Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
uns haben … mit leeren Händen zurückzukehren. Hast du … einen besseren Vorschlag?«
Gorks Miene erhellte sich plötzlich. »Ich denke schon.«
Sie krochen erneut über die Treppe, stießen erneut mit den Knien an Kanten, fluchten erneut in verschiedenen Sprachen und erreichten schließlich einen der Lagerräume in einer weiter unten – beziehungsweise seitwärts – gelegenen Etage. Nachdem sie dort einige Minuten gesucht hatten, entdeckten sie einen großen Sack mit nur wenigen Löchern. Damit kehrten sie in den Raum ganz oben im Turm zurück, wo sie eine leicht modifizierte Version von Katims Plan in die Tat umsetzten. Mehrere Würfe waren notwendig, bevor der Chirrusk -Haken einen Knochen genau im richtigen Winkel traf. Gork lachte nicht, als Katim in der Mitte des Zimmers umherhüpfte, denn er war der Meinung, dass sich seine inneren Organe genau am richtigen Platz befanden. Und als die Trollin den ersten Knochen erwischt hatte, leistete dieser ihren Bemühungen, ihn nach unten zu ziehen, kurzen Widerstand, als steckte er irgendwo fest. Sie zog stärker, und daraufhin gab er nach und fiel. Gork fing ihn mit dem Sack auf, ohne ihn zu berühren.
Die ganze Sache dauerte eine Weile, viel länger als ihnen lieb war, denn immerhin waren ihre Gefährten oben von den Untoten bedroht. Die Chirrusk musste jeden einzelnen Knochen im richtigen Winkel treffen, und einige von ihnen waren zu klein oder hatten die falsche Form. Als sich etwa die Hälfte der sichtbaren Überreste im Sack befand, darunter auch der Totenkopf, fanden Gork und Katim, dass sie genug eingesammelt hatten.
Einmal mehr krochen und kletterten sie über die horizontale Treppe.
Es war reiner Zufall, dass Gork zurücksah, als sie etwa die Hälfte des Weges durch den Turm zurückgelegt hatten. Sein plötzlicher Schrei ließ Katim zusammenfahren, und sie stieß mit dem Kopf gegen die Stufen. Sie versuchte gerade, eine besonders schwierige Drehung der Wendeltreppe hinter sich zu bringen, und in ihrer augenblicklichen Position konnte sie sich nicht umdrehen. »Was ist?«
»Die Geister!«, hauchte Gork. »Sie folgen uns!«
Katim fluchte. »Kommen sie … näher?«
»Nein«, antwortete der Kobold nach einem Moment. »Sie scheinen einen bestimmten Abstand zu wahren.«
»Lass mich raten. Sie … bleiben etwa so weit von uns … entfernt wie zuvor von den Knochen?«
»Äh … ja, das stimmt.«
Katim nickte und kroch weiter. »Wenn sie sich uns nähern … in dem Fall erwarte ich … einen Schrei von dir. Oder … ein Jaulen oder Quieken.«
Katim spürte erneut Panik in sich hochsteigen, als sie sich der Eingangstür des Turms mit der Wand aus grünem Wasser dahinter näherten. Sie versuchte, die Furcht aus sich zu verbannen. Die Reise nach oben, sagte sie sich, würde nicht so schwer sein wie die nach unten. Einmal durch die Tür konnte sie an der Wölbung des Turms nach oben klettern, was bedeutete: Wahrscheinlich musste sie nicht länger als einige Sekunden unter Wasser bleiben.
Das hoffte sie jedenfalls.
Glücklicherweise stellte sie fest, dass der Weg zur Tür das schwierigste Stück der Reise war. Die Wölbung der Wand zwang sie, mit dem Kopf nach unten zu klettern und ihre Finger in kleine Ritzen zwischen den Steinen zu bohren, um genug Halt zu finden. Bei Gork sah das Klettern leicht aus – aus lauter Neid hätte sie fast die Hand ausgestreckt, um ihn von der Wand zu stoßen –, aber sie kam nur unter großen Mühen voran und rutschte dreimal ab. Jedes Mal gelang es ihr im letzten Moment, sich festzuhalten. Zwar drohte kein Sturz in große Tiefe, aber sie wäre mit dem Kopf oder dem Rücken auf den Stein geprallt und hätte sich verletzen können.
Schließlich erreichten ihre Hände den Türrahmen. Katim holte noch einmal tief Luft und zog sich dann nach draußen in den Sumpf.
Vielleicht war die Reise nach oben wirklich leichter, vielleicht auch nicht. Jedenfalls geriet sie diesmal nicht in Panik und verlor auch nicht den Halt an der runden Außenwand des Turms. Nass, aber unverletzt erreichte sie die Wasseroberfläche und atmete dort den Gestank des Sumpfes tief ein.
Fast hätte sie dabei ihre Nase verloren, denn Cræoshs Schwert verfehlte sie nur um wenige Zentimeter und trennte einem der lebenden Toten die Hand ab. »Bei den Vorfahren, ihr habt euch verdammt viel Zeit gelassen!«, schimpfte er, schwang erneut das Schwert und schlug dem schwimmenden Untoten ein Stück vom Arm ab. »Wenn ich es nicht besser wüsste … Man könnte
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