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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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ihm ein zufriedenes Leben im Alter bescheren würden.
    Seine stumme Freude dauerte genau so lange an, wie er brauchte, um erschöpft durch die Gänge hinaufzusteigen und in die Wildnis vor den Toren zu treten. Dort blieb er stehen und blinzelte, nicht wegen der grellen Sonne, sondern wegen der Gruppe von Leuten, die ihn erwartete, und dem Dutzend tödlicher Armbrüste, die ausnahmslos auf ihn zielten.
    Mitten aus der Gruppe trat ein Mann ohne Gesicht hervor, der eine auffallende Rüstung aus Stein trug.
    »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du diese schwere Arbeit für mich erledigt hast«, sagte der Gesichtslose. »Aber ich glaube, du hast da etwas, was ich will.«
    Der große Kopfgeldjäger, vielmehr der gute Kopfgeldjäger Evislan Kade musste den Drang unterdrücken zu wimmern.
    Wieder saßen Audriss und Mithraem an einem mit Pergamenten überladenen Tisch; dieser stand im persönlichen Zelt der Schlange, einem riesigen Pavillon, in dem ein Dutzend Männer bequem Platz gefunden hätte. Ausgestattet war das Zelt mit allen Bequemlichkeiten eines gemütlichen Heims: einem Tisch, etlichen großen Stühlen, einer Daunenmatratze und sogar einer Eisernen Jungfrau, die für den Fall hier stand, dass der Kriegsfürst den Drang verspürte, sich persönlich eines Gefangenen anzunehmen. Dieses Gerät war ein wahres Wunder der Handwerkskunst und besaß zwei Hebel, mit denen man die Länge und die Winkel der inneren Stacheln auf den Millimeter genau einstellen konnte.
    Die schwarz gekleidete Schlange saß in einem der gemütlichen, mit Samt bezogenen Stühle, die Füße auf einen passenden Schemel gelegt, und hielt mit einer gepanzerten Hand vorsichtig den Stiel eines silbernen Kelches. Audriss betrachtete das zierliche Gefäß gleichgültig, schwenkte es dann kurz und nahm einen tiefen Zug. Dabei hob er seine Gesichtsmaske gerade so weit, dass er den Kelch an die Lippen setzen konnte.
    In der Mitte des Zeltes ging Mithraem hin und her. Sein Gesicht war angespannt, und seine Augen zuckten gelegentlich zu der dritten Gestalt im Raum hinüber, dem großen Oger, der jetzt vor ihnen kniete. Dass er kniete, war mehr als nur eine Geste des Respekts. Das Zelt war zwar groß, aber nicht hoch genug für eine Kreatur mit derlei Ausmaßen, und niemand wollte sich Audriss’ Wutanfall aussetzen, sollte ein Oger aus Versehen mit seinem Horn das Zeltdach aufreißen.
    »Setz dich, Mithraem«, lud Audriss seinen Berater großzügig ein. Der Wein, den er genossen hatte, schien ihn etwas milder zu stimmen. »Entspann dich. Er kann dir jetzt nichts sagen, was er nicht auch vor fünf Minuten hätte erzählen können, stimmt’s?«
    Mithraem ignorierte ihn und konzentrierte sich stattdessen auf den Oger. »Du wurdest ausgeschickt«, zischte er kalt, »um ein Auge«, Audriss kicherte leise über den unbeabsichtigten Scherz, aber Mithraem achtete weiter nicht auf ihn, »auf Rebaine und die anderen zu halten. Gab es da ein Missverständnis? Oder fandest du deine Aufgabe zu schwierig?«
    »Nein, Meister«, erwiderte die Kreatur mit Urkrans Stimme.
    »Dann wiederhole, warum du mir nur einen unvollständigen Bericht geben kannst.«
    »Wie ich schon sagte, Meister, als ich die Oger erreichte, herrschte große Unruhe. Ich konnte nicht viel ausrichten, da Corvis Rebaine wieder aufgetaucht und ein Oger namens Davro zurückgekehrt war. Als Rebaine und der Häuptling beschlossen zu verhandeln, gingen sie in die Hütte des Häuptlings. Ich hatte keine Gelegenheit, mich ihr zu nähern.«
    »Und wieso«, mischte sich Audriss von seinem Platz am Tisch aus ein und schwenkte den Kelch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, »bist du nicht auf die Idee gekommen, dich in Nebel aufzulösen? Ihr macht das doch sonst so häufig, dass ich es schon gar nicht mehr zählen kann.«
    Die beiden anderen warfen Audriss einen finsteren Blick zu, bevor sie sich wieder gegenseitig musterten.
    »Also?«, fragte Mithraem schlicht.
    »Bedauerlicherweise war auch das nicht möglich, Meister. Während Rebaine und der Häuptling miteinander diskutierten, versammelte sich der Rest des Stammes, um Davros Rückkehr zu feiern. Ganz offenbar zählte dieser Oger hier«, er deutete auf den Körper, in dem er gerade steckte, »zu denen, die diesen Davro bewunderten, ihm nacheiferten, wie viele andere Krieger auch. Es wurden unzählige Geschichten erzählt, und es wurde viel getrunken.« Er schüttelte sich vor Entsetzen. »Ich musste sogar Speisen verzehren!«, stieß er hervor. »Ich hatte

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