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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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noch weiter hinab, bis zu der zweischneidigen Streitaxt, die seine eisengepanzerte Faust hielt. Der Knauf des Griffs ruhte auf dem Boden, und die Schneiden waren mit winzigen abstrakten Gravuren verziert, die auf den ersten Blick den Eindruck vermittelten, als wären Tausende Gestalten in grausamste, brutalste Kämpfe verwickelt. Tyannon wimmerte leise, als sie begriff, dass es weitaus schlimmere Dinge zu sehen gab als die schwarzen Augenlöcher des Helms. Dinge wie diese Axt zum Beispiel und die Gestalten, die darauf eingraviert waren, Gestalten, die sich fast von allein zu bewegen schienen, unabhängig von dem tanzenden Licht der Laternen und Fackeln.
    »Weißt du, wer ich bin, mein Kind?«
    »Ja.« Ihre Stimme war kaum lauter als ein Atemzug. »Ihr seid Corvis Rebaine.«
    Der eisenbewehrte Totenschädel neigte sich zustimmend. »Und das macht dir Angst.« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    »My… Mylord«, erwiderte Tyannon. »Ihr flößt Menschen Angst ein, die deutlich größer sind als ich.« Aus irgendeinem Grund schien diese Erkenntnis sie zu entspannen.
    Jassion neben ihr stieß einen leisen Schrei aus, woraufhin sie ihn sorgfältig hinter sich schob und sich zwischen ihren Bruder und das Monster vor ihr stellte.
    »Tue ich das?« Einen Moment verstummte der Mann, der halb Imphallion erobert hatte. Tyannons Muskeln schmerzten protestierend, so stocksteif stand sie da.
    Ein Handschuh aus Eisen und Knochen bewegte sich jählings, und unwillkürlich zuckte das junge Mädchen zusammen, während es einen leisen Schrei ausstieß. Aber Rebaine deutete nur auf den Arm, den sie auf dem Rücken hielt, während ihre Faust Jassions Handgelenk umklammerte. »Du erweist deiner Familie Ehre, mein Kind. Aber ich werde deinem Bruder nichts antun, ebenso wenig wie dir.«
    Tyannons Haltung veränderte sich schlagartig, als eine Woge der Wut ihre Furcht zu ersticken schien. »Tatsächlich?« Ihre Stimme klang bitter, und sie stammelte nun auch nicht mehr. Dann streckte sie die Hand aus und deutete nicht nur auf die Menschen in dem Raum, sondern ihre Geste schien die ganze Stadt zu umfassen, die jenseits dieser dicken Steinmauern litt. »Ihr werdet mir verzeihen, Mylord, wenn es mir schwerfällt, Euren Worten Glauben zu schenken.«
    Welche Antwort der Kriegerfürst auch geben wollte, sie wurde von ohrenbetäubendem Getrampel in der Grube unterbrochen, auf das hin eine laute Stimme zu hören war. »Mylord! Man … man hat etwas gefunden!«
    Rebaine vergaß augenblicklich alle Anwesenden in dem Raum. Er trat an den Rand des Lochs und spähte hinab, vorbei an der Erdschicht, an den Adligen und Gildenmeistern, die er als Ausgräber zwangsverpflichtet hatte. Er warf einen Blick in den schmalen Gang aus blankem Fels, den sie entdeckt hatten und der zu einem kleinen Komplex von Räumen gehörte. Diese lagen unter der Halle der Zusammenkunft begraben und hatten schon vor der Gründung der Stadt existiert.
    »Es ist wirklich da.« Sein gehauchtes Flüstern war für niemand anderen zu verstehen.
    Für niemanden. Bis auf einen.
    *HAST DU TATSÄCHLICH DARAN GEZW EIFELT?* Die Stimme klang wie immer spöttisch und sarkastisch, obwohl die Worte ernst gemeint waren.
    Rebaine ignorierte den Sprecher und sprang in die Grube. Eine Staubwolke stieg auf, als er landete. Die Ausgräber um ihn herum wichen furchtsam zurück; die meisten erzitterten allein bei seinem Anblick, einschließlich des Mannes, in dem Rebaine den Baron von Braetlyn erkannte.
    Ich frage mich, dachte Rebaine, während er an ihnen vorbeiging, von wem diese junge Frau ihre Courage hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich ein Beispiel an einem der Menschen hier genommen hat.
    Am Fuß der Grube wartete ein anderes, ein kleineres Loch, das in den uralten Tunnel im Fels führte, Rebaines Ziel. In dem Gang war es stockfinster, aber er hatte noch nie Angst vor dem Dunklen gehabt.
    Schließlich wusste er, was darin lauerte.
    In den gepanzerten Handschuhen zuckten seine Finger, und seine Lippen bildeten Worte, die es in keiner menschlichen Sprache gab.
    Hinter der schrecklichen Maske glühten seine Augen schwach auf, und die Dunkelheit teilte sich vor ihm.
    »Schafft diese Männer aus der Grube«, befahl er seinen Soldaten. »Und gebt ihnen Wasser und etwas zu essen.«
    »Sofort, Mylord. Wollt Ihr, dass einige von uns …?« Der Soldat schluckte, unfähig, die Frage zu vollenden, während er nervös in die Finsternis starrte.
    »Nein, ich gehe alleine hinein.

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