Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
des Leichenkönigs hallte durch den Raum, als Branden das schwarze Herz vor sein tränenüberströmtes Gesicht hob und zu essen begann.
»Dies gefällt mir nicht«, sagte Gork und entrollte seinen Schlafsack auf feuchtem Gras. »Wir sollten den verdammten Burschen töten.«
Fezeill nickte mit dem, was derzeit wie ein menschlicher Kopf aussah. »Dieses Mal muss ich dem Kobold zustimmen. Wer weiß, was sie anstellen, während wir schlafen?«
Cræosh lag bereits und rollte sich mit einem mürrischen Seufzen auf die Seite. »Deshalb richten wir eine Wache ein, Gestaltwandler. Wir haben das doch schon durchgekaut. Ich bin sehr dafür, ihre schuppigen Ärsche von hier bis nach Timas Khoreth und wieder zurück zu treten, wenn sie uns in die Quere kommen. Aber bisher haben sie sich nichts zuschulden kommen lassen, und wir haben schon genug Ärger, ohne dass wir uns eine Extraportion abholen. Wenn sie dasitzen und uns beobachten wollen – lasst sie ruhig. Meine Gefühle verletzen sie dadurch nicht.«
»Ja, noch gucken sie bloß«, brummte Gork. Er sah zu Katim, die es sich im Geäst einer großen Zypresse gemütlich gemacht hatte. »Aber ob sie auch so friedlich sind, wenn Gimmol oder ich Wache halten?«
Sie hatten sich darauf geeinigt, jeweils zu zweit Wache zu halten, abgesehen von Katim, die einen Partner ablehnte. Cræosh achtete nicht weiter auf die Nörgeleien des Kobolds, schlief schnell ein und schickte mit seinem tektonischen Schnarchen rhythmische Erschütterungen durch den Sumpf. Die anderen brauchten länger, bis sie Ruhe fanden, aber nach einer halben Stunde schliefen alle bis auf Katim den Schlaf der Gerechten, oder zumindest den Schlaf der Erschöpften.
Sie hatten den Steinkreis auf einem nicht sehr hohen Hügel gefunden, ein kleinerer Bruder der Anhöhe mit den Ruinen von Jureb Nahl. Der Boden war durchnässt, es wimmelte von Insekten, und es gab reichlich Dreck, aber wenigstens riskierte man hier nicht, im Schlaf zu ertrinken. Es war die angenehmste Nacht, die sie seit dem Verlust des Bootes im Sumpf verbracht hatten, die in der Bibliothek mit all den Troglodyten nicht mitgezählt.
Besser gesagt: Es wäre die angenehmste Nacht gewesen, wenn nicht die ganze Zeit über der starre Blick eines seltsamen Augenpaars sie begleitet hätte. Ein Naga hockte dort auf einem Stein, wo sie ihn zum ersten Mal gesehen hatten, vielleicht ein Späher. Mit kalten, dunklen Augen beobachtete er sie, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Nur das gelegentliche Zucken des Schwanzes und der Zunge wiesen Katim darauf hin, dass tatsächlich Leben in dem Geschöpf steckte.
Es sah genauso aus wie die Wesen, die Katim aus Geschichten kannte: halb Mensch und halb Schlange, von schuppenartiger Haut bedeckt, mit Schlitzen anstelle einer Nase und mit einem Mund breiter als der eines Menschen. In einer Hand hielt die Kreatur einen Speer, und an ihrem ledernen Harnisch war eine Waffe befestigt, die einer Axt ähnelte. Das Geschöpf saß nur da und starrte die ganze Zeit über, blieb dabei reglos und stumm.
Katim runzelte die Stirn und rümpfte die Schnauze. Plötzlich sträubte sich ihr Fell, und eine warnende Stimme in ihr rief, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
Sie antwortete: Natürlich geht hier was nicht mit rechten Dingen zu! Aber was ? Was übersehe ich?
Die Trollin atmete tief durch und entspannte ganz bewusst die Schultern. Dann, so ruhig wie möglich, damit es beiläufig wirkte, hob sie erneut den Kopf. Langsam ließ sie den Blick von links nach rechts streichen und schnupperte dabei unauffällig.
Ihre schnarchenden Gefährten lagen beim größten Stein. Vom Rand ihres Lagerplatzes fiel der Boden ab und verschwand weiter unten in den Tiefen des Sumpfes. Katim schauderte beim Anblick des dunklen Wassers und offenbarte damit eine Furcht, die sie den anderen auf keinen Fall gezeigt hätte. Sie bekam es mit der Angst zu tun bei dem Gedanken, dass die stinkenden, trüben Fluten so weit stiegen, dass sie den Kopf nicht mehr über Wasser halten konnte – denn Katim konnte nicht schwimmen.
Die Trollin gab sich eine geistige Ohrfeige und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung. Dort hockte der Naga im Mondschein, der durch Lücken zwischen den Wolken fiel: stolz und reglos, als diente der Steinkreis nur dazu, seine würdevolle Pracht zu demonstrieren.
Du blöder, arroganter, dreimal verfluchte … Ach, Mist …
Katim hätte sich selbst treten können – oder noch lieber die anderen –, als es ihr
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