Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
er, während er blicklos vor sich hin starrte.
*E S IST IMMERHIN NICHT SO , ALS HÄTTEST DU , V ERZ EIHUNG , ALS HÄTTE DEIN V OLK NICHT FRÜHER SCHON K INDER ABGESCHLACHTET .*
»Du hast sie nicht einfach getötet, du Monster! Du hast ihre Seelen gefressen …«
*A LLERDINGS , DAS HABE ICH GETAN . G UT BEOBA CHTET .*
»Ich hätte dich in dieser verdammten Höhle lassen sollen!«, schrie Corvis zitternd vor Wut. »Was bei allen Göttern habe ich mir nur dabei gedacht?«
*D U HAST AN DICH SELB ST GEDACHT , C ORVIS . S O WIE IMMER .* Khanda kicherte erneut, unbeeindruckt von dem Hass, den sein Herr ausstrahlte. *J EDENF ALLS WÜRDE ICH BEHAUPTEN , DASS DIES R ECHT EINDRUCKSVOLL BEWEIST , WAS ICH VORHIN ZU DIR S AGTE : D U HAST DICH NICHT IM G ERIN GSTEN VERÄNDERT .*
»Was?« Corvis sprang auf und packte das Juwel mit einer Hand, als wollte er es sich vom Hals reißen. »Wie kannst du nur behaupten, dass dies etwas über mich aussagt? Du hast tunlichst vermieden, mir von den Kindern zu erzählen!«
*U ND DU , MEIN LIE BER C ORVIS , HAST ES DIR ERSPART , MICH DANACH ZU FRAGEN .*
Alles, was Corvis in den nächsten Wochen in seinen Träumen hören sollte, war Khandas spöttisches Gelächter.
14
»Oh.« Seilloah richtete sich überrascht auf, als die Segeltuchklappe des Eingangs hinter ihr zuschlug. Sie hatte nicht erwartet, jemand in dem Zelt vorzufinden. »Tut mir sehr leid, dass ich einfach so hereinplatze.«
»Kein Problem.« Der Hüne winkte ihr von der Ecke aus zu, wo er zwischen einigen Kisten und Fässern hockte. Seine Augen waren blutunterlaufen und wirkten glasig, und das ganze Zelt stank nach dem alkoholgeschwängerten Atem eines Ogers. Damit unterschied er sich allerdings kaum von dem normalen Atem eines Ogers, bis auf seine vage, leicht desorientierende Wirkung. Seilloah hätte schwören können, dass selbst sein Horn tropfte. »Komm rein.«
»Ich habe nur nach einem Tropfen Alkohol gesucht, um einen Patienten zu beruhigen«, sagte sie, während sie bereits begann, in den Kisten zu wühlen. Sie wusste nicht einmal genau, warum sie ihre Anwesenheit erklärte. »Ich fürchte«, fuhr sie dennoch traurig fort, »dass ich jemandem einen Finger amputieren muss.«
»Das bekümmert dich?«, fragte der Oger, erstaunt über ihren Tonfall.
»Die Amputation? Nein. Es ist nur so …«
»Es ist nur was?«
»Die Wunde hat sich bereits entzündet«, beschwerte sie sich. »Deshalb taugt der Finger nicht einmal mehr zum Würzen.«
Der Oger blinzelte. »Oh.«
»Du bist Davro, hab ich recht?«
Der Oger schnaubte. »Ich dachte, für euch sähen wir alle gleich aus.«
»Ganz und gar nicht. Die meisten von euch sind bloß größer als ein Hügel. Du dagegen bist größer als ein Berg.«
»Ha. Ja, ich bin Davro.«
»Seilloah.«
»Wenn du es sagst. Ihr Menschen seht für uns alle gleich aus.«
»Weißt du«, erwiderte Seilloah bedächtig, »eigentlich solltest du gar nicht hier sein. Lord Rebaine kontrolliert die Verteilung des Alkohols sehr genau.«
»Er kann mich ja entlassen, wenn es ihm nicht passt.«
»Dir gefällt dein Dienst wohl nicht, was?«
Das Auge des Ogers verengte sich, aber er schüttelte nur langsam den Kopf. Seilloah war sich nach diesem Zwischenspiel nicht sicher, ob Davro sich gerade entschieden hatte, ihr zu vertrauen, oder ob er nur zu betrunken war, um aufzupassen, was er sagte.
»Es ist nicht das, was ich erwartet habe, Sei … Seilloo … Lady. Ich habe gekämpft, seit ich gehen kann«, erklärte der Oger. »Das haben wir alle getan. Ich hatte einen Bruder, der gestorben ist, weil er zur selben Zeit lernte, mit einem Messer umzugehen und feste Nahrung zu sich zu nehmen. Er hatte vergessen, in welcher Hand er den Hühnerschenkel hielt. Wir sind Kämpfer, mehr nicht. Aber es ist einige Generationen her, dass wir an einem richtigen, ausgewachsenen Krieg teilgenommen haben. Ich habe als Kind viele Geschichten darüber gehört, habe aber selbst noch nie einen erlebt.«
»Und, wie findest du es?«, hakte sie mitfühlend nach.
»Es ist nicht ganz das, was ich erwartet habe«, wiederholte er und rülpste nachdrücklich. »Um Essen, Vieh und andere Dinge zu kämpfen oder Krieger zu töten, die sich gegen einen wehren, das alles ist ja schön und gut. Aber er zwingt uns, Häuser niederzubrennen, ohne dass wir etwas daraus plündern dürfen. Er hängt Leichen wie Fahnen auf und exekutiert gefesselte Gefangene. Welchen Sinn hat das, Mylady? Was ist daran ehrenvoll?«
»Es geht nicht um Ehre,
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