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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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meisten Corvis selbst hierherbefördert hatte.
    Der Schrecken des Ostens, die Geißel von Imphallion, sank auf die Knie und übergab sich.
    Erst eine ganze Weile später, nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte und weitergegangen war, überlegte er, welche spirituelle Projektion sich wohl in seinem Magen befunden hatte, die er hatte auskotzen können. Aber er beschloss, lieber nicht zurückzugehen und nachzusehen.
    Dann waren die Baumreihen einfach zu Ende, und Corvis überblickte eine flache Ebene aus schimmerndem Schwarz, wie auf Hochglanz poliert. Wäre Nacht gewesen, hätte er unmöglich sagen können, wo der Horizont endete und welche Sterne real und welche nur eine Reflexion waren. Aber so reflektierte die schwarze Fläche nur den dumpfen roten Himmel darüber und erzeugte die Illusion eines regungslosen Sees aus schwarzem Blut.
    Genau in der Mitte dieses Sees befand sich eine verrottete hölzerne Struktur, die mehr als nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit einer knochigen menschlichen Hand aufwies. Als Corvis näher trat, wobei er vorsichtig über die Steine schritt, die in der Nähe des Wassers spiegelglatt waren, sah er, dass jeder Finger in Wirklichkeit eine zusammengestückelte Konstruktion aus Tauen und Holzbalken war, die allesamt in einer dicken, ausgefransten Schlinge endeten.
    Es war ein Galgen, der von jemandem gebaut worden war, der keinesfalls bei Verstand gewesen sein konnte. Die »Handfläche« war leicht geneigt und bildete die Plattform, auf welcher der Verurteilte stehen musste. Die »Finger« krümmten sich über diese Plattform und endeten direkt über Falltüren mit rostigen Angeln, die im Wind kreischten. Die Henkerschlingen waren derzeit leer, den Göttern sei Dank, aber unter dem Galgen lagen genügend getrocknete Knochen in großen Haufen, die bewiesen, dass dieser Galgen häufig benutzt worden war.
    Hinter diesem schrecklichen Gebilde hörte man lautes Atmen. Corvis ignorierte seine Nackenhaare, die sich erneut sträubten, und trat um den Galgen herum.
    Mit der Rückenlehne zum Galgen stand ein gewaltiger Thron, der vollkommen aus rotem Kristall errichtet war. Er wirkte angesichts der Umgebung verblüffend schlicht. Es gab keinen Schmuck, weder etwas Schönes noch etwas Entsetzliches, das seine Oberfläche verziert hätte, auch ragten keine Folterwerkzeuge aus der Rückenlehne oder den Armstützen hervor. Es war einfach nur ein Thron.
    Darin lümmelte ein junger Mann, ein Bein ausgestreckt, das andere über die Lehne geschlungen. Er war nackt bis auf ein Armband aus drei dünnen silbernen Reifen. Sein Körper war weiß wie Marmor und schien von einem Bildhauer geformt worden zu sein. Sein hellbraunes Haar war vollkommen durchschnittlich. Nur die Augen der Kreatur, die jeweils zwei Irisse nebeneinander besaßen, und das völlige Fehlen von Menschlichkeit in seiner Miene deuteten darauf hin, dass diese Kreatur, was auch immer sie sein mochte, vollkommen fremdartig war.
    Die Atemgeräusche, die lauter wurden, als Corvis sich näherte, kamen jedoch nicht von der Gestalt auf dem Thron, sondern von etwas, das sich darunter befand. Im ersten Moment konnte der Kriegsfürst nicht genau erkennen, worum es sich dabei handelte.
    »Corvis!«, rief die Gestalt auf dem Thron. »Wie anständig von dir, auf einen Besuch vorbeizukommen!«
    Im Bauch des Kriegsfürsten brodelte eine unverdauliche Mischung von Emotionen, während er sich zwang zu lächeln. »Ich habe mich immer gefragt, wie du wirklich aussiehst, Khanda.«
    »Was denn, dies hier? Das ist ohne Bedeutung. Nichts, was du hier siehst, ist real, jedenfalls nicht so, wie du diesen Begriff verstehst. Rheah, es war doch Rheah, die diesen kleinen Besuch arrangiert hat? Sie hätte dich warnen sollen, bevor sie dich hierhergeschickt hat.« Khanda beugte sich vor und zog seine unnatürlichen Augen zusammen. »Wo wir gerade davon reden, warum bist du überhaupt hier? Wir haben viel Zeit, ohne deinen Körper verstreicht die Zeit an diesem Ort weit schneller als draußen, also bist du herzlich eingeladen, mir in aller Ausführlichkeit zu antworten.«
    »Ich bin sehr froh, dass du mich das fragst«, antwortete Corvis und riss sich zusammen, damit er dichter an den Thron und die unheilige Kreatur treten konnte. »Vielleicht sollte ich dir dieselbe Frage stellen.«
    Es war bereits Äonen her, seit Khanda mit jemandem zu tun gehabt hatte, der seine Reaktionen tatsächlich sehen konnte. Obwohl er es sofort zu verbergen suchte, indem er hochmütig, ja

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