Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
sollten eigentlich kein Problem damit haben, seine Sperre einzureißen. Und dann …«
»Wirklich possierlich, Rebaine!«, zischte Audriss. »Aber ich fürchte, du wirst nichts dergleichen tun. Khanda, jetzt.«
Corvis erstarrte. »Was?« Er flüsterte das Wort kaum vernehmlich, als er beinah gegen seinen Willen auf sein linkes Handgelenk sah.
*T UT MIR LEI D , KLEINE P LANÄNDERUNG .* Im nächsten Moment war das Armband verschwunden, verblasste binnen Sekunden an Corvis’ Handgelenk und tauchte dafür an dem der Schlange wieder auf. In das Grün und das purpurne Rot, das Audriss umgab, mischten sich tiefrote Funken.
Der Schrecken des Ostens empfand plötzlich den überwältigenden Drang, sich auf den Boden zu setzen und zu schluchzen.
»Rheah«, stieß er zwischen den Zähnen hervor.
»Vergiss es. Ich hätte seinen Schild vielleicht einreißen können, als er nur eines von diesen Dingern hatte. Gegen beide kann kein lebender Mensch etwas ausrichten.«
»Rheah Vhoune.« Audriss’ Stimme klang auf einmal seidenweich. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
»Fahr zur Hölle!«
»Das ist wirklich nicht sehr nett von dir. Ich glaube, du hast etwas, das ich haben will. Gib es mir, sonst werde ich sie alle töten. Und zwar sofort.« Er hob eine Hand, und aus der Gruppe der Versammelten, die sich ängstlich zusammendrängten, stieg ein furchtsames Stöhnen auf.
»Du wirst sie ohnehin töten«, protestierte Rheah.
»Vielleicht nicht. Sobald ich den Schlüssel habe, stellen sie keine Bedrohung mehr für mich dar, ganz egal, was sie wissen.«
»Ich …«
Audriss schnippte mit den Fingern, und ein rotes Glühen ging von seinem neuen Armband aus. Bidimir Vrenk schüttelte sich einmal kurz, hustete und beschmutzte dann alle um sich herum mit Knochensplittern und Gehirnmasse, als sein Schädel explodierte. Der kopflose Leichnam blieb noch etwa fünf Sekunden lang aufrecht stehen, bevor er mit einem feuchten Klatschen auf dem Boden landete.
Dann rumste es noch ein paar Mal, als eine Handvoll Konzilmitglieder ohnmächtig wurde.
»Lecker, lecker«, sagte Audriss kalt. »Ein Häppchen für meinen neuen Freund. Offenbar kann mit der Macht von zwei Dämonen sogar eine argwöhnische Seele verzehrt werden. Ich glaube, Pekatherosh ist ebenfalls hungrig. Also, eins, zwei …«
»Hier!«, schrie Rheah und riss ein kleines, rundes Etui aus Elfenbein aus einem Beutel an ihrem Gürtel. »Nimm es, verdammt sollst du sein!« Mit Tränen in den Augen schleuderte sie das Etui der Schlange gegen die Brust.
Es blieb mitten in der Luft hängen, gefangen in Tentakeln aus rotem Licht, und glitt dann langsam zu ihm hinüber. Er öffnete den Verschluss mit dem Daumen und warf einen neugierigen Blick auf den Inhalt. »Oh ja. Das sollte funktionieren.«
»Es wird dir nichts nützen!«, fuhr Corvis ihn an. »Du hast nämlich das dafür erforderliche …«
Die Schlange hob die rechte Hand, so dass sie beide Khanda sehen konnten. »Nein?«
»Oh, verflucht …«
Audriss schob Kralle in die Scheide zurück und hob die Hand. Ein schwerer, in Leder gebundener Foliant tauchte in seiner Faust auf. Er dampfte wegen des plötzlichen Temperaturunterschieds.
»Wie leichtsinnig von dir, Rebaine«, tadelte Audriss ihn, während er die Feuchtigkeit von dem schweren Einband wischte. »Das hier im Eis zu verstecken. Wäre es irgendein anderes Buch gewesen, hätte die Feuchtigkeit es zweifellos vernichtet!«
Die Schlange, unangreifbar hinter ihrem infernalischen Schutzwall, breitete die kleine Schriftrolle mit dem Schlüssel aus und blätterte gelassen durch die Seiten des Buches, während sie gelegentlich einen Blick auf den Schlüssel warf. Die Versammelten starrten hilf- und fassungslos auf den Mann, der im wahrsten Sinn des Wortes ihr Leben in den Händen hielt.
»Oh Rebaine, du hättest bestimmt einige von diesen Sprüchen geliebt«, meinte Audriss mit schrillem Lachen. »So etwas wie die Zaubersprüche in diesem Buch habe ich noch nie gesehen! Soll ich dich verfluchen? Ich meine jetzt nicht mit irgendeinem beliebigen Fluch, sondern mit einem, der sich nicht bloß auf all deine Nachkommen erstreckt, sondern auf jeden, mit dem sie auch nur reden? Oder soll ich einen Berg von der Erde nehmen und ihn auf dich herabstürzen lassen? Einen Sturm heraufbeschwören, der einen Kontinent hinwegfegt? Oh, diesen hier würdest du besonders mögen, mein lieber Schrecken. Ein Bann, mit dem man Dutzende von Leuten kontrollieren kann, solange man einen
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