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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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kein unfähiger Taktiker. Aus diesem Grund gab es nur drei Möglichkeiten, warum er diesem Plan trotz dessen taktischen Mängeln folgte, und keine davon diente dazu, Corvis zu beruhigen.
    Erstens: Der Mann war vollkommen verrückt.
    Zweitens: Er wusste weit mehr über Corvis’ eigentliches Ziel, als es irgendeiner lebenden Seele erlaubt sein sollte. Er hatte damals selbst seinen vertrauenswürdigsten Generälen und Leutnants nicht gesagt, wonach er in den Tunneln unter der Stadt suchte.
    Drittens: Der Kriegsfürst schickte Corvis damit absichtlich eine sehr persönliche Nachricht.
    Alles in allem war keine dieser drei Möglichkeiten besonders erfreulich.
    Doch trotz all dieser Fragen, die ihm durch den Kopf gingen, konnte er nur wenig unternehmen. Obwohl er etliche Tage lang abgelenkt und abwesend war, lullte ihn die Routine des täglichen Lebens allmählich wieder ein und verlieh ihm jenes Gefühl von Trost, wenn nicht gar Zufriedenheit, die Tyannon und er in Chelenshire gefunden hatten. Daher wartete er auch fast zwei Wochen lang ab und beobachtete die allgemeinen Entwicklungen.
    Bis zu dem Nachmittag vor der regulären Zusammenkunft, an dem sich alles änderte.
    »Hab ich nicht!«
    »Hast du wohl!«
    Mellorin und Lilander kletterten über einen kleinen Hügel, während sie sich mit kindlichem Vergnügen anschrien. Die Auseinandersetzung ging jetzt schon eine halbe Stunde und drehte sich um die welterschütternde Frage, wer den letzten Streit angefangen hatte. Denn dieser letzte Streit hatte dazu geführt, dass man sie beide losgeschickt hatte, um Holz für das Herdfeuer zu sammeln, was ihren geplagten Eltern wenigstens ein paar Momente Frieden gewährte. Mellorin hatte das Argument ins Feld geführt, übrigens ein ihrer Meinung nach schlagendes Argument, dass zwei Kinder, selbst wenn sie zusammenarbeiteten, nicht so viel Holz sammeln konnten wie ein Elternteil allein.
    Selbstverständlich hatten die Eltern ihren Einspruch ignoriert.
    Erwachsene, beschwerte sie sich nun stumm, als sie einen Zweig aus dem Weg trat und zufrieden beobachtete, wie er an einem Baum zerbrach, denken einfach nicht logisch. Wenn Kinder die Welt regieren würden, wären alle besser dran.
    Sie blieb erschrocken stehen, als ein zweites, gedämpftes Knacken auf das erste folgte. Rasch betrachtete sie den Stock, aber der war eindeutig nur einmal zerbrochen. Da registrierte sie, dass das Rascheln der Blätter vor ihr, welches sie dem leichten Wind zugeschrieben hatte, just in dem Moment verstummt war, als das Knacken ertönte, und das, obwohl der Wind weiter wehte.
    Mellorin war ein außerordentlich intelligentes Mädchen und brauchte nicht einmal eine Sekunde, um zu begreifen, dass jemand in der Nähe war.
    So klug sie jedoch auch sein mochte, sie war in Chelenshire aufgewachsen, umgeben von freundlichen, liebevollen Menschen. »Hallo?«, rief sie daher neugierig. »Wer ist da?«
    Der Busch neben ihr explodierte förmlich. Mellorin sprang zurück und schrie vor Schreck und einem ersten Anflug von Angst auf. Sie sah den Umriss einer riesigen Gestalt, einen ungepflegten Bart und roch den säuerlichen Gestank von jemandem, der sich lange nicht gewaschen hatte. Dann durchzuckte ein scharfer, brennender Schmerz ihre Schläfe, und um sie herum wurde es dunkel.
    Lilander beobachtete das alles mit großen Augen aus dem Busch, in den er gefallen war, als seine Schwester zurückgesprungen war. Er verfolgte, wie der große Mann Mellorin aufhob und über die Schulter warf, verfolgte weiter, wie er in den Bäumen verschwand, und bemerkte auch das große Schwert, das der Fremde auf dem Rücken trug.
    Als er sicher war, dass der Mann nicht zurückkommen würde, drehte er sich um und ging denselben Weg nach Hause zurück, den er gekommen war, so wie nur ein entschlossenes Kind das vermag.
    Corvis und Tyannon standen in der Tür und sahen entspannt zu, wie Rascal über das Gras tobte, mit allen vieren in die Luft sprang und von einer Seite der Koppel zur anderen galoppierte. Corvis hatte seinen Arm um die Schultern seiner Frau gelegt; ihr Kopf ruhte auf seinem linken Oberarm, und ihr Haar fiel über seinen Arm und seinen Rücken.
    »Ruhe«, sagte er zu ihr. Er klang fast, als staunte er. »Ich hatte völlig vergessen, wie sich das anhört.« Dann lachte er leise, als Rascal unmittelbar vor dem Zaun zum Stehen kam und die Erde nur so gegen das lackierte Holz spritzte.
    »Vielleicht sollten wir so etwas auch für die Kinder bauen«, schlug Tyannon vor. »Das

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