Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
weiß. Wie es scheint, hat dieser Fährtenzauber, mit dem er uns belegt hat, an Valescienn nicht lange genug gehaftet.«
»Der Bann hat bei Valescienn versagt?«, fragte Seilloah überrascht. Davros Miene verfinsterte sich, als ihm klar wurde, dass sie bereits davon gewusst hatte und deshalb nicht wütend wurde.
»Zuerst hat er sehr gut funktioniert«, behauptete Corvis.
»Und wann wurde er unterbrochen?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, gab er zu. »Ehrlich gesagt habe ich die Verbindungen seit Jahren nicht mehr kontrolliert, bis ich dich und Davro finden musste. Ich war davon ausgegangen, dass ich sie nie wieder benötigen würde.«
»Wie sollen wir das dann bewerkstelligen?«, erkundigte sie sich.
»Auf die altmodische Art und Weise. Ich weiß, wo Valescienn lebt, oder zumindest, wo er gelebt hat. In Kervone, einem kleinen Dorf nicht weit von Denathere entfernt. Wenn er noch dort ist, großartig. Wenn nicht, hören wir uns so lange um, bis wir jemanden finden, der uns sagen kann, wohin er gegangen ist.«
»Dir ist klar«, erklärte Seilloah, während sie ihre Reittiere nach Süden lenkten, »dass es eine Weile dauern könnte, ihn aufzuspüren, wenn er weitergezogen ist?«
»Hast du vielleicht eine bessere Idee?«
Davro knurrte gereizt, verzichtete jedoch klugerweise auf einen Kommentar.
10
Die letzten beiden Jahrzehnte hatten es mit Evislan Kade nicht sonderlich gut gemeint.
Sicher, er hatte es geschafft, ein einigermaßen anständiges Auskommen zu finden, und hatte nach seiner peinlichen Begegnung mit dem jungen, flüchtigen Corvis Rebaine seine Karriere als Kopfgeldjäger und gelegentlicher Meuchelmörder fortsetzen können. Aber es war nicht annähernd dasselbe gewesen, nicht ohne Spalter an seiner Seite. Kade war gut, das war er immer gewesen, aber groß hatte ihn der Kholben Shiar gemacht.
Und jetzt? Jetzt kam Kade allmählich in die Jahre und erreichte den Punkt, an dem weder ständige Übung noch brutales Training verhindern konnte, dass sein Arm langsamer wurde oder seine Brust nach den Anstrengungen schmerzte, Anstrengungen, die ihn in der Vergangenheit nicht einmal kurzatmig gemacht hätten. Noch ein paar Jahre, dann würde er gar nicht mehr arbeiten können, und er hatte bei weitem nicht genug angespart, um sich zur Ruhe zu setzen. Nur die wirklich großen Kopfgeldjäger konnten sich das erlauben, und, wie gesagt, Kade war nicht mehr »groß«.
Doch all das würde sich nun ändern.
Es hatte ihn Jahre der Suche gekostet, in denen er zwischen den verschiedenen Aufträgen, die ihm den Lebensunterhalt sicherten, Nachforschungen angestellt hatte. Er hatte sich in Bibliotheken vergraben, die sich tief unten im Keller von Kirchen befanden, hatte die privaten Sammlungen eines Dutzend Adliger durchstöbert, unzähligen Bürgervögten Getränke spendiert, auf den bloßen Verdacht hin, dass sie sich an eine Geschichte erinnerten, hinter der vielleicht ein winziges Körnchen Wahrheit stecken mochte. So manches Mal, und diese Momente kamen häufig vor, schien die Suche hoffnungslos zu sein, aber aufzugeben war nie infrage gekommen. Nicht für jemanden wie Evislan Kade.
Schließlich hatten all diese Geschichten Früchte getragen. Mit hämmerndem Herzen hatte Kade eine große Steinruine betreten, einen halb vergrabenen Stufenturm, noch jenseits der entlegensten Grenzen von Imphallion. Dort, so besagten die Legenden, befand sich das Grabmal des großen Imperators Sahn Vakraad, eines der letzten Herrscher einer uralten Nation, die lange vor der Zeit Imphalams des Ersten untergegangen war. Und dort, ebenfalls laut der Legenden, war jenes Schwert neben ihm begraben, das er in jeder Schlacht geschwungen hatte, eine Klinge, die selbst die dicksten Schilde oder die am härtesten geschmiedeten Panzer durchbohren konnte.
Viele Fallen und tödliche Türen bedrohten Kades Leben, aber er überlebte den Weg durch die gewundenen Gänge von Sahn Vakraads Grabmal. Am Ende hatte er gesiegt. Er stand in der Grabkammer des toten Königs und hob die uralte Waffe über den Kopf, sah zu, wie sie sich in sein vertrautes Langschwert verwandelte, und hörte, wie sie tief im Innern seines Verstandes zu ihm sprach, so wie Spalter es getan hatte.
Evislan Kade würde wieder groß werden. Er hatte noch ein paar gute Jahre vor sich, und in dieser Zeit würde er dafür sorgen, dass sein Name wieder in den Tavernen und Thronsälen ehrfürchtig geflüstert wurde. Erneut würde man ihm die Summen bezahlen, die er verdiente und die
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