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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Zögern weniger die Sorge um das Wohlergehen seines Auftraggebers als vielmehr ein Vorwand war, den mühseligen Aufstieg nicht selbst in Angriff nehmen zu müssen.
    Er gestattete sich einen weiteren Moment der Ruhe und hoffte gegen alle Vernunft, dass jeder keuchende Atemzug ein bisschen mehr bringen möge als der davor. Leise murmelte er jede Beschwörung, die er kannte, so simpel sie auch sein mochte. Immerhin genügten sie, um ihn wieder auf die Füße zu bringen. Ob sie auch ausreichten, damit er durchhielt, war eine ganz andere Frage.
    »Nein«, sagte er schließlich und richtete sich auf. »Ich muss das hier zu Ende bringen.«
    Sah-di runzelte die Stirn. »Guter Meister, ich glaube …«
    »Ich habe nicht vor, darüber zu diskutieren. Ich habe dich engagiert und bezahle dich, also bin ich derjenige, der entscheidet.«
    »Es zeugte wahrlich von schlechtem Geschäftssinn und wäre überdies äußerst unehrenhaft, wenn ich zulassen würde, dass mein Auftraggeber sein Leben verliert. Du bist bereits weiter gekommen, als die meisten Männer jemals zu träumen wagen. Du hast keineswegs versagt, wenn du es nicht bis zum Gipfel schaffst.«
    Corvis musste trotz seiner Erschöpfung lächeln. »Dafür hältst du also mein Anliegen? Für persönliche Besessenheit? Du glaubst, ich bin nur hier, um den großen Berg Molleya zu bezwingen?«
    Der Terrirpa zuckte die Achseln. »Ich habe schon viele Männer gesehen, die es versucht haben, guter Meister. Einige von ihnen habe ich sogar selbst geführt. Die Wahrheit ist, ich kann mir keinen anderen Grund für eine solch mühsame Reise vorstellen. Nichts auf dem Gipfel des Berges ist diese Strapaze wert.«
    »In dem Punkt irrst du dich, mein Freund«, erwiderte Corvis. »Es gibt dort eine Höhle, direkt unter dem Gipfel. Und in dieser Höhle ist etwas verborgen, das sehr wertvoll für mich ist. Deswegen nehme ich all die Strapazen auf mich.«
    Sah-di blinzelte. »Guter Meister, du musst dich irren. Hoch oben auf dem Berg Molleya gibt es keine Höhlen.«
    »Es gibt sehr wohl eine, sie ist nur verdammt gut versteckt.«
    »Aber …«
    »Hör zu, es ist ganz einfach: Ich gehe weiter. Wenn du vorhast umzukehren, dann tu’s. Aber dann bekommst du die zweite Hälfte deines Honorars nicht, und wenn du in die Siedlung zurückkehrst, musst du den anderen erklären, dass du deinen Auftraggeber verloren hast. Das ist für deinen Ruf als Führer sicherlich nicht sehr förderlich? Also, denk nach. Über die Möglichkeit, dass ich vielleicht doch kein Idiot bin und tatsächlich weiß, wovon ich da rede. Dass du mir hilfst, etwas zu finden, das ich unbedingt benötige. Ich bin sehr großzügig, wenn ich bekomme, was ich möchte, Sah-di.«
    Der Führer kaute nachdenklich auf der Innenseite seiner Wangen, bis er schließlich nickte. »Was auch immer du sein magst, ich halte dich nicht für einen Idioten. Vor allem, selbst wenn ich neben einer so beeindruckenden Persönlichkeit wie dir unwürdig erscheine, bin ich ein Mann, der zu seinem Wort steht. Ich werde nicht umkehren, solange du es nicht tust.«
    Oder aber er will das haben, was so wertvoll ist. Von mir aus. Immerhin will ich, dass er die Hände darauf legt …
    Laut jedoch sagte Corvis: »Das freut mich zu hören. Ich habe mich genügend ausgeruht. Gehen wir weiter.«
    Ihr Aufstieg an diesem höllischen Tag, über den windgepeitschten, vereisten Fels, verschwamm in Corvis’ Erinnerung zu einem undeutlichen Nebel. Der Tag schmolz zu einer endlosen Mühsal aus Furcht und Schmerz zusammen. Hätte man ihn danach gefragt, selbst einen Tag später, hätte er nicht einen einzigen Moment des Aufstiegs beschreiben können. Er erinnerte sich weder an das raue, scharfe Seil noch an die wunden und schmerzenden Finger, die taub vor Kälte einen Vorsprung suchten, der groß genug war, um ihn zu packen. Das Hämmern auf die Kletterhaken schien lauter zu klingen als noch am Anfang, seine Fingernägel waren trotz der Handschuhe aufgerissen und bluteten. Das Blut klebte an seinen Fingerspitzen. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine zeitlose Erfahrung, sie dauerte eine Ewigkeit und verging doch im Nu. Nach der endlosen Reise durch die Hölle schien im Rückblick nur ein winziger Augenblick bis zu ihrer Ankunft vergangen zu sein.
    Als der Steilhang flacher wurde, kaum dreißig Meter vom Gipfel entfernt, war Corvis zu keinem zusammenhängenden Gedanken mehr fähig. Er ging wie eine Maschine, setzte einfach nur einen Fuß vor den anderen. Sah-di musste ihn zu

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