Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
über die Schulter zurück zum Wald von Thewl. »Wo also ist die magische Lösung, die uns in den Schoß fallen sollte?«
Cræosh verzog die Lippen. »Ich habe nicht behauptet, dass wir eine verdammte Antwort bekommen, wenn wir aus dem Wald heraus sind, Kurzer. Ich habe nur gesagt, dass uns dann vielleicht etwas einfällt.«
»Vielleicht wäre uns auch … etwas eingefallen«, meinte Katim. »Wenn einige von uns … nicht zu nervös gewesen wären … unterwegs darüber zu reden.«
Cræosh ging nicht darauf ein. In letzter Zeit ignorierte er die Trollin immer öfter.
»Fort Rheen ist nicht so weit entfernt«, sagte Fezeill, der wieder menschliche Gestalt angenommen hatte. »Warum gehen wir nicht zuerst dorthin?«
»Und dann was?«, fragte Gimmol von seinem Platz auf Belrothas Schulter. Der Gremlin schien noch immer der Panik nahe zu sein. »Wie soll uns das weiterhelfen?«
»Ist deine Idee etwa so viel besser?«, schnauzte der Gestaltwandler. »Selbst wenn wir dorthin wollten , und ich versichere dir, dass niemand von uns, der noch einigermaßen bei Verstand ist, einen solchen Wunsch verspürt: Dendrakis befindet sich auf der anderen Seite von Kirol Syrreth!«
»Ich weiß! Es spielt keine Rolle. Er muss davon erfahren!«
»Woher willst du wissen, dass er nicht schon längst Bescheid weiß?«
Cræosh hörte nicht mehr zu. Sie drehten sich immer wieder im Kreis, seit sie den jetzt leeren Tempel von Ymmeth Thewl verlassen hatten. Insgeheim stimmte er dem Gremlin zu: Diese Sache sollte gemeldet werden. Die Frage war nur: wem?
General Falchion? Das wäre Cræoshs erste Wahl gewesen, aber Gimmol wandte ein, dass einer der Mitarbeiter oder Kuriere des Generals etwas durchsickern lassen könnte.
Feldwebel Shreckt? Seit über einem Monat hatten sie den kleinen Mistkerl nicht mehr gesehen, und selbst wenn sie ihn finden konnten, es hätte die Rückkehr zum Unheimlichen Schloss bedeutet. Cræosh hatte diese Diskussion mit einem »Verdammt, nein!« beendet.
All das ließ nur eine Möglichkeit offen, und die meisten anderen Diskussionen waren ein mehr oder weniger verzweifelter Versuch gewesen, der Konsequenz auszuweichen: Sie mussten die Nachricht zur Eisernen Burg bringen. Es fiel Cræosh überhaupt nicht schwer, sich mindestens zehntausend andere Dinge einfallen zu lassen, die ihm lieber gewesen wären, als Königin Anne bei König Morthûl anzuschwärzen. So hätte er sich zum Beispiel lieber vierteilen oder im siedenden Öl nach Wahl des Folterers garen lassen.
Und natürlich gab es auch gewisse Korps-Mitglieder, die noch immer nicht begriffen, was die Stunde geschlagen hatte. »Jhurpess nicht versteht, warum dies so wichtig ist«, sagte der Schreckliche erneut.
»Sosehr ich diesen Präzedenzfall auch verabscheue«, ließ sich Gork vernehmen, »ich muss Jhurpess zustimmen. Ich gebe zu, dass König Morthûl mehr als nur ein bisschen grässlich ist, aber wenn Königin Anne unbedingt so sein will wie er … Was soll’s? Teufel auch, wenn einer von ihnen genügt, damit die anderen Königreiche das große Flattern kriegen … Stellt euch mal vor, was beide für Kirol Syrreth tun können.«
»Das reicht!«, heulte Gimmol. »Jetzt ist das Maß voll!«
Katim verzog das Gesicht. »Bitte nicht so … laut, Gimmol. Sonst fallen mir … die Ohren ab … weil sie es nicht mehr … ertragen.« Sie hob den Arm und klopfte mit einer Klaue an den baumelnden Fuß des Gremlins. »Vielleicht möchtest … du sie haben?«
»Es reicht wirklich«, sagte Gimmol, aber nicht mehr ganz so laut wie vorher. »Du machst einen weitverbreiteten Fehler, Gork. Du hältst den Leichenkönig für einen Zauberer, der zufälligerweise tot ist.«
Der Kobold zuckte die Schultern. »Das ist er doch auch, oder?«
»Ganz und gar nicht. Hast du dich nie gefragt, warum diese Welt nicht von Zauberern regiert wird? Warum lösen sie nicht die Herrschenden ab und erheben sich zu Göttern?«
Wieder ein Schulterzucken. »Ich habe gedacht, dass ihre Macht dazu nicht ausreicht.«
»Genau. Selbst die größten Zauberer können nur eine gewisse Menge von Magie kanalisieren, denn Körper und Geist sind nicht in der Lage, mit beliebig viel magischer Kraft fertigzuwerden. Deshalb sieht man keinen einzelnen Zauberer, der ein ganzes Königreich hopsgehen lässt oder Tausende von Leuten geistig kontrolliert. Eine Gruppe von Zauberern wäre vielleicht dazu imstande, aber sie misstrauen sich gegenseitig so sehr, dass bisher eine Zusammenarbeit in diesem Ausmaß
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