Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
sich noch gut genug an sie, um sich nicht von ihrer harmlosen Art und offensichtlichen Besorgnis überrumpeln zu lassen, so aufrichtig beides auch sein mochte.
»Danke«, erwiderte er schlicht.
Sie schnaubte. »Ich wollte dich nicht einfach sterben lassen, ohne vorher herauszufinden, was du vorhast. Verdammt, Corvis, das hier ist kein idyllischer Wald, durch den du einfach mal so spazieren kannst, um mit den Tieren zu kommunizieren! Das hier ist der Theaghl-Gohlatch, bei allen Göttern! Was hast du dir nur dabei gedacht?«
»Beruhige dich, Seilloah. Du glaubst doch wohl nicht, dass dies hier ein Zufall ist?«
Sie nickte. »Das habe ich bereits geahnt. Du hast nach mir gesucht.«
»Aber natürlich.« Er verzog das Gesicht bei dem plötzlichen Schmerz, der seinen linken Arm durchzuckte. Als er hinblickte, bemerkte er die blutdurchtränkten Bandagen, von denen ein ähnlich bitteres Aroma aufstieg wie aus dem Kessel. »Obwohl ich zugegebenermaßen nicht vorhatte, praktisch auf deiner Schwelle zu sterben.«
»Du hast gegen den Sidhe gekämpft, Corvis. Es ist erstaunlich, dass du nur praktisch gestorben bist.«
»Der Sidhe.« Er schüttelte den Kopf, hielt jedoch sofort inne, weil er eine neue Welle von Übelkeit erwartete, die jedoch ausblieb. »Sie haben einen ziemlich ekligen Biss, dafür dass es nur Mythen und Legenden sind. Ich muss Davro sagen, dass er recht gehabt hat.«
»Davro?«, fragte Seilloah scharf. »Davro war bei dir? Corvis, ich habe keine Spur von ihm gefunden. Ich fürchte …«
»Nein, Davro ist in Sicherheit. Offensichtlich ist er klüger als ich. Er hat sich geweigert, auch nur einen Fuß in diesen Forst zu setzen. Er hat im Wald sein Lager aufgeschlagen, direkt vor … Seilloah, wie lange bin ich schon hier?«
»Du warst etwa einen Tag bewusstlos. Davor bist du meiner Spur, sagen wir, etwa drei Stunden gefolgt.« Sie hob die Hand, als ihr Gast versuchte aufzustehen. »Bleib liegen, Corvis. Es wird eine Weile dauern, bis du dich erholt hast.«
»Das geht nicht«, murmelte er und sah sich nach seiner Ausrüstung um. »Davro wird mit Einbruch der Dämmerung aufbrechen. Er hat gesagt, wenn ich nicht innerhalb von zwei Tagen zurückkehre, wird er mich für tot erklären und zurück nach Hause gehen.«
Seilloah stand auf, legte ihm eine Hand auf die Brust und drückte leicht dagegen. Er fiel auf das Lager aus Stroh und Fellen zurück wie ein gefällter Baum, nur nicht ganz so anmutig. »Ich werde ihm eine Botschaft schicken und ihn wissen lassen, dass du noch lebst. Außerdem bist du für den Forst wirklich nicht richtig gekleidet.«
Corvis errötete, als er bemerkte, dass mehr als nur seine Ausrüstung und seine Waffen verschwunden war. Hastig riss er die Decke hoch. Seilloah lachte.
»Es ist wirklich nicht so, als ob ich dich nicht schon einmal so gesehen hätte, Corvis.«
»Das ist lange her, Seilloah. Ich bin inzwischen verheiratet.«
»Tatsächlich? Die Geschichte musst du mir unbedingt erzählen.« Ohne den Blick von Corvis zu nehmen, ließ sie sich auf ihren Stuhl sinken. »Der Oger will sich einfach aus dem Staub machen? Das ist aber nicht der Davro, an den ich mich erinnere.«
»Diesmal war er nicht so richtig begeistert davon, mir zu helfen. Ehrlich gesagt wollte er seine Schafzucht gar nicht verlassen.«
»Seine … was?«
Corvis zuckte mit den Schultern. »Offenbar hat er die ganze Zeit, die er mit mir gereist ist und Leute in meinem Namen niedergemetzelt hat, immer wieder beobachtet, wie Kreaturen leben, die anders sind als die Oger. Du weißt schon, Bauern, Viehzüchter und andere, die nicht darauf warten, dass Chalsene, der Bringer der Finsternis, ihnen Opfer zuführt, die sie töten können. Anscheinend ist er zu dem Schluss gekommen, dieses Leben sei schöner als eines voller Blutvergießen, wie zu Hause.«
Hätte die Hexe den Mund vor Erstaunen noch weiter aufgerissen, wäre ihr Unterkiefer womöglich zwischen ihren Brüsten verschwunden.
»Ich glaube«, stieß Corvis mit einem Seufzer hervor, »ich erzähle besser von Anfang an.«
»Und ich glaube«, erwiderte Seilloah, »ich setze besser etwas auf, das genießbarer ist als dieser Heiltrunk. Es hat den Anschein, als könnte die Geschichte ein bisschen dauern.«
Das tat sie denn auch. Bei mehreren Bechern eines seltsamen, aber erfrischenden Kräutertees schilderte Corvis ihr alles von Anfang an. Er sprach von seinen Jahren mit Tyannon, als Geisel, Gefährtin, Freundin und schließlich als Geliebte. Er sprach auch,
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