wusste, worum es sich handelte, obwohl allein dieser Gedanke sie zu ersticken drohte.
Espa hatte den Dolch halb aus der Scheide gezogen, als er einen Finger auf der Schulter spürte. »Wenn sie dichter bei dir gestanden hätte«, flüsterte Seilloah ihm zu und deutete mit der freien Hand auf Ellowaine, »wärst du jetzt mausetot. Ich bin ein ganz klein bisschen weniger blutrünstig, deshalb gebe ich dir Gelegenheit, mir den Dolch auszuhändigen, bevor ich dich damit filettiere.«
»Glaubt Ihr wirklich, Ihr könntet mich aufhalten, wenn ich ihn benutzen wollte?«, erkundigte sich der alte Ritter ebenso leise.
Die Hexe veränderte ihren Griff ein wenig, so dass ihr Daumen nun direkt auf der Haut am Hals des Mannes ruhte. »Ich halte in meiner Handfläche einen Dorn«, erklärte sie ihm, »den ich in eine faszinierende Mischung von Kräuterextrakten getaucht habe. Wenn ich deine Haut damit auch nur anritze, bist du auf der Stelle gelähmt. Das heißt, du kannst dich nicht mehr bewegen, aber du spürst noch sehr genau, wenn ich mit dem Filettieren beginne.«
Mit finsterer Miene reichte er ihr den Dolch.
»Gut. Und jetzt pass schön auf.«
»… sehr subtil gemacht«, sagte Corvis gerade, der immer noch auf und ab ging. »Es war extrem clever und sehr geschickt eingefädelt. Nichts Offensichtliches, gerade genug, dass ich dachte, ich hätte es selbst herausbekommen. Vergesst nicht, ich habe Audriss von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden, also habe ich ihn in allen Einzelheiten wahrnehmen können. Er trägt einen Ring, einen Smaragd in einer
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