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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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hatte.
    Für einige lange Sekunden stand der ältere Druide einfach nur da, wie verwirrt von dem, was gerade geschehen war, und das Korps starrte fassungslos. Dann zuckte Emmet – Beine und Füße begannen einen seltsamen Tanz auf dem blutbesudelten Boden. Seine Finger lösten sich von dem Objekt, das er in den Händen gehalten hatte, und der Baum des Immer fiel.
    Die Ranke bewegte sich noch schneller als vorher. Plötzlich steckte sie nicht mehr in dem Bücherregal, sondern raste zu dem Arm des Wesens zurück, das bis eben Josiah gewesen war. Emmets Kopf platzte auseinander, und die heilige Reliquie hatte noch nicht den Boden erreicht, als Finger aus Blättern und Zweigen nach ihr griffen.
    Das Korps schüttelte die Lähmung ab, als der Verstand begriff, was ihm die Augen zeigten. Mit grimmigen Gesichtern und gezückten Waffen schwärmten Cræosh und seine Gefährten in der Bibliothek aus und behielten dabei die groteske Ranke im Auge.
    »So feindselig?«, fragte Josiah, und sein zu breites Lächeln wurde noch breiter. »Ich dachte, wir sind Freunde.«
    »Knorrigwurzel, nehme ich … an?«, fragte Katim rau.
    »Oh, es gibt sogar Intelligenz bei euch«, erwiderte Josiah beziehungsweise Knorrigwurzel. »Wie erstaunlich.«
    »Und Josiah?«, fragte Cræosh, der Zeit gewinnen wollte und nicht die geringste Ahnung hatte, was sie jetzt unternehmen sollten. »Was ist mit ihm?«
    Das Grinsen wurde noch breiter. Blut rann aus Josiahs Gesicht, und zum Vorschein kam das Holz unter der Haut. »Oh, es ist eigentlich ganz einfach. Ein kleiner Kratzer zu der Zeit, als die Narren glaubten, ich würde ihnen dienen. Ich habe einen Samen in ihm abgelegt, und das genügte, um mein erwachendes Bewusstsein zu übertragen. Er fühlte, wie ich in seinem Innern keimte, wie ich ihn nach und nach fraß. Ich habe ihm nicht einmal die Freiheit gegeben zu schreien. Emmet hatte einen viel leichteren Tod.« Das Grinsen verschwand. »Aber beim nächsten Mal wird es nicht so schnell gehen.«
    »Beim nächsten Mal?«, fragte Cræosh. Gib gut acht … »Du denkst dabei nicht an eine bestimme Person, oder?«
    »Nun, da du schon einmal fragst …«
    Der Hinweis war deutlich genug. Klingen und stumpfe Gegenstände kamen nach oben, und eine zornige Horde näherte sich dem als Druiden getarnten Baum.
    Das Korps erreichte ihn nicht. Die Haut löste sich ganz aus Josiahs Gesicht, blätterte wie Wachs ab, und dann brach der Akolyth wie eine überreife Melone auf. Es war eine regelrechte Explosion, und die Druckwelle warf Cræosh zu Boden. Gork und Gimmol flogen durch die Luft, landeten schwer zwischen zerfledderten Büchern. Schwarzes, halb geronnenes Blut spritzte durch die Bibliothek; feuchte Hautfetzen klebten an Kleidungsstücken und flatterten bei jeder Bewegung wie kleine Wimpel.
    Fezeill war am weitesten vom platzenden Druiden entfernt gewesen und wischte sich als Erster den Schleim aus den Augen. Was der Gestaltwandler dann sah, ließ ihn förmlich erstarren. Knorrigwurzel, der wahre Knorrigwurzel, stand in einem blutigen Durcheinander aus Josiahs Haut und Kleiderresten. Er hätte nicht einmal in einen ausgesprochen dicken Yeti gepasst, und in einen Menschen konnte er sich unmöglich zwängen, doch genau das hatte er irgendwie geschafft. Die Erscheinung besaß Rinde und Blätter, war aber kein Baum. Ihr fehlten ein Stamm und gewöhnliche Zweige. Man stelle sich einen Vivisezierer vor, der einen Haufen dicker, gummiartiger Tentakel erstanden hatte, vielleicht die Gliedmaßen eines verfetteten Tintenfisches. Man stelle sich vor, wie er Rinde an die Tentakel klebt und sie in der Mitte zusammenbindet, sodass sie eine Garbe bilden, die sich unten und oben bewegt … Dies wäre vielleicht das Resultat gewesen. Das Etwas überragte sie, und die oberen Tentakel kratzten über die steinerne Decke, wie Fingernägel über Glas.
    »Nun«, sagte Katim und schwang ihre Chirrusk , »dies ist nicht unbedingt … das vielversprechendste Ereignis … dieses Tages.«
    Die halbe Bibliothek füllte sich plötzlich mit hölzernen Peitschen und Speeren aus Borke. Katim sprang und zog die Beine an, entging so nur knapp der ersten Salve. Sie schlug mit ihrer Axt zu, mit solcher Kraft, dass die Klinge einen Pflanzententakel hätte durchdringen müssen, noch bevor Katims Füße wieder den Boden berührten. Aber stattdessen hinterließ sie nur einen Kratzer darin – die Rinde schützte besser als eine dicke Rüstung.
    Cræosh machte eine ähnliche Erfahrung und musste

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