Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
… verdammter Mistkerl!« Sergin, so sollte vielleicht hinzugefügt werden, zeichnete sich nicht durch besonders große verbale Kreativität aus. »Du hast meine Taverne verwüstet, du Mistkerl! Du stehst in meiner Schuld! Oh, bei den Göttern, und wie du bei mir in der Schuld stehst! Und ich werde alles von dir bekommen, bis auf den letzten Groschen, klar?« Noch ein Tritt. »Bis auf den letzten verdammten Groschen.« Ein weiterer Tritt. »Verschwinde jetzt endlich!« Und noch ein Tritt, und noch einer.
    Sergin trat noch einmal.
    Und dann sickerte so etwas wie Erkenntnis durch die heiße Wolke des Zorns in Sergins Kopf. Der Inhaber des »Rostigen Kletterhakens« hielt inne, den Fuß zu einem weiteren Tritt gehoben, und blickte auf den Mann hinab. Auf den Mann, der nicht mehr lebte. Nicht einmal Lomis konnte so betrunken sein, dass er die vielen Tritte überhaupt nicht bemerkt hatte. Für einen Moment fühlte der Wirt Panik in sich aufsteigen. Hatte er Lomis umgebracht?
    Nein. Nein, Lomis hatte sich überhaupt nicht bewegt. Kein Zucken, nicht einmal beim ersten Tritt. Er musste bereits tot gewesen sein, noch bevor Sergin durch die Hintertür gekommen war. Der große Wirt atmete erleichtert auf und überlegte dann, was er tun sollte.
    Natürlich musste er dies melden. In Darsus gab es keine offizielle Wache mehr, wohl aber einen aus Händlern bestehenden Rat, der Entscheidungen für die Stadt traf und gelegentlich private Wächter mit Polizeiaufgaben betraute. Sergin bezweifelte, dass sie gründliche Ermittlungen in Hinsicht auf Lomis’ Tod anstellen würden, aber sie mussten zumindest informiert werden.
    Zuerst aber … Der Mann war tot, und den meisten Toten fiel es schwer, ihre Schulden zu bezahlen. Sergin musste sich mit dem begnügen, was Lomis bei sich trug. Wahrscheinlich nicht mehr als einige wenige Kupfermünzen, mit ein bisschen Glück vielleicht auch ein Silberstück. Wie auch immer, es war wenigstens etwas, und Sergin hielt es für sein moralisches Recht, das Geld an sich zu nehmen. Vorsichtig fasste er den Leichnam an der rechten Schulter und drehte ihn um.
    Der nackte, leere Totenkopf starrte wie anklagend zu ihm hoch, während sich Maden durch die schleimigen Augen wanden. Eine dünne Patina aus Blut gab den weißen Knochen einen rosaroten Ton. Hier und dort steckten noch einige Fleischfetzen zwischen den Rippen.
    Sergin fühlte, wie sich ihm der Magen umdrehte, doch irgendwie gelang es ihm, nicht zu kotzen. Er war so verblüfft und entsetzt, dass er nicht einmal schrie. Voller Grauen starrte er auf das, was von seinem einstigen Stammgast übrig geblieben war, und erst nach einer Weile bemerkte er die Würmer und Maden, die aus dem Leichnam krochen. Die Starre fiel erst von ihm ab, als eine dicke, wie aufgebläht wirkende Made ihn erreichte, über seine Hand krabbelte und im Ärmel verschwinden wollte.
    Daraufhin löste sich der Schrei, der bis dahin in seiner Kehle gesteckt hatte. Sergin heulte voller Abscheu und Ekel, richtete sich mit einem Ruck auf und schlug mit der rechten Hand mehrmals auf den linken Unterarm, um die Made daran zu hindern, noch höher zu kriechen. Ein Geräusch wie von einer reifen Blaubeere, die zwischen zwei zudrückenden Fingern zerplatzte, belohnte seine Bemühungen, wenn man in diesem Zusammenhang von »Belohnung« sprechen konnte.
    Inzwischen hatten einige Dutzend weitere Maden Sergin erreicht und begannen, an ihm emporzuklettern – viele steckten bereits in seinen Stiefeln oder in den Hosenbeinen. Diesmal schrie Sergin nicht, er kreischte , und für einen Moment war ihm, als hörte er ähnliches Kreischen aus anderen Gassen in der Nähe.
    Grauenhafte Dinge bewegten sich auf seiner Haut, bissen und gruben sich hinein, bahnten sich einen Weg ins Innere seines Körpers. Er taumelte und wich zurück, aber es waren Hunderte von kleinen gefräßigen Geschöpfen, und er konnte ihnen nicht entkommen, weil sie überall an ihm waren: auf der Haut, im Haar, unter den Fingernägeln, in den Ohren. Sergin fiel und landete inmitten der stinkenden Abfälle, wo ihn tausend weitere hungrige Würmer und Maden in Empfang nahmen.
    Er hatte bereits den Verstand verloren, als sich das Ungeziefer in Hals und Gesicht fraß. Das Ende fühlte er nicht mehr. Für den Rest von Darsus, für all die anderen Bewohner, würden die Schreie noch Stunden dauern.
    Sergin hatte immer Glück gehabt, auch diesmal.
    »Der Wald liegt hinter uns, und wir sind aus dem Gröbsten raus«, sagte Gork und blickte

Weitere Kostenlose Bücher