Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
Reihe von Fußabdrücken, die sein Führer und er auf dem Berghang hinterließen.
Schließlich tippte Corvis Sah-di mit dem Knauf von Spalter auf die Schulter. Der Terrirpa blieb stehen und drehte sich herum. Corvis sah, dass er etwas sagte, aber die Worte gingen im Heulen des Windes unter.
Offenbar bemerkte Sah-di die Verwirrung seines Auftraggebers, denn er beugte sich vor und schrie ihm ins Ohr. »Du wünschst etwas von mir, guter Meister?«
»Ich wollte nur …« Corvis hustete zweimal, um seinen tauben Hals wieder zu spüren, und versuchte es erneut. Diesmal war seine Stimme einigermaßen verständlich, obwohl er nur krächzte. »Ich wollte bloß wissen, ob das wirklich die einfachste Strecke ist!«, schrie er.
»Sozusagen, guter Meister.«
Corvis verzog seine rissigen Lippen. »Was meinst du damit?«
»Du sagtest mir, ich soll dich auf den Berg Molleya führen. Das ist der Weg, den wir nehmen müssen. Es gibt andere Wege, falls sie dem Meister lieber sind. Wege, die nicht so steil sind wie dieser hier.«
»Warum in der gottverfluchten, dreimal verdammten Hölle nehmen wir dann den hier?«
»Weil die anderen Routen, höchst geduldiger Meister, unsere Reise beträchtlich verlängern würden.«
»Sag mir, was du unter ›beträchtlich‹ verstehst.«
»Wenigstens eine Woche in jeder Richtung.«
Corvis widerstand dem Drang zu wimmern. »Dann dürfte das tatsächlich die beste Strecke sein.«
»Ganz wie der weise Meister meint.«
Sie setzten ihren Weg fort, etliche Tage lang, die Jahrtausende zu dauern schienen. Die Stunden verschwammen miteinander, wurden zu einem einzigen trostlosen Tunnel von blendendem Weiß unten und blendendem Blau oben, von grauenvoller Kälte, von Sturm, der ihn von dem tückischen Pfad zu wehen drohte, und von einer so ungeheuren Erschöpfung, dass selbst seine Zähne und sein Haar müde wurden. Deshalb überraschte es Corvis trotz seines betäubten Zustandes nicht gerade wenig, als er eines Nachmittags zufällig an den Schultern seines Führers vorbeiblickte und hinter dem nächsten Bergkamm etliche dünne Rauchfahnen sah.
»Das ist eine der Siedlungen meines Volkes, guter Meister!«, schrie Sah-di ihm über die Schulter zu. »Von hier an wird der Hang steiler, fürchte ich. Aber wir können vorher vielleicht rasten und uns ausruhen.«
»Vielleicht? Diese Zweideutigkeit gefällt mir nicht sonderlich.«
Der Terrirpa zuckte die Achseln. »Es beschämt mich, dass ich dir keine eindeutige Antwort geben kann. Aber ich kenne das Dorf nicht. Ich bin zwar bereits einmal vorbeigegangen, habe aber zuvor niemals die Notwendigkeit verspürt, es zu betreten. Ich weiß nicht, welchem Clan die Bewohner angehören, deshalb kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob sie mir freundlich gesonnen sind.«
Corvis folgte seinem merkwürdigen Gefährten zum Rand des Kamms und in die kleine Senke hinab; dort lag ein Tal in der Bergflanke vor ihnen, in dem ein kleiner Kreis aus primitiven Hütten stand.
Eine Palisade aus Stämmen, kaum mehr als ein stabiler Zaun, blockierte den Pfad vor ihnen, und die Berge schützten die Siedlung von den anderen Seiten. Zwei Männer, gekleidet in dicke Pelze und mit derselben ungewöhnlichen Gesichtsfarbe wie Sah-di, standen neben einem Schwingtor, das in die Palisaden eingelassen war. Einer trat vor, als Corvis und sein Führer näher kamen. Die Hand des Mannes lag am Griff seiner Keule, während der andere Wachposten ein Seil festhielt, mit dem er zweifellos selbst durch leichtes Ziehen die Glocken läuten konnte.
Der Wachposten mit der Keule sagte etwas, aber Corvis verstand kein einziges Wort davon. Die Sprache war wunderschön und abstoßend zugleich, sie klang für jemanden, der sie nicht kannte, mürrisch und irgendwie auch barsch.
»Bitte, mein guter Freund«, bat Sah-di, während er die Hände vor dem Bauch verschränkte. »Sprich in der Sprache des Nordens zu uns. Ich möchte unseren Gast nicht beleidigen, indem wir uns unterhalten, als wäre er nicht da.«
»Ich kenne weder dich«, knurrte der Wachposten mürrisch, »noch deinen Freund. Womit hättest du meine Höflichkeit verdient?« Aber er benutzte nun die Sprache von Imphallion, auch wenn er einen starken Akzent hatte.
»Höflichkeit, guter Freund, ist etwas, das man ohne Aufforderung gewährt«, tadelte Sah-di ihn. »Es ist keine Belohnung, die man bekommt.«
Offensichtlich hatte der Wachposten keine Lust, die Diskussion fortzusetzen. »Wer seid ihr«, fuhr er die beiden scharf an, »und was
Weitere Kostenlose Bücher