Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
wahnsinnig«, flüsterte Salia, die unaufhörlich das heilige Zeichen von Verelian vor sich in die Luft schlug. »Er ist komplett wahnsinnig geworden!«
»Rheah«, erkundigte Corvis sich. »Was ist da schiefgelaufen?«
Die Zauberin starrte auf die Stadt und lauschte den Schreien der Sterbenden, die allmählich das Kreischen der Verdammten übertönten. »Ich wusste nicht … Ich konnte nicht wissen …«
»Was konntest du nicht wissen?«, fuhr Ellowaine sie an. In ihre Stimme mischte sich ein Anflug von Hysterie.
Seilloah schüttelte den Kopf, obwohl auch sie den Blick nicht von diesen urtümlichen Kreaturen losreißen konnte, die durch die Stadt schritten und alles und jeden vernichteten, der ihnen in die Quere kam. »Das ist das Problem mit solchen Beschwörungszaubern«, sagte sie leise, die Hände zu Fäusten geballt. »Etwas zu beschwören ist verdammt einfach. Es zu kontrollieren erfordert dagegen wirkliches Können.«
»Mit anderen Worten«, krächzte Espa hinter ihnen. »Das Einzige, was Rheahs falscher Schlüssel bewirkt hat, ist möglicherweise …«
»Dass Audriss sie ebenfalls nicht kontrollieren kann«, beendete Corvis den Satz für ihn. »Aber da er will, dass sie die Stadt vernichten, bis sie uns erreicht haben, hat er noch gar nicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt.« Er schluckte einmal. »Gut gemacht, Rheah!«
»Spar dir deinen Spott, Rebaine!«, fuhr Rheah ihn an. Ihre tränengeröteten Augen glühten wutentbrannt. »Woher hätte ich wissen sollen, dass er so verrückt ist und versucht, eine Große Beschwörung zu wirken? Ich habe unter den gegebenen Umständen das Bestmögliche getan, was mehr ist, als ich von etlichen anderen behaupten kann, die an dieser Angelegenheit beteiligt sind!«
»Das können nicht die Kinder der Apokalypse sein!«, erklärte die Priesterin, die immer noch das Zeichen ihrer Gottheit machte, als wollte sie nie damit aufhören. »Die Götter selbst haben diese Missgeburten eingesperrt! Kein Sterblicher, wie mächtig er auch sein mag, kann einen Zauber schaffen, der sie befreit!«
»Vielleicht sind sie es gar nicht«, antwortete Corvis. »Vielleicht sind es nur dämonische Essenzen, in denen Projektionen der Zwillinge wohnen. Aber ist dir klar, welchen Unterschied das für uns macht?«
»Gar keinen«, erklärte Rheah, deren Blick von Salia zum Kriegsfürsten glitt. »Also gut, nichts hat sich geändert. Wir müssen dem Einhalt gebieten. Wenn wir nichts dagegen unternehmen, ist die ganze Stadt in wenigen Stunden tot.«
Corvis nickte. »Viele Zauber brechen zusammen, wenn der Wirker stirbt. Glaubst du, dass der hier so einer ist?«
»Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.« Sie dachte angestrengt nach. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Selakrian gewollt hätte, dass diese Kreaturen unkontrolliert herumrennen, wenn ihm etwas zugestoßen wäre. Also hat er vielleicht eine Sicherung in diesen Bann eingebaut.«
»Warum hat er diesen Zauberspruch überhaupt erst geschaffen?«, schrie Ellowaine.
»Vielleicht, weil er es konnte.« Rheah zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung, ob dieser Bann verwirkt, wenn Audriss getötet wird, oder nicht, aber ich sehe keine Alternative.«
»Also gut.« Corvis musterte Audriss sorgfältig und zwang sich, das Massaker zu ignorieren, das am Rand der Stadt vor sich ging.
Obwohl ihm bei dem Gedanken beinahe schlecht wurde, musste er zugeben, dass die Vorgehensweise der Zwillinge, ganz gleich, ob es nun die echten mythischen Kreaturen waren oder nur dämonische Fälschungen, ihnen eigentlich zugutekam. Die Beharrlichkeit der Monster, mit der sie darauf bestanden, alles abzuschlachten, was ihnen begegnete, hielt sie auf. Denn sie durchwühlten den verbrannten Schutt und untersuchten ertrunkene und verbrannte Leichen, um sich davon zu überzeugen, dass nichts und niemand überlebt hatte. Wären sie dagegen so schnell weitergezogen, wie sie es vermocht hätten, hätten sie bereits den halben Weg zur Halle der Zusammenkunft hinter sich.
Es würde sicher nicht mehr lange dauern, bis Audriss bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Also mussten sie schnell reagieren. Corvis betrachtete weiterhin die Schlange, versuchte Einzelheiten zu erkennen, trotz der Entfernung und des Rauchs, suchte nach …
Da. Es war kaum sichtbar in dem flackernden, bösartigen Glühen des grauenvollen Infernos, das sich unter ihnen ausbreitete, aber Corvis bemerkte das kaum wahrnehmbare silbrige Aufblitzen am Handgelenk des schwarz gekleideten Kriegsfürsten, der in
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