Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
Militärs gegeben, eine Monstrosität, unter der Annahme errichtet, dass man nicht gegen den Feind kämpfen musste, wenn er die Festung zu sehr fürchtete, um eine Belagerung zu riskieren. Gezackte Zinnen nagten wie Zähne am Himmel, und überall gab es Türme, die keinen anderen Zweck erfüllten, als den Wahnsinn der Architekten deutlich zu machen. Der Name der Bastion war längst in Vergessenheit geraten, und in einem ähnlichen Zustand befand sich auch ein großer Teil der Festung. Ein hageres, skelettartiges Etwas war übrig geblieben, weniger eine Bastion und mehr ein aus den Tiefen der Hölle gewachsener steinerner Baum. Sie hatte keinen Nutzen mehr, aber die Bürger von Darsus brachten es nicht über sich, alles abzureißen. Es gab zu viele Geschichten dahinter, zu viele Geister der Vergangenheit.
    Doch es war nicht die Hässlichkeit der Bastion, die Darsus zu einem Schandfleck in der Ebene von Kirol Syrreth machte. Darsus war eine Stadt der Menschen und konnte es nicht mit den seltsamen Türmen von Grault aufnehmen, der effizienten, eine militärische Denkweise verratenden Gradlinigkeit der Orks oder den hohen Spitzen der Eisernen Burg. Nein, es lag daran, dass die ganze Stadt begonnen hatte, dem Kadaver der Bastion zu ähneln, oder dem ebenfalls kadaverartigen König, der nun über alles herrschte. Einst ein blühendes Handelszentrum war Darsus nicht etwa einer Naturkatastrophe oder einem Krieg zum Opfer gefallen, sondern der Zeit. Kaufleute und Händler wandten sich anderen Märkten zu, neue Straßen führten durch Timas Khoreth oder andere Städte, und das bedeutete für Darsus den Niedergang.
    Einige Bürger fanden sich mit der Realität ab und verließen die Stadt mit der Absicht, woanders ein neues Leben zu beginnen. Aber viele brachten es einfach nicht fertig, Darsus den Rücken zu kehren und zu glauben, dass die guten Zeiten wirklich vorbei waren. Und so blieb die Stadt am Leben, in gewisser Weise, als eine Wunde im Leib der Zivilisation: ein hässlicher, trostloser Ort ohne Zukunft und Hoffnung.
    Besser gesagt: ohne Hoffnung für die meisten Bewohner. Wie überall gelang es einigen wenigen, selbst in der Jauchegrube der Verzweiflung, zu der Darsus geworden war, gute Geschäfte zu machen. Solche Leuten waren wie Blutsauger oder Geier, die vom Leid der anderen profitierten.
    Sergin war ein solcher Mann. Das Glück hatte ihn immer begleitet. Er war größer als der Durchschnitt, wirkte durch seinen dicken Bauch und die breiten Schultern aber ein wenig untersetzt. Er war weder ein freundlicher noch ein großzügiger Mann, aber zu seiner Verteidigung muss gesagt werden, dass er auch nicht zu besonderer Boshaftigkeit neigte. Ihm gehörte die Taverne »Zum Rostigen Kletterhaken«, und da es in der ganzen Stadt keine andere Taverne mehr gab, machte ihn das zu einem der reichsten Männer in Darsus. Sein Bier war dünn, sein Wein stammte von schlechten Jahrgängen, und die bei ihm servierten Mahlzeiten waren ölig und miserabel zubereitet. Eine Taverne wie der »Rostige Kletterhaken« hätte in Timas Khoreth schon nach einem Monat schließen müssen, aber die deprimierten und daher besonders durstigen Bewohner von Darsus konnten sich sonst nirgends betrinken.
    An diesem besonderen Morgen war Sergin kein sehr glücklicher Mann. Am vergangenen Abend hatte in seiner Taverne eine Schlägerei stattgefunden – was leider recht häufig geschah –, und dabei waren mehrere Stühle, einer seiner besten Tische und zahlreiche Krüge zu Bruch gegangen. Bis zu jenem Zeitpunkt war es ein guter Tag gewesen, einer der besten in diesem Monat. Aber weil der verdammte Trunkenbold Lomis seine verdammten Finger nicht von Frauen mit großen Titten lassen konnte, musste Sergin die Tageseinnahmen abschreiben. Vielleicht sogar die Einnahmen der ganzen Woche.
    Er fluchte leise, als er durch die Hintertür des »Rostigen Kletterhakens« stapfte – auf jeder Schulter ein mit Abfällen gefülltes Bierfass – und über jemanden stolperte, der auf dem Boden lag, wodurch ihm fast die Fässer mit den Abfällen von den Schultern gefallen wären.
    »Du Mistkerl!« Sergin ließ die Fässer fallen, obwohl er sich gerade einen Muskel gezerrt hatte bei dem Versuch, sie nicht fallen zu lassen. »Verschwinde hier! Jetzt sofort! Du …«
    Der Wirt unterbrach sich, als er den Mann am Boden erkannte. Sein Gesicht konnte er nicht sehen, aber Körperbau, Hemd und Haar …
    Lomis. Es war Lomis.
    Sergin trat ihn. »Du Mistkerl!«, rief er erneut. »Du

Weitere Kostenlose Bücher