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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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aber dass Erik überhaupt noch imstande war, verständliche Worte zu formulieren, grenzte an ein Wunder.
    »Ich kenne dich gut«, erwiderte die körperlose Stimme. »Erik Kaleth, Leutnant. Offizier bei den Streitkräften des Warzenschweins namens Dororam. Berufssoldat in der vierten Generation, zwei Schwestern, ein Bruder. Verlobt mit einer jungen Frau, die vorgibt, nichts von den Huren zu wissen, mit denen du es treibst. Und du hast keine Ahnung von ihr und deinem Bruder. Soll ich fortfahren?«
    Diesmal brachte Erik nur ein Ächzen zustande.
    »Dieses Geschöpf hatte teilweise recht«, verkündete die Stimme, und obwohl vom Sprecher nichts zu sehen war, gab es keinen Zweifel daran, dass er sich jetzt an die Dorfbewohner wandte. »Wenn ich meine Soldaten geschickt hätte, um diese Insekten zu zerquetschen, wärt ihr alle in Gefahr geraten.« Die unsichtbare Präsenz nahm sich wieder Erik vor. »Doch was auch immer Dororam, Theiolyn und die anderen behaupten: Ich metzele meine Untertanen nicht einfach nieder.
    Ihr habt dies selbst zu verantworten, ihr armseligen Narren. Ihr lasst mir keine anderen Wahl, als euch eine Lektion zu erteilen, indem ich …«
    Der hölzerne Boden wölbte sich und platzte auf. Käfer spritzten in einem schwarzen Geysir nach oben. Soldaten und Geiseln schrien und waren in ihrem Entsetzen vereint.
    In der Mitte dieser schrecklichen Fontäne formte sich eine Gestalt. Ungeziefer strömte wie lebender Regen an ihr herab, und zum Vorschein kamen ein verschlissener Königsmantel, eine silberne Krone und darunter ein Gesicht, von dem nur eine Hälfte übrig geblieben war.
    »… mich selbst um diese Sache kümmere«, beendete Morthûl den Satz und zeigte sich in all seiner grässlichen Pracht. »Ich glaube, dies gehört dir.« Er warf Erik etwas vor die Füße, und es landete mit einem feucht klingenden Platschen. Der Leutnant brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, was er sah: drei menschliche Herzen, zu einer einheitlichen Masse verschmolzen.
    Erik hatte drei Männer losgeschickt, damit sie sich durch die feindlichen Linien schlichen und zu Hause Bericht erstatteten …
    Branden erbrach sich auf seine Stiefel, und Dale wimmerte leise. Erik hingegen … Erik hob sein Schwert, schrie dem Leichenkönig von Kirol Syrreth seinen Zorn entgegen und griff an.
    Branden erfuhr nie, ob es ein Akt reiner Verzweiflung war oder ob sein Vorgesetzter endgültig den Verstand verloren hatte. Er wusste auch nicht, warum der Dunkle Lord, Herr von tausend Zaubern, entschied, dem Angriff mit bloßen Händen zu begegnen. Vielleicht hielt er es für eine amüsante Abwechslung. Oder er glaubte, dass Erik nicht mehr Mühe wert war.
    Die Knochenhand des Leichenkönigs schmetterte gegen Eriks Brust, bevor das Schwert zuschlagen konnte. Branden beobachtete, wie Leder gefror und zerbrach, wie Haut unter den fleischlosen Fingern erst weiß und dann blau wurde. Die Fingerspitzen des Leichenkönigs bohrten sich in den Leib des Menschen, und die Haut splitterte unter ihnen. Kleine Bruchstücke, Hautfetzen und gefrorenes Blut, regneten vor Morthûls Füßen auf den Boden.
    Niemand atmete. Für einen Moment schienen alle im Raum so tot zu sein wie der Leichenkönig.
    Dann schnappte Erik nach Luft, ohne sich zu bewegen. Er blieb erstarrt, das Schwert erhoben, umhüllt von Kälte.
    Dale würgte.
    Mehr Käfer folgten den ersten. Morthûl schüttelte den Ärmel, um sich zu vergewissern, dass keine weiteren Insekten die Reise antreten wollten, und dann drückte er zu . Gefrorenes Fleisch brach; Rippen gaben wie Zweige nach. Branden schauderte und stellte sich die Schmerzen vor, die Erik erleiden musste. Er empfand fast so etwas wie Erleichterung, als Morthûl zurückwich, mit Eriks schwarzem Herzen in der Hand.
    Aber Erik war nicht tot.
    Von der Gesichtshälfte des Leichenkönigs, die noch Haut aufwies, kam ein Knarren wie von Leder, als Morthûl lächelte. »Du hast diese Männer geführt.« Er sprach fast liebevoll und laut genug, damit ihn auch alle anderen hörten. Das von ihm ausgehende unheilige gelbe Glühen pulsierte im Rhythmus der Worte. »Du wirst für deine Sünden und die deiner Leute büßen, Erik Kaleth. Für immer.«
    Eriks freier Wille verabschiedete sich mit einem letzten Schluchzen, und dann stapfte der Untote, zu dem er geworden war, nach draußen, um dort auf die Befehle seines neuen Herrn zu warten.
    »Alle meine Untertanen können gehen«, sagte Morthûl feierlich. »Kehrt heim und verlasst eure Häuser nicht

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