Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
ihn zu. Die Ähnlichkeit zwischen dem Neuankömmling und der Gefangenen entging ihm ebenfalls nicht. »Bist du ihr Vater?«
Corvis nickte.
»Wie rührend. Du bist also gekommen, um mit deiner Tochter zu sterben.«
Mellorins Peiniger arbeiteten schon seit etlichen Jahren zusammen, und obwohl sie sich ständig gegenseitig foppten, kämpften sie wie ein Mann. Noch bevor der Satz beendet war, sprang einer von ihnen vor. Es war nicht Brend, sondern derjenige, der dem Mädchen das Messer an die Kehle gehalten hatte. Er wollte jede noch so winzige Bedrohung, die ihr Vater darstellen mochte, so rasch wie möglich im Keim ersticken. Sie hatten diese Überrumpelungstaktik schon oft angewendet, und noch nie hatte sie versagt.
Aber wie heißt es doch so schön: Es gibt für alles ein erstes Mal.
Eine schemenhafte Bewegung, begleitet von einem Summen in der Luft, da zuckte der Spaten auch schon hoch und erwischte den Arm des Mannes. Kurz darauf hallte ein grauenvolles Krachen zwischen den Bäumen wider, auf das ein qualvoller Schrei folgte. Der Mann starrte mit Schmerzenstränen in den Augen auf seinen Arm und die beiden durchtrennten Enden des ehemals heilen Knochens, die jetzt durch das zerfetzte Fleisch schimmerten.
Brends Miene war schlaff vor Schreck, als er sich seinem Angreifer nährte und dabei hastig nach seinem Schwert griff. Corvis trat ihm entgegen und rammte ihm den Stiel des Spatens gegen den Hals. Brends Schwert rutschte aus der Scheide, als der Mann zu Boden stürzte und wie verrückt um sich schlug, während blubbernde Laute aus seiner Kehle drangen, als er verzweifelt versuchte, durch die zerquetschte Luftröhre zu atmen.
Die vier anderen Männer griffen gleichzeitig an; Varbin leitete die Attacke mit einem lauten Schrei ein. Vier Schwerter zuckten in die Höhe, gehalten von Händen, die begierig darauf warteten, diesen Eindringling zu töten, ihm alle Gliedmaßen einzeln auszureißen und die Erde mit seinem Blut zu tränken.
Aber das Gelände hatte sich gegen sie verschworen. Einer von ihnen stürzte zu Boden, da sein Stiefel sich in einer Wurzel verfing, die, wie er geschworen hätte, einen Augenblick zuvor noch nicht da gewesen war. Bevor er sich auch nur auf Händen und Knien aufrichten konnte, landete Corvis’ Spaten mit dem Blatt voran in seinem Genick. Ein anderes Raubein holte zu einem mächtigen Hieb aus, aber seine Klinge verhakte sich in einem ausladenden Zweig über ihm, was seinem Widersacher genügend Zeit zum Ausweichen gab.
Noch während Corvis mit der Rechten den Spaten schwang, packte er mit der Linken das Handgelenk des Mannes. Als die Leiche mit mehrfach gebrochenen Rippen auf den Waldboden fiel, hatte Corvis das Langschwert des Toten bereits in seinen Besitz gebracht.
Varbin war der Nächste; er fiel auf die Knie, als sich seine Füße in einem Strauch verfingen. Noch während er hinabsank, schoss das flache Ende des Spatens auf ihn nieder und zertrümmerte ihm die Nase. Der Schlag hätte vielleicht gereicht, um ihn zu töten. Corvis jedoch war müder, als er sich anmerken ließ, und wollte kein Risiko eingehen. Er erledigte den am Boden Liegenden mit einem kurzen Stich des erbeuteten Schwertes.
Damit war nur noch einer der Männer unverletzt. Ihm war vollkommen klar, welches Schicksal ihn erwartete, falls er den Kampf fortsetzte. Daher ließ er das Schwert zu Boden fallen und sank auf die Knie. »Ich ergebe mich!«, schrie er und starrte flehend zu Corvis hoch. »Ich ergebe mich!«
»Gut.«
Corvis rammte das blutige Langschwert in den Boden hinter sich, streckte die freie Hand aus und zerrte zunächst den Mann herbei, den er als Ersten angegriffen hatte und der jetzt schluchzend dastand und auf seinen verletzten Arm starrte. Er zog ihn neben denjenigen, der sich ergeben hatte. Während er die beiden im Auge behielt, kniete er sich ins Gras und nahm seine zitternde Tochter in die Arme.
»Haben sie dir wehgetan, meine Süße?«
»Sie … Sie haben mir auf den Kopf geschlagen«, erwiderte Mellorin und drehte das Gesicht zur Seite, damit er das Blut auf ihrem Schädel sehen konnte, das ihr Haar an den Wangen kleben ließ. »Und sie … sie wollten …«
»Still. Jetzt ist alles gut. Alles ist in Ordnung. Wir werden gleich hier weg sein.«
»Können wir nicht sofort nach Hause gehen?«, fragte sie flehentlich.
»Gleich, meine Süße, das verspreche ich dir.« Er wandte sich ab, damit sie die Tränen in seinen Augen nicht sehen konnte. »Erst muss Papa noch etwas erledigen. Und
Weitere Kostenlose Bücher