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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Luft schritt. Vermutlich würde Audriss sie nicht kommen sehen … Er wirkte vollkommen verzückt von der Verheerung, die er durch seine Beschwörung anrichtete.
    Aber Audriss war nicht der Einzige mit einem Tunnelblick.
    Ein schwacher Nebelhauch, unkenntlich in dem Rauch der brennenden Gebäude und den Haufen von Schutt und Leichen, flankierte ihren Weg. Der Nebel hatte keine Augen, um sie zu beobachten, aber er hielt perfekt mit ihnen mit, blieb nie mehr als ein paar Schritte vor oder hinter ihnen. Er hatte keine Ohren, doch ihre Worte hatten ihn wie ein Schlag getroffen.
    Obwohl Mithraem im Moment kein Gesicht hatte, mit dem er seine Stimmung hätte ausdrücken können, kochte er vor Wut, einer geradezu überwältigenden Wut. Sein Zorn war so ungeheuerlich, dass der Älteste und Mächtigste der Endlosen Legion nur mit Mühe verhindern konnte, dass er sich materialisierte und die erstbesten Sterblichen anfiel, ganz gleich, wer es auch sein mochte, sie zerstückelte und ihr Blut trank, bis sein nie endender Durst gestillt war.
    Wie konnte er es wagen? Wie konnte dieser hinterhältige kleine Narr ihm dies vorenthalten! »Keine große Sache.« Wahrhaftig! Selakrians Zauberbuch, bei den finstersten Göttern! Und Mithraem hatte sich seine größte Chance, es zu erbeuten, einfach durch die Finger gleiten lassen! Hätte er gewusst, welches Buch Rebaines Speichellecker im Austausch gegen ihn angeboten hatten, dann hätte er der Schlange kein einziges Wort davon erzählt. Denn mit diesem Buch in Händen würde er Audriss nicht mehr brauchen, keinen einzigen sterblichen Verbündeten, und zwar nie wieder.
    Nun war ihm klar, weshalb Audriss ihm nichts von dem Buch erzählt hatte. Aber dieses Wissen machte die Lage nicht weniger unerträglich.
    Audriss, Herzog Lorum, die Schlange, wie auch immer er sich gerade nennen mochte … Selbst mit einer solchen Macht zu seiner freien Verfügung waren seine Träume in Wirklichkeit nichts weiter als genau das: Träume. Kein Zauberspruch konnte ihn zu etwas anderem machen als dem, was er war: ein Mensch. Gewiss, er konnte sein Leben verlängern, aber er würde niemals Unsterblichkeit erlangen.
    Mithraem dagegen war unsterblich. Mit Selakrians Macht hätte er tatsächlich als Gott über die Menschen herrschen können, und das bis zum Ende aller Zeiten. Ebenso wenig wurde er von irgendwelchen noch so leisen Skrupeln daran gehindert, für die selbst Audriss anfällig war. Die Schlange hatte nur ein paar Jahrzehnte zur Verfügung, in denen sie sich von den schwachen und zerbrechlichen menschlichen Emotionen befreien konnte. Mithraem dagegen hatte weit über hundert Jahrzehnte erlebt – mehr als genug Zeit, auch die letzte flackernde Glut eines solchen Unsinns zu ersticken.
    Weshalb er weit mehr dieser Macht würdig war, als Audriss es war oder jemals sein konnte.
    Aber das musste genügen, fürs Erste jedenfalls. Audriss vertraute Mithraem und glaubte, er hätte ihn unter Kontrolle. Sollte er das ruhig annehmen. Sollte er zufrieden und träge durch seine neu gewonnene Macht werden. Mithraems Geduld war die eines wahrhaft Unsterblichen. Er konnte warten. Er konnte lange warten.
    Im Augenblick jedoch musste er dafür sorgen, dass Audriss den Folianten nicht an jemand anderen verlor, an jemanden, der für Mithraems zukünftige Machenschaften möglicherweise weniger empfänglich war. Das bedeutete, er musste diesen erbärmlichen Plan verhindern, den Corvis Rebaine und seinesgleichen ausgebrütet hatten.
    Vielleicht konnte er das sogar zu seinem Vorteil ausnutzen. Möglicherweise inspirierte das den Kriegsfürsten dazu, der Endlosen Legion noch mehr zu vertrauen, als er es bereits tat.
    Hätte Mithraem ein Gesicht gehabt, hätte seine Miene sich von einer Fratze der Wut zu einem selbstzufriedenen Feixen verändert, als er jetzt dichter an die ahnungslose Gruppe heranglitt, wobei die Pflastersteine hinter ihm von klebrigem Blut schimmerten.

27
    Es gibt eine alte, wenn nicht uralte Legende, die man nur in den betagtesten, verschimmeltsten Büchern findet, vergessen von allen, bis auf die belesensten Weisen und Geschichtenerzähler. Darin geht es um eine kleine Stadt, eine Gemeinde namens Sanvescu. Dies ist kein Name aus Imphallion, sondern ein Name oder vielmehr eine Stadt, die lange vor dem erfolgreichen Feldzug von Imphalam dem Ersten ihre Blüte und ihren Niedergang erlebte. Sanvescu lag tief in einer Gebirgskette, geschützt vor den meisten Winterstürmen, bis auf die ganz schlimmen, durch die

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