Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
ich überzeugt.«
»Corvis«, sagte Seilloah, »du hast jetzt eine Familie. Letzten Endes tust du all das nur für sie. Das weiß ich. Aber warum musst du dich für das eine oder das andere entscheiden? Stell dir vor, welches Leben du ihnen bieten könntest, wenn du König wärst! Stell dir vor, wie viel sicherer sie leben könnten, wenn Imphallion wieder einen starken Anführer hätte! Stell dir die Welt vor, die du für deine Kinder in einem aufstrebenden Königreich erschaffen könntest, in einem, das nicht dabei ist zu verfallen.«
»Ich … ich weiß nicht. Ich denke darüber nach.«
Seilloah zog die Augen zusammen und musterte Corvis auf eine Art, die er von früher kannte. Ihm war klar, dass dieses Gespräch noch nicht zu Ende war. Doch offensichtlich hatte sie beschlossen, dass sie für den Moment genug gesagt hatte, denn sie wandte sich von ihren Gefährten ab und ging zu ihrem Strohlager. »Denk bitte daran, zu baden, bevor du dich schlafen legst. Ich will auf keinen Fall in diesem widerlichen Gestank aufwachen.«
Corvis warf Davro einen Seitenblick zu, doch der Oger zuckte nur mit den Schultern.
»Mach nicht so was mit mir«, erklärte Corvis. »Ich habe noch nie erlebt, dass du deine Meinung zu einem Thema zurückgehalten hättest!«
Davro lächelte humorlos. »Oh, ich habe jede Menge Meinungen. Aber die willst du ganz bestimmt nicht hören.«
»Ach? Und warum nicht, bitte?«
»Weil, ganz gleich was ich sage, es nicht das ist, was du hören willst.«
»Woher willst du das wissen?«
»Weil es auf diese Frage nur zwei Antworten gibt, und du würdest sie beide hassen.« Dann stampfte er ebenfalls auf die andere Seite der Hütte, ließ sich auf sein Lager fallen und schlief ein.
Corvis lag trotz seiner Erschöpfung wach und starrte lange an die Decke.
»Wohin jetzt?«, erkundigte sich Seilloah, während sie einen Fuß auf das Knie der Echse setzte und sich auf ihren Rücken schwang. Corvis saß, zum Glück ohne seine Rüstung, bereits im Sattel und freute sich darauf, in einer kühleren Umgebung weiterreiten zu können. Im Vergleich zu dem Sumpf kam ihm selbst die glühende Sommerhitze in anderen Gegenden wie eine Erleichterung vor.
»Darüber habe ich nachgedacht, seit wir Davros Siedlung verlassen haben«, sagte Corvis leise.
Davros Stimmung war seit dem kurzen Familientreffen nachdenklich, und er blickte jetzt scharf auf Corvis herab. »Die Siedlung meines Volkes. Ich lebe auf einer Farm als Schafzüchter. Und ich würde gerne dorthin zurückkehren, bevor ich an Altersschwäche sterbe, also schenk dir deine verdammten Vorreden und beantworte die Frage!«
»Na schön. Die Oger sind ein guter Start, aber sie sind nicht gerade eine Armee. Wir brauchen Soldaten. Und zwar eine ganze Menge.«
»Großartig!«, spie Davro hervor. »Kennt jemand zufällig ein paar Bataillone, die irgendwo herumlungern? Vielleicht solltest du eine Gilde erpressen.«
»Davro, wenn ich dieses Wort noch einmal höre …«
»Edle Herren!«, blaffte Seilloah. »Konzentriert euch gefälligst!«
Corvis’ Gesicht war gerötet, und er zögerte einen Moment, bis er schließlich nickte. »Gut. Nein, ich kenne keine herrenlosen Bataillone. Wir brauchen Söldner.«
»Söldner musst du bezahlen«, meinte Davro, der sich ebenfalls zwang, ruhig zu bleiben. »Wenn du nicht ein paar Kisten mit Gold an einem Ort versteckt hast, über den ich nicht einmal nachdenken möchte, fehlen uns dafür die Mittel.«
»Es gibt immer Möglichkeiten, an Geld zu kommen«, erklärte Corvis. »Das Problem sind die Soldaten. Ich war zu lange weg; ich weiß nicht, wo man schnell Männer zusammenbekommt. Wir können schließlich nicht überall herumposaunen, was wir vorhaben. Audriss wird sicher davon hören, außerdem dauert es zu lange.«
»In dem Punkt kann ich dir leider nicht helfen«, antwortete Davro.
Seilloah schüttelte den Kopf. »Ich ebenso wenig.«
»Das weiß ich. Aber ich kenne jemanden, der es kann.«
»Valescienn?«, fragte Seilloah.
Corvis nickte. »Ich bezweifle ernsthaft, dass er sich zur Ruhe gesetzt hat. Krieg ist das Einzige, von dem er etwas versteht. Und ich weiß, dass er gute Verbindungen hat. Er hat mir beim letzten Mal geholfen, einen großen Teil meiner Armee zu sammeln.«
»Also, worauf warten wir dann?«, fragte Seilloah. »Wo steckt er?«
Corvis senkte den Blick. »Na ja, das …«
Der Oger grinste. »Was der Schrecken des Ostens in seiner Verlegenheit nicht zugeben will, ist die Tatsache, dass er es nicht
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