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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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übertönen, mit denen ein Körper nach dem anderen leblos auf die kalten Steine fiel.
    Edmund hatte Seite an Seite mit dem großen Nathaniel Espa die Truppen von Lutrinthus in die Schlacht geführt und war außerdem dabei gewesen, als der verrückte Kriegsfürst Audriss Mecepheum beinahe zerstört hätte. Er war der Erste, der wieder zur Besinnung kam.
    »Zurück! Alle weg von der Tür!«, rief er. »Halmon! Tovin! Stellt den Tisch davor!«
    Das war zwar keine sonderlich stabile Barrikade, aber mehr hatten sie momentan nicht. Noch wichtiger war, dass es die erstarrten, glotzenden Aristokraten aus ihrer Betäubung riss.
    Keiner der Anwesenden trug eine Rüstung, denn trotz der vorherrschenden Feindseligkeit zwischen den Gilden und den Adelshäusern hatte niemand mit einem Blutvergießen gerechnet, außerdem waren dafür die Soldaten im Gang zuständig. Einige der Anwesenden jedoch trugen, wenn auch nur aus Gründen des Prunkes, Schwerter oder Dolche, und bauten sich nun zwischen ihren unbewaffneten Gefährten
und der Gewalt auf, die mit einem Mal von draußen drohte. Halmon und Tovin traten vom Tisch zurück und zückten ebenfalls jeder ein Schwert; der Herzog ein kurzes Breitschwert, der Gildenmeister einen langen Dolch. Dann bauten sie sich Seite an Seite auf und begruben ihre gegenseitige Abneigung für den Moment, wenngleich ohne sie zu vergessen.
    Auf der anderen Seite der Tür gingen die Schlachtrufe in Schmerzensschreie über, während die vielen, durcheinanderhallenden Stimmen sich erschreckend schnell zu einigen wenigen Rufen verringerten. Als würden alte, zerbrochene Glocken schlagen, so klirrten die Schwerter, als sie an einer Rüstung abprallten. Ein furchteinflößender Schrei erschütterte die Wände, kurz darauf rieselte Mörtel von der Decke. Der Rauch, der durch den Spalt in der Tür gedrungen war, wurde immer dicker und trug den Gestank nach verbranntem Fleisch mit sich.
    »Bei allen Göttern!«, flüsterte Herzogin Anneth. Mit einer Hand umklammerte sie ihren Dolch, mit der anderen die elfenbeinernen Täfelchen, das Symbol von Panaré, dem Glücksbringer. »Was geht da draußen vor sich?«
    Sie sollte eine Antwort bekommen, aber weder von Panaré noch einem der anderen Götter von Imphallion.
    Ein Netz aus Linien tauchte unvermittelt auf der spröden Tür auf, als würden sie sich von außen nach innen durch das Holz brennen. Das Portal zerbrach in acht gleich große Teile, die sich wie eine aufgehende Blüte von der Mitte nach außen schälten, bis das Holz nachgab und in unzählige glühende Brocken zerfiel. Als sich die Tür auflöste, fiel der Tisch nach draußen und landete krachend auf Leichen und abgetrennten Körperteilen.
    Mehr als fünfzig Männer hatten im Flur Posten bezogen, Soldaten von den verschiedenen Gilden und Adelshäusern,
deren Abgesandte in dem Kellergewölbe versammelt waren. Jetzt stand dort nur noch eine Gestalt, deren höllisches Porträt von den glühenden Resten der Tür eingerahmt wurde, eine Gestalt, die keiner einzigen der verängstigten Personen in dem Raum Loyalität schuldete.
    Jenen Kehlen, die nicht vor Todesangst wie zugeschnürt waren, entrang sich ein Wimmern, und mehr als eine Klinge landete klirrend auf dem Boden, als sie sich aus gefühllosen Fingern löste. Unter den Anwesenden gab es nämlich keinen Gildenmeister oder Adeligen, der diesen Mann, der da vor ihnen stand, dieses Wesen, nicht erkannt hätte.
    Eine Rüstung aus Stahlplatten, pechschwarz emailliert, bedeckte ihn von Kopf bis Fuß, und an den Gelenken zeigte sich ein ebenfalls schwarzer Kettenpanzer. Auf Brust, Schultern und Arm- sowie Beinschienen waren Platten aus fahlweißen Knochen befestigt. Dornen aus schwarzem Eisen stachen aus den Schulterplatten hervor, von denen ein verschlissener purpurfarbener Umhang herabhing. Aber es war der Helm, ein grinsender, von ehernen Bändern umringter Schädel, der alle Blicke auf sich zog.
    Vor ihnen stand eine Gestalt wie aus einem Albtraum. Der Albtraum einer ganzen Nation, der sie zum ersten Mal vor zwei Jahrzehnten heimgesucht hatte und dann noch einmal vor sechs Jahren. Ein Albtraum, der niemals wieder hätte geträumt werden sollen.
    »Ihr habt uns versprochen …« Die Worte drangen zunächst nur als ein Flüstern über Herzog Edmunds Lippen, steigerten sich jedoch zu einem Schrei von fast wahnsinnigem Entsetzen. »Ihr habt es versprochen!«
    Aus dem unsichtbaren Mund hinter dem Schädelhelm drang ein Lachen, noch während die Gestalt vortrat, um

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