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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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beobachtet zu haben. Jetzt blockierten sie die Straße, die vom Dorf ins Gebirge führte. Damit war für die Spähergruppe der Rückweg abgeschnitten.
    Erik fluchte und versuchte sich daran erinnern, ob sie in letzter Zeit irgendwelche religiösen Gebote missachtet hatten. Irgendjemand schien mächtig sauer auf sie zu sein.
    Also gut, Plan C. Und das war eben jener Plan, von dem Eriks Freund und Offizierskollege so wenig hielt. Sie hatten alle Dorfbewohner als Geisel genommen! Erik wollte freien Abzug verlangen, und das Recht, die gestohlenen Dinge zu behalten; als Gegenleistung würde er die Dorfbewohner am Leben lassen. Er bezweifelte, dass die Leute des Leichenkönigs darauf eingingen – was interessierte sie Leib und Leben einiger armseliger Bauern und Hirten? –, aber selbst wenn sie sich nicht darauf einließen, Erik und die Seinen bewiesen damit, tatsächlich Räuber zu sein. Außerdem war es überaus wichtig, dass sie ein wenig Zeit gewannen. Erik hatte seine drei besten Männer fortgeschickt, damit sie unbemerkt über die Berge gelangen konnten. Wenigstens einer von ihnen musste entkommen und daheim Bericht erstatten!
    Die meisten Dorfbewohner waren in ihren Hütten eingeschlossen, und Erik, Branden und drei andere Soldaten wachten über die größte Geiselgruppe in der einzigen Taverne des Ortes. Einer von ihnen – der junge Ziegenhirte, den sie über die Hügel verfolgt hatten – bekam eine gekritzelte Liste mit Forderungen, die er der herankommenden Patrouille bringen sollte. Und während sie warteten, wurden Dorfbewohner und Soldaten gleichermaßen nervös.
    Vielleicht gab Erik einem verborgenen Hang zu Grausamkeit nach, oder vielleicht konnte er wie die meisten Bürger von Shauntille nicht verstehen, warum sich die Menschen von Kirol Syrreth nicht gegen Morthûl erhoben. Was auch immer, er nutzte jede Gelegenheit, den Geiseln ihre Hoffnung auf Rettung zu nehmen.
    »Den Soldaten seid ihr völlig gleichgültig«, teilte er den zusammengedrängt sitzenden Bauern und Hirten zum soundsovielten Mal mit. »Wartet es nur ab! Wahrscheinlich müssen wir ein paar von euch töten, nur um zu zeigen, dass wir es ernst meinen.«
    »Erik …«, sagte Branden leise. »Du solltest besser damit aufhören.«
    »Und wenn sie angreifen, ist es ihnen völlig schnuppe, wie viele von euch dabei draufgehen«, fuhr Erik unbekümmert fort. »Vielleicht metzeln sie euch absichtlich nieder. Für Schwächlinge und Parasiten gibt es im mächtigen Reich der Eisernen Burg keinen Platz, oder?«
    »Erik …«
    »Halt die Klappe, Branden. Ich …«
    Der dritte Offizier – ein schlanker, schwarzhaariger Mann namens Dale – stieß die Vordertür auf und schaute herein. Trotz der Winterkälte perlte Schweiß auf seiner Stirn.
    »Sie haben sich in Bewegung gesetzt!«
    Erik richtete sich auf. »Greifen sie an?«
    »Das glaube ich nicht. Sie haben sich aufgeteilt und wollen vermutlich auch die anderen Wege blockieren.«
    Erik rieb sich das Kinn und nickte. Das ergab einen Sinn. Solange die Soldaten von Kirol Syrreth glaubten, es mit Räubern zu tun zu haben, gab es für sie keinen Grund zu der Annahme, dass die Straße in die Schwefelberge der einzige Fluchtweg für die Geiselnehmer war.
    Ein leises Brummen ging durch die Gefangenen, eine wortlose Mischung aus Flüstern, Schluchzen und Seufzen. Erik stampfte mit dem Fuß auf die Bodenbretter, und sofort verstummten die Dorfbewohner.
    »Seid still! Ihr alle, seid still!« Eriks Stimme überschlug sich fast, und das irre Funkeln in seinen weit aufgerissenen Augen wies darauf hin, dass er kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. »Glaubt ihr, die Soldaten kommen euretwegen ? Glaubt ihr, ihnen liegt irgendetwas an euch? Die Wahrheit lautet: Sie scheren sich einen Dreck um euch! Was auch immer sie vorhaben, sie trampeln euch dabei einfach nieder und schlagen euch dabei die Schädel ein! Es interessiert niemanden, was aus euch wird! Weder die Soldaten da draußen noch der Rest der Streitkräfte und erst recht nicht Morthûl …«
    » Da hast du teilweise recht, Erik .«
    Der Mund des jungen Offiziers bewegte sich noch immer, aber es kam kein Ton mehr hervor. Er wirbelte herum, auf der Suche nach der schrecklichen Stimme. Unmenschlich war sie, und kalt, als hätte der Winter dort draußen gesprochen.
    Und da Erik auf der westlichen Seite der Schwefelberge stand, hatte er einen schrecklichen Verdacht, wem die Stimme gehören könnte.
    »Du … du kennst mich?« Es war eine dumme Frage,

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