Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
ERNST . S O ETWAS IST GEFÄHRLICH . L ÄSST DU IHR DURCHGEHEN , DA SS SIE SICH GEGEN DICH AUFLEHNT , WERDEN E S ANDERE IHR SCHON BALD NACHMACHEN . D U MUSST DERLEI V ERSUCHE IM A NS ATZ ERSTICKEN .*
Wieder schüttelte Rebaine den Kopf, diesmal so nachdrücklich, dass der Mundschutz des Helms gegen die Knochen auf den Schulterstücken des Panzers schlug. »Ich töte keine Kinder, Khanda.« Obwohl Tyannon schwerlich noch ein Kind war; sie hatte mehr Reife gezeigt als die meisten Erwachsenen in der Kammer.
*N ATÜRLICH NICHT . D A S ERLEDIGT DEINE A RMEE FÜR DICH .*
Rebaine unterdrückte den wütenden Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, und schluckte die bittere Galle herunter. Dazu gab es nichts zu sagen; jede Antwort, die er hätte geben können, hätte Khanda nur in die Hände gespielt. Außerdem missfiel ihm dieses Thema grundsätzlich. Vor langer Zeit, als er sich auf den Weg hierher gemacht hatte, war es seine Entscheidung gewesen, dass sein Ziel jeden Preis wert war, wie hoch er auch ausfalle mochte. Trotzdem musste er diese Tatsache nicht angenehm finden.
Er konzentrierte sich wieder auf das Labyrinth der Tunnel.
»Hier ist es«, sagte er schließlich, während er die riesige, von Rost überzogene Metalltür musterte, die ihm den Weg versperrte. »Wir sind da.«
*G LÜCKWUNSCH . K ÖNNEN WIR JETZT WEITE RMACHEN ?*
»Dir liegt nicht daran, den Moment zu genießen, hab ich recht? Also gut, einverstanden. Machen wir weiter.«
*D ARF ICH ? O DER MÖCHTEST D U DIE T ÜR LIEBER MIT DEINEM ZU GROSS GERATENEN B USC HMESSER EINSCHLAGEN ?*
Rebaine warf einen Blick auf seine doppelschneidige Axt. Sie würde für den Zweck genügen, das war klar. Schließlich war sie nicht irgendeine Waffe, sondern Spalter, eine der letzten Kholben Shiar, eine von Dämonen geschmiedete Klinge. Angeblich vermochte ein Mann, sofern er über ausreichend Geduld verfügte, sogar einen Berg mit einer solchen Waffe zu Kieseln zu zerhacken.
Andererseits, warum sollte er riskieren, dass Eisenstücke durch die Kammer flogen? Er war seiner Beute zu lange nachgejagt, um sie jetzt leichtfertig zu beschädigen.
»Versuchen wir es zunächst auf die nette Art«, erklärte er nach kurzem Nachdenken.
*S EHR GUT .*
Der Kriegsfürst konzentrierte sich und sammelte seine Gedanken. Seine magischen Fähigkeiten waren bestenfalls bescheiden. Er war nie regelgemäß überprüft worden und vermutete, dass er sich höchstens als Novize des Ersten Kreises qualifizieren würde, im besten Fall als ein Ungeübter des Zweiten. Das war kläglich im Vergleich zu den meisten seiner Feinde, zum Beispiel Rheah Vhoune, einer Adeptin des Siebten Kreises. Von allen Verbündeten Lorums war sie bei weitem die gefährlichste: Seit Beginn der Geschichtsschreibung war lediglich Erzmagus Selakrian selbst, Meister und Adept des Zehnten Kreises, beim Aufstieg in den Siebten Kreis jünger gewesen als Rheah.
Andererseits schummelte Corvis.
Er hatte sich mittlerweile so sehr an den Prozess gewöhnt, dass er ihn gar nicht mehr bewusst wahrnahm. Er visualisierte den gewünschten Effekt, streckte die gepanzerte Faust vor und beschwor nicht seine eigene Macht und eigenen Fähigkeiten, sondern die seines nicht menschlichen Verbündeten.
Rost rieselte von der Tür, als wäre er von einem schwachen Erdstoß gelöst worden, der Gang dagegen wurde nicht erschüttert. Das Metall glühte auf, erst rot, dann weiß, und die seltsamen Linien, welche die Tür in acht Abschnitte teilten, trafen sich in der Mitte. Ein beißender Gestank, der in der Lunge brannte, waberte durch den Gang auf ihn zu. Kurz darauf schälte sich ein Keil von der Mitte aus ab, dann ein zweiter, so als würde man eine Orange schälen. Die Metallstücke pressten sich an die Wand, auf den Boden und die Decke, wo sie langsam abkühlten und sich dauerhaft mit dem Stein verbanden.
Noch bevor sie gänzlich erkaltet waren, trat Rebaine durch den Ring aus Metall in den Raum dahinter. Ja! Da war es, auf dem Tisch, überzogen von Spinnweben und dem Staub von mehreren Zeitaltern. Tausend Jahre hatte es dort gewartet, auf ihn. Es würde dem Blutvergießen ein Ende bereiten, denn es gab keine Notwendigkeit mehr dafür. Damit, und damit allein, würde er regieren.
Corvis Rebaines Augen glühten unter dem furchteinflößenden Helm, als er einen Schritt nach vorn machte, die Hände ausgestreckt …
»Rheah? Rheah, kannst du mich hören?« Die Stimme klang vertraut. Besorgt. Bekümmert. Und ängstlich. Als ginge es um mehr als
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