Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
da, mit Schwert, Axt oder Hellebarde in der Hand, und ihre Präsenz allein genügte dem Dämonen-Korps, eine andere Route zu wählen. Auf diese Weise gelangten sie in die oberen Etagen der Burg und näherten sich immer mehr dem gottartigen König, der ihr Leben in seinen seit Jahrhunderten toten Händen hielt.
» Dies gefällt mir nicht«, brummte Gork. Seine Schritte klangen hohl auf dem von filigranem Metall bedeckten Boden.
»Ach«, erwiderte Cræosh. »Im Gegensatz zum Rest der Reise, die ein reines Vergnügen war.«
»Ich weiß nicht«, sagte der Kobold und betrachtete voller Unbehagen die von dunklem Eisen bedeckten Wände. »Dies ist anders.«
Cræosh schnaubte, vor allem um darüber hinwegzutäuschen, dass er dem nervösen Dieb von ganzem Herzen zustimmte. Es waren nicht unbedingt die toten Wächter, die ihn störten; nach den ersten Begegnungen gewöhnte man sich an sie – bis auf den Gestank, der grässlich blieb. Nein, es war nicht die Gegenwart der Toten, sondern die Abwesenheit alles Lebenden, die den Ork nervös machte.
» Lebt denn niemand an diesem verdammten Ort?«, rief Gimmol schließlich und erschreckte den Rest des Korps damit so sehr, dass die anderen zusammenzuckten. Offenbar lagen nicht nur bei Cræosh die Nerven blank.
Katim wirbelte herum, riss Gimmol von den Beinen und stieß ihn gegen die Wand. »Mach das nie … wieder!«, schnauzte sie, und ihre Krallen bohrten sich in die Lederrüstung des Gremlins. »Nie wieder!«
Belrotha sah auf die Trollin hinab, knurrte leise und hob die Hand zum Griff des riesigen Schwerts, das sie auf dem Rücken trug. Die anderen wichen langsam zurück.
»Zwanzig Silberstücke auf die Ogerin«, flüsterte Gork Cræosh zu.
»Oh, ich bitte euch.« Die Stimme – eine Mischung aus Heiterkeit, Verachtung und gelangweilter Arroganz – kam aus den Schatten einer nahen Treppe. »König Morthûl hätte euch wohl kaum so weit kommen lassen, wenn er nicht mit euch sprechen wollte. Es würde ihm also sicher nicht gefallen, wenn ihr euch gegenseitig umbringt.«
Inzwischen hatten sich alle der dunklen Treppe zugewandt. Ogerin, Trollin und Gremlin standen Schulter an Schulter – beziehungsweise Schulter an Hüfte. »Wer bist du?«, fragte Cræosh mit der Hand am Schwert. »Zeig dich!«
»Erspar mir deine plumpe Theatralik, Ork. Für schlechte Scherze bin ich nicht in der richtigen Stimmung.«
Katim näherte sich und trat zwischen den Ork und die Stimme aus dem Dunklen, bevor Cræosh etwas sagen konnte, das alles noch schlimmer machte.
»Ihr müsst dem Ork … verzeihen«, sagte die Trollin und fragte sich, wie oft sie sich noch für Cræoshs Verhalten entschuldigen musste. »Er wollte … niemanden beleidigen.« Sie zögerte. »Das heißt … eigentlich war es beleidigend … von ihm gemeint … aber er ist so dumm … dass er es nicht besser weiß. Ich bin T’chakatimlamitilnog aus dem Haus …«
»Aus dem Haus Ru, ich weiß. Ich kenne euch alle.« Langsam und den eigenen Hinweis auf unnötige Theatralik missachtend, trat die Gestalt ins Licht. Es war ein Mann, groß für einen Menschen, und so schlank, dass er ausgemergelt wirkte. Seine Kniehose saß zu eng, Hemd und Mantel wiesen geckenhafte Rüschen auf und erschienen Katim viel zu bunt. Einen solchen Mann konnte man eigentlich nicht ernst nehmen – bis man wusste, wer er war.
Katim und Cræosh wussten es. Die Trollin hob beide Hände, die Innenflächen nach vorn gerichtet, eine Geste, die so viel bedeutete wie »Ich habe keine Waffen und werde derzeit nicht versuchen, dich zu töten« und auf einen förmlichen trollischen Gruß hinauslief. Selbst Cræosh hatte genug Anstand, kurz den Kopf zu senken.
»Ich bin Vigo Havarren. Wenn ihr mir bitte folgen würdet … Ich bringe euch zu König Morthûl.«
Havarren blieb still und reserviert, als er das Korps durch die wie endlosen Flure der Eisernen Burg führte, bis sie schließlich eine schwarze Tür am Ende eines langen schwarzen Gangs erreichten.
»Er wartet dort«, sagte Havarren und winkte lässig. »Ich begleite euch nicht hinein. Der König möchte mit euch reden, und ich habe genug Zeit in Morthûls Nähe verbracht, um es ertragen zu können, eine Weile von ihm getrennt zu sein. Unser Herr ist kein sehr geduldiger Mann; es wäre unklug, seine Zeit zu vergeuden.« Mit diesen recht melodramatischen Worten wandte sich der hagere Zauberer zum Gehen.
»Wartet!«, rief Cræosh ihm nach.
Havarren erstarrte. »Wartet was ?«, fragte er in einem
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