Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
machten kehrt und rannten sofort zu den drei Gräbern, wenn auch nur, um sich noch einmal zu vergewissern, dass sie es mit einem sterblichen Widersacher zu tun hatten.
Zwei der Gräber waren unversehrt, und die Bäume darüber standen wie tags zuvor gerade und erhaben da. Doch über dem dritten Grab war der Stamm verrottet und hatte sich gekrümmt wie ein alter Mann. Das Grab war leer, als sie es aushoben, von der Leiche war nichts mehr übrig bis auf ein paar Stücke vom Herzen, das in den Wurzeln des sterbenden Baumes gefangen war.
Der Name des verschwundenen Bruders, so behaupten die Legenden, war Mithraem.
»Da drüben«, zischte Corvis und deutete auf eine überstürzt verlassene Taverne. »Ist das nah genug?«
Rheah warf einen Blick nach oben und versuchte die Entfernung zwischen dem Gasthaus und dem schwebenden Kriegsfürsten abzuschätzen. »Das wird knapp«, erklärte sie schließlich, »aber ich glaube, ich kann es bewerkstelligen.«
Die Tür war fest verschlossen, was Spalter allerdings nicht aufhalten konnte. Fünf Paar Stiefel stürmten durch den Schankraum, wirbelten Sägemehl auf und ließen die Bodenbretter knarren. Dann polterten sie die wackelige Treppe hinauf und schüttelten dabei den Staub vom Geländer. Corvis entschied sich für einen Raum am Ende des Ganges und stürmte hinein, nachdem er mit der Schulter die dünne Tür zertrümmert hatte.
Er hatte gut gewählt. Aus dem Fenster hatten sie einen ungehinderten Blick auf die schwebende Schlange und das Wüten dahinter.
Noch während Corvis und Rheah Position am Fenster bezogen und sich unter das Fensterbrett duckten, trafen die anderen so gut sie konnten ihre Vorsichtsmaßnahmen. Sie stellten die Tür wieder vor den Eingang, schoben das Bett und die Kommode durch den Raum und verbarrikadierten so den Zugang. Es war alles andere als eine solide Verteidigungsstellung, aber zumindest würde sie mögliche Angreifer für einen Moment aufhalten.
Zumindest menschliche Angreifer. Maukra und Mimgol würden das Gebäude einfach in Trümmer legen und die Ruine in Brand setzen, aber unsere kleine Gruppe hoffte, längst fertig zu sein, bevor die Kinder der Apokalypse diesen Teil der Stadt erreichten.
»Fertig?«, erkundigte Rheah sich etwas atemlos. Sie war eindeutig nicht so gelassen und gesammelt, wie sie erscheinen wollte. Aber das war auch ganz gut so, lenkte es Corvis doch von seiner eigenen Panik ab, die er kaum zügeln konnte.
»Ich denke schon. Was wird eigentlich genau passieren? Rede ich einfach mit ihm? Muss ich aus dem Fenster starren, oder reicht es, dass ich ihn sehe, wenn der Zauber beginnt?«
Rheah grinste schwach. »Die Wahrheit ist, dass ich ihn nicht zu dir bringen kann. Diese Art von Kommunikation erfordert, wie du selbst schon gesagt hast, eine gewisse Nähe. Ich kann dich allerdings zu ihm schicken.«
»Du findest nicht, dass es ein klein wenig auffällig wäre, wenn ich plötzlich neben Audriss schwebe? Ganz zu schweigen von diesem verfluchten Schild, den er um sich herum erzeugt hat. Wenn ich doch nur durch das Ding hindurchkäme, dann müsste ich das alles gar nicht erst machen. Ich dachte, du …«
»Du hast mich missverstanden, Rebaine. Ich schicke nicht alles von dir da hoch.«
Corvis blinzelte verwirrt. »Wie bitte?« Er klang nicht sonderlich intelligent.
»Das nennt man Projektion. Ich schicke deine Essenz in Khandas Schmuckstein.«
Der Kriegsfürst wich tatsächlich vor ihr zurück. »Was hast du gerade gesagt?«
»Das ist der einzige Weg. Ich verspreche dir, es ist sicherer, als es klingt. Das Amulett besitzt nicht den Zauber, dich zu halten, also besteht keine Gefahr, dass du darin gefangen bleibst. Du schaust nur kurz mal vorbei, führst dein Gespräch und kommst gleich wieder zurück.«
»Du bist wohl wahnsinnig geworden! Ich denke nicht im Traum daran …«
»Da hast du allerdings verdammt noch mal recht!«, schrie Rheah und reckte kriegerisch den Kopf vor, so dass sich ihre Nasen fast berührten. »Wenn du das nicht tust, gibt es keinen anderen Weg. Es ist der Moment gekommen, entweder zu handeln oder die Klappe zu halten. Immerhin hast du davon geredet, dass dies die einzige und letzte Chance sei, den Dingen, die hier gerade passieren, Einhalt zu gebieten und Audriss’ Pläne zu vereiteln, bevor er uns alle vernichtet. Du kannst jetzt nicht einfach den Schwanz einziehen, du Mistkerl!« Rheah hob die Hände und richtete sich mit angespannten Muskeln aus der Hocke auf.
Seilloah trat einen Schritt
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