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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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hervor.
    »Selbstverständlich wird es das. Du brauchst nur ein paar Minuten Ruhe.«
    »Nein, ich …«
    »Fangen wir mit einer anderen Beschwörung an«, antwortete sie hartnäckig, während sie den Stapel mit Blättern und spröden Folianten durchwühlte, der auf dem einzigen Tisch in dem Raum lag. »Vielleicht bescheiden wir uns zunächst mit einer, die weniger komplex ist.«
    »Seilloah, es gibt nichts, was noch weniger komplex wäre.«
    »Ach, Unsinn. Diese Beschwörung hier gehört zum Zweiten Kreis. Und du hast bereits unzählige Beschwörungen des Ersten Kreises gemeistert.«
    Corvis sah sie finster an und trommelte mit den Fingern auf den Holzboden.
    Die Hexe seufzte und ließ sich anmutig ihm gegenüber auf dem Boden nieder.
    »Du darfst nicht aufgeben, Corvis. Als wir uns kennenlernten, hast du selbst gesagt: Du kannst das nicht allein mit der Macht der Waffen bewerkstelligen, du brauchst Magie. Meine Bescheidenheit zwingt mich zuzugeben, dass ich es allein wahrscheinlich nicht vermag.«
    »Richtig. Und wenn mir ein paar Jahrzehnte blieben, um mich mit Magie zu befassen, könnte es vielleicht funktionieren. Aber die Zeit habe ich nicht, also geht es nicht.«
    »Was hast du denn … Corvis, nein!«
    »Warum denn nicht? Wir beide wissen, dass sie existieren. Ich habe von ihnen gelesen, noch bevor ich dich kennengelernt habe.«
    »Die Macht, die diese Symbole gewähren, ist nicht deine eigene. Es ist eine ungeheure Disziplin erforderlich, um sie zu kontrollieren …«
    »Glaubst du wirklich, dass ich ein Problem mit Disziplin hätte? Damit werde ich fertig, das weißt du genau.«
    Seilloah atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Woher, glaubst du, kommt ihre Macht? Warum, glaubst du, nimmt jede Geschichte, die du darüber gelesen hast, ein schlechtes Ende?«
    Corvis ignorierte seine schmerzenden Muskeln und stemmte sich von der Wand ab. »Sag es mir. Was steckt in ihnen?«
    »Dämonen, Corvis. Die Symbole, von denen du da gerade redest, binden Dämonen.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. »Oh«, sagte er dann.
    »Das ändert alles, hab ich recht?«, mutmaßte Seilloah.
    »Nein, genau genommen nicht.« Corvis leckte sich die Lippen, die von der dauernden Anstrengung seiner gescheiterten Beschwörungsversuche ausgetrocknet und rissig geworden waren. »Wo soll ich anfangen, danach zu suchen?«
    Der quälende Aufstieg kostete sie weitere fünf Tage, eine halbe Ewigkeit in Kälte und Eis, die selbst eine Verdammung in die heißesten Flammen der Hölle angenehm erscheinen ließ. Sein ganzes Leben, so kam es ihm vor, war nichts weiter als eine endlose Wiederholung von Schritten, die durch den vereisten Schnee brachen, und der Überwindung, noch einen weiteren Schritt zu tun.
    Vier Tage, nachdem sie das Dorf verlassen hatten, wurde die Luft deutlich dünner. Sah-di schien dies nichts auszumachen, Corvis dagegen keuchte schon, wenn er nur einen Fuß heben musste, um weiter durch den Schnee zu stapfen. Er blieb immer häufiger stehen, um sich auszuruhen und so gut wie möglich wieder zu Atem zu kommen. Seine Brust brannte, sein Schädel pochte schmerzhaft hinter den Augen, und ihm wurde zunehmend schwindlig. Im Morgengrauen des fünften Tages fiel Corvis in eine Art Delirium; die Hälfte seiner wachen Momente befand er sich in dem vernebelten Schleier eines Wachtraums, die andere Hälfte in dem leibhaftigen Albtraum der Terrakas-Berge. Irgendwann wurde er wieder klar im Kopf, unmittelbar nachdem er dem amüsierten Sah-di nachdrücklich erklärt hatte: »Ich habe die Möbel bereits verrückt, also koch du den Hund, während ich pinkeln gehe.«
    Der Gipfel des Berges war langsam näher gekommen, ebenso die weiße Wand, die vor ihnen dräute, eine gigantische Flutwelle aus Eis und Stein.
    »Das ist das letzte Stück, guter Meister«, versicherte ihm Sah-di. »Aber ich fürchte, wir müssen den Rest der Reise mit Seilen und Felsnägeln fortsetzen. Ich will dich nicht beleidigen oder selbst bei allem Gold auf Daltheos weiter Erde deine Fähigkeiten infrage stellen, aber ich mache mir Sorgen, dass du vielleicht nicht in der Lage bist, die Strecke zu meistern.«
    Corvis nickte atemlos und lehnte sich an einen vereisten Felsvorsprung. »Ich bin zu alt für so etwas, Sah-di«, keuchte er.
    Der Terrirpa presste die Lippen zusammen. »Du bist noch kein alter Mann, und es wäre schade, wenn du nicht Gelegenheit bekämest, einer zu werden.«
    Irgendwie konnte Corvis den Gedanken nicht abschütteln, dass der Grund für Sah-dis

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