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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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ihren Zügen eine Spur seiner eigenen, harten Gesichtszüge, die von den Eigenschaften
ihrer Mutter gemildert und geglättet wurden. Doch in ihren Augen bemerkte er weder Tyannons sanfte Stärke noch seine eigene brennende Besessenheit, sondern einen vollkommen anderen Ausdruck, eine tiefe Quelle der Intensität, deren Herkunft er nicht erschließen konnte. Das mochte teilweise daran liegen, dass sie hinter einem Funken furchtsamer Verwirrung verborgen war, die das Mädchen gepackt hatte, als seine Welt vollkommen außer Kontrolle zu geraten schien.
    Corvis Rebaine begriff in diesem Moment, und die Erkenntnis entrang ihm ein unterdrücktes Schluchzen, dass er seine eigene Tochter nicht gut genug kannte, um zu wissen, ob er in diesem Moment stolz auf sie sein sollte, wenngleich er ohne den geringsten Zweifel wusste, dass er es war.
    *AH, DA BIST DU JA, ALTER KNABE! ICH HATTE SCHON ANGST, DU KÖNNTEST DAS GROSSE FINALE VERSÄUMEN.*
    Die Stimme erklang diesmal eher in seinem Verstand und seiner Seele als in seinen Ohren, so wie vor vielen Jahren schon mal. Er konnte spüren, wie seine Gedanken vor dieser unheiligen Invasion zurückwichen, fast wie der Rand eines Pergamentes, das sich zusammenrollt, wenn es einer Flamme zu nahe kommt. Corvis stöhnte, und sein Entsetzen war nur teilweise vorgetäuscht, als er den Kopf drehte, um die Gestalten zu betrachten, die neben seiner verängstigten Tochter standen.
    Nenavar, dessen blutiger Kopf schlaff auf dem Hals hin und her wackelte, saß bewusstlos und zusammengesunken vor Khanda, der ihn mit einer Hand festhielt, damit er nicht umfiel. Der Dämon selbst hatte immer noch Kalebs Gestalt und kniete auf dem Boden, während er Selakrians Beschwörung sang, ohne sich dabei zu unterbrechen, obwohl seine Worte in Corvis’ Gedanken widerhallten.

    *WUSSTEST DU EIGENTLICH*, fragte Khanda beiläufig, während die Beschwörung weiterging, *DASS ES NENAVAR WAR, DER AUDRISS GEHOLFEN HAT, PEKATHEROSH WIEDERZUERWECKEN? DIE WELT IST WIRKLICH KLEIN, NICHT WAHR? EIGENTLICH SOLLTEST DU AUFSTEHEN, UM DEN ALTEN KNACKER UMZULEGEN, UND NICHT MIT IHM ZUSAMMENARBEITEN. *
    Corvis murmelte irgendetwas und spie einen Mund voll Dreck und klebriges, halb getrocknetes Blut aus.
    * WO IST DER ALTE PEKKY EIGENTLICH? DU HAST IHN JEDENFALLS NICHT IN DIE HÖLLE ZURÜCKGESCHICKT, DENN DORT HABE ICH AUF IHN GEWARTET. ICH WEISS AUCH, DASS DU IHN NICHT AUS DIESEM ALBERNEN KLEINEN KLUNKER BEFREIT HAST.*
    »Er ist in Sicherheit«, stieß Corvis rau hervor.
    Einen Moment herrschte Schweigen, dann begann Khanda schallend zu lachen, vornehmlich zwar in Corvis’ Kopf, aber selbst sein Körper verkrampfte sich, und er verzog den Mund zu einem Lachen, das fast, aber eben nur fast, die Silben des nun folgenden Zauberspruchs verzerrt hätte.
    *OH CORVIS, DU ÄNDERST SICH WIRKLICH NIE. DU HAST IHN WIEDER IN DIESE HÖHLE AUF DEM MOLLEYA GESCHAFFT, HAB ICH RECHT? SOZUSAGEN FÜR ALLE FÄLLE …*
    »Dich hat das Eis jedenfalls all die Jahre gut festgehalten«, erwiderte Corvis und zuckte mit den Schultern, wofür ihn ein stechender Schmerz bestrafte.
    *DAS STIMMT, DAS STIMMT ALLERDINGS.*
    Corvis nahm all seine Willenskraft zusammen, um zu gewährleisten, dass keines seiner folgenden Worte Khanda erreichte, und flüsterte: »Schaffst du es?«

    »Noch nicht«, kam die ebenso leise Antwort. »Er ist viel zu konzentriert. Er muss abgelenkt sein.«
    Corvis nickte. »Wie hast du uns gefunden?«, fragte er dann mit erhobener Stimme.
    *DAS WAR GAR NICHT NÖTIG. DU WARST IMMER SEHR BERECHENBAR, CORVIS. SOBALD ICH DEN NAMEN VON MEISTER NENAVAR FAL - LEN GELASSEN HATTE, WUSSTE ICH, DASS DU FRÜHER ODER SPÄTER HIER AUFTAUCHEN WÜRDEST. ICH BRAUCHTE NICHTS WEITER ZU TUN, ALS DIESES HAUS ZU BEOBACHTEN.*
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass dieser Idiot keine Teleportationszauber an seinem eigenen Zuhause angebracht hat.«
    *OH, DAS HAT ER, UND ZWAR MEHR, ALS DU DIR VORSTELLEN KANNST. ABER ER HAT SIE SO EINGESTELLT, DASS SIE MICH DURCHLASSEN. ER HAT ES UNGLAUBLICH GENOSSEN, MICH NACH LUST UND LAUNE ZU SICH ZU RUFEN, AUSSERDEM KONNTE ICH IHM KEINEN SCHADEN ZUFÜGEN, ODER ETWA NICHT?*
    Erneut nickte Corvis. Natürlich, er war in der Lage gewesen, Mellorin ebenfalls zu tragen oder sie, falls dies nicht möglich war, in die Nähe zu teleportieren und ihr dann die Tür von innen einfach aufzumachen.
    »Khanda, bitte …«
    *WAS DENN?*
    »Lass sie gehen.« Ihm war nicht klar gewesen, dass er das sagen würde, bis ihm die Worte über die Lippen

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