Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
Audriss stehen, mitten über dem Stadtzentrum. Seine Stimme wurde lauter, übertönte den Lärm der Bürger unter ihm und auch den der Schlacht, die nach wie vor um die Mauern tobte. In einem einzigen Augenblick brachen Dutzende von Bürgern auf den Straßen zusammen, in Pfützen von Blut. Es war ein letzter Ausbruch von Macht, um die natürlichen Barrieren zu durchbrechen, welche die Perversion verhinderten, die Audriss gerade wirkte. Im Schatten der nahegelegenen Gassen nahm Corvis Bewegung wahr. Eine Handvoll von Audriss’ Kobolden, die mit großem Vergnügen die Kuriere der Armee abgeschlachtet hatten, als sie mit Befehlen hin und her eilten, blickten hoch und verschwanden förmlich in der Erde, flohen vor dem, was sie in der Magie ihres Meisters spürten.
Im nächsten Moment trat eine vollkommene Stille ein. Corvis hörte, wie er selbst zweimal schluckte, um sicherzugehen, dass er nicht taub geworden war. Am Rand der Stadt, etliche Meilen von dem Punkt entfernt, an dem die Schlange stand, schienen die Wolken am Himmel zu erbeben, wurden erst dunkel und dann schwärzer, als irgendeine Wolke jemals werden konnte. Sie wurden härter, als würden sie eine feste Decke über den Köpfen der Soldaten auf dem Boden bilden. Und dann riss diese Decke auf.
Aus dem Riss in der Welt wehte ein wilder, eisiger Wind. Er fegte über die Felder, über die Mauern, über die Stadt und trug die Stimmen der Verdammten mit sich: Aber es waren nicht Hunderte von Stimmen oder Tausende, sondern Millionen und Abermillionen von Seelen, die in unablässiger, endloser Qual kreischten. Die Luft stank nach Tod, als käme sie aus allen Häusern der Toten, und selbst kräftige Männer und Frauen brachen zusammen, würgten und übergaben sich, während sie auf den Knien lagen.
Der Spalt verbreiterte sich, und der Wind wurde stärker. Und dann waren sie da. Sie waren nicht aus dem Spalt im Himmel geklettert, sondern einfach darunter aufgetaucht, als hätte der Wind sie dorthin getragen, und standen nun kreischend hoch über der Stadt und dem Schlachtfeld. Die Soldaten beider Armeen warfen ihre Waffen weg und rannten um ihr Leben, denn sie wussten, dass jetzt das Ende für sie alle gekommen war.
Das Ende von allem. Der Untergang der Welt. Feuer und Flut. Die Kinder der Apokalypse.
Maukra und Mimgol.
Maukra, der Drache, Flammenbrut. Hunderte von Metern lang, hob er seinen von Flammen umringten Schädel hoch über die Gebäude, die er allein durch seine Präsenz zerschmetterte, einfach in Brand setzte, indem er sich ihnen näherte. Sein Reptilienleib wand sich im Pulsschlag eines grauenvollen, unmenschlichen Herzens. Er reckte den Kopf höher, immer höher. Sein Hals fächerte sich auf, wie bei einer Kobra mit monströsen Proportionen, und in den Flächen der einzelnen Fächer wanden sich unter der Haut die blassen Fratzen der Verdammten. Sie streckten ihre geisterhaften Arme nach denen aus, die sich bald zu ihnen gesellen sollten, eine liebende Umarmung, die sich nie wieder lösen würde, während sie unablässig kreischten und kreischten.
Mimgol, die Spinne, Kind der Fluten. Sie war kleiner als ihr Bruder, dennoch über zehn Meter hoch und mehr als dreimal so breit. Wie eine Tarantel mit dicken, pelzbesetzten Beinen huschte sie seitlich mit außergewöhnlicher Geschwindigkeit über die Straßen hinweg. Ihre Zangen waren groß genug, um ganze Burgen zu zerschmettern, und aus dem Unterleib der Bestie strömten Bäche wässrigen Giftes, der Pestilenz, die sich über die Pflastersteine der Straßen ergoss. Ein streunender Hund schnüffelte mit eingezogenem Schwanz zögernd an der flüssigen Substanz, heulte auf und schlug mit den Pfoten gegen seine Schnauze, als die gesamte Vorderseite seines Kopfes schlicht herunterfiel. Die Leute, die vor den Flammen des Drachen geflüchtet waren, wateten durch die Ströme von Fäulnis, die von der Spinne herabregneten. Sie brachen tot oder sterbend zusammen, erbrachen ihre Organe oder ertranken an ihren Körperflüssigkeiten. Mimgol beobachtete all das, während ihr Kopf wie bei einer echten Spinne vor und zurück zuckte, und in jedem einzelnen Punktauge der gigantischen Spinne triefte eine riesige und starre menschliche Iris.
»Das«, erklärte Corvis, der unnatürlich blass geworden war, »sieht nicht aus wie das Ergebnis eines gescheiterten Zauberspruchs.« Seine Hände schwitzten in den Handschuhen, seine Eingeweide verkrampften sich zu einem Ball und schienen ihm bis in die Brust zu kriechen.
»Er ist
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