Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
die Bedrohung durch Rebaine kümmern. Gleichzeitig mussten wir dafür sorgen, dass er nicht irgendwo in der Öffentlichkeit auftauchte und unsere Behauptungen Lügen strafte. Außerdem konnten wir dadurch für die Verbrechen Rache nehmen, die er vor so langer Zeit an Imphallion begangen hatte. Noch etwas«, setzte sie verbittert hinzu, »das Khanda eigentlich hätte bewerkstelligen sollen.«
Etliche Minuten verstrichen, und niemand sprach. Corvis starrte auf Spalter und kämpfte verzweifelt gegen den Drang an, jemanden umzubringen.
»Ich will und kann das alles nicht glauben«, sagte er schließlich und riss den Blick von der von Dämonen geschmiedeten Klinge los. »Gewiss, es ergibt einen Sinn, aber … Mavere war dabei, als Audriss die Kinder der Apokalypse beschwor. Ich habe dich selbst gesehen«, fuhr er fort und drehte sich zu ihr herum, »ich habe gesehen, wie du reagiert hast. Keine politische Intrige hätte dich dazu bringen können zu riskieren, dass so etwas erneut passiert.«
»Man hat mir versichert, es gebe kein Risiko«, murmelte sie, doch sie konnte ihm nicht in die Augen blicken.
Vielleicht war es nicht sonderlich überraschend, dass Irrial schließlich des Rätsels Lösung fand. »Sie hatte Angst.«
»Halt den Mund, du gottverdammte …«, doch niemand hörte in diesem Moment auf die Priesterin.
»Vor mir?«, wollte Corvis wissen. »Mehr Angst vor mir als vor einem Dämon? Ich war schlimm, aber so schlimm nun auch nicht.«
»Die Dämonen haben nicht damit gedroht, dir deinen Verstand wegzunehmen, Corvis.«
Jetzt endlich kapierte er. »Du dachtest, du wärst einer von ihnen«, flüsterte er staunend. »Du hast herausgefunden, dass ich viele Gildenmeister mit einem Bann belegt hatte, und hattest Angst, dass du ebenfalls dazugehören könntest!«
»Bis du diese verdammte Axt an meine Kehle halten musstest, um mich dazu zu zwingen, dass ich dich hierherbringe, ja!«, gab Mavere zu und ließ die Schultern hängen. »Wie hätte ich es sonst herausfinden sollen? Wie hätte ich sicher sein können, dass irgendeine Entscheidung, die ich traf, wirklich meine eigene war? Ich musste herausbekommen, ob ich frei von dir war, du Mistkerl!«
»Na dann«, erwiderte Corvis tonlos, »will ich dir mal zu deinem Erfolg gratulieren.«
Mavere drehte sich um, und erneut herrschte Schweigen.
»Wir sollten weitermachen«, sagte Nenavar schließlich. »Wir sind fast fertig.«
Er ging wieder an die Arbeit, während die drei anderen von der Treppe in den Keller hinabstiegen.
»Was genau tun wir hier eigentlich, Rebaine?«, wollte Jassion wissen.
»Wir erzeugen einen Bann. Einen Exorzismus, wenn dir das lieber ist. Nenavar hat Khanda gerufen, daher ist er auch am besten dazu geeignet, ihn wieder zurückzuschicken. Aber das ist keine einfache Beschwörung.«
»Wieso können wir den alten Mann nicht einfach umbringen? Hast du das nicht mit Audriss gemacht, um Maukra und Mimgol zu bannen?«
»Ich habe nie herausgefunden, ob der Tod von Audriss der Auslöser war oder die Tatsache, dass ich das Buch verbrannt habe«, verbesserte Corvis ihn. »Aber nein, nicht alle Dämonenbeschwörungen funktionieren auf diese Weise. Diese hier tut es jedenfalls nicht.«
»Zu schade. Es hätte die ganze Angelegenheit erheblich vereinfacht.«
Corvis nickte zustimmend. Im selben Moment sahen sich die beiden Männer an und bemerkten voller Entsetzen, dass sie ganz ähnlich dachten. Jassion runzelte die Stirn und ging quer durch den Keller.
»Also gut«, sagte Nenavar und richtete sich so weit auf, wie sein betagter Rücken es ihm noch erlaubte. »Jetzt tretet bitte alle von dem Siegel weg und schweigt. Wenn ich einmal begonnen habe, kann ich keine Störung …«
Corvis erkannte das Geräusch sofort, das von oben ertönte, ein grauenvolles Kreischen in der Luft, die von etwas Großem, Gewaltigen verdrängt wird, aber der offene Keller bot keinerlei Deckung. Im nächsten Moment stürzte ein Teil der Decke in einem Regen aus Steinen herab, als Khandas Säule aus schauerlicher Kraft in die Erde fuhr und die Anwesenden durch die Kammer schleuderte wie Puppen, die ein wütendes Kind durch die Luft wirft. Noch während Corvis gegen die gegenüberliegende Wand prallte, es in seinen Ohren klingelte und seine Lungen vor Schmerz brannten, fiel ihm auf, dass weder Nenavar noch die uralten Runen auf dem Boden in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
Der alte Zauberer hob die Hände und fuhr suchend zu der Quelle des Angriffs herum. »Zeige
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