Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
sich durchaus mit dem von Gork vergleichen ließ. Die beiden Männer bemerkten sie erst, als sie das Laternenlicht erreichte.
Der Erste landete, noch bevor er aufstehen konnte, mit dem blutigen Gesicht nach unten auf dem Tisch. Katim sprang über die Kiste hinweg, packte den anderen Soldaten am Haar und rammte ihm die Faust ans Kinn – aber vorher gelang es ihm, in die Pfeife zu blasen, die an einer Schnur an seinem Hals hing, und ein lauter, schriller Pfiff erklang.
Genau das hatten sie befürchtete. Der Pfiff war nur kurz und fand ein abruptes Ende, als die Faust der Trollin die kleine Pfeife durch die Vorderzähne des Mannes trieb, aber er genügte. In der Ferne erklang bereits das Geräusch eiliger Schritte.
Die restlichen Mitglieder des Korps verließen ihr Versteck und liefen zu Katim. »Wo ist der … verdammte Schreckliche?«, krächzte sie. »Er …«
Wie herbeigerufen kam Jhurpess aus den Schatten. »Jhurpess fertig«, verkündete er munter. »Korps kann jetzt gehen.«
»Was hast du getan, du dummer Affe?«, fragte Cræosh und ahnte eine unangenehme Überraschung.
»Jhurpess hat Wächtern einen besseren Grund für den Alarm gegeben«, sagte er. »Korps sollte sich jetzt wirklich auf den Weg machen.«
»Er hat recht, Cræosh!«, rief Gimmol von Belrothas Schulter. Während der Warterei hatte er dort wieder Platz genommen. »Die Wächter werden gleich hier sein.«
Der Ork schüttelte den Kopf. »Erst will ich wissen, was er angestellt hat.«
Am anderen Ende des kleinen Hafens entstand plötzlich ein Feuerball, groß genug, um von der Tundra aus gesehen zu werden, und gefolgt von einem Donnern, das den Eindruck erweckte, die ganze Stadt packen und schütteln zu wollen. Hitze brandete über Cræosh und die anderen hinweg, und beißender Rauch trieb ihnen Tränen in die Augen, brannte in der Nase. Dunkle Silhouetten liefen zum Feuer, und nicht eine von ihnen achtete auf das Korps.
»Lampenöl?«, fragte Cræosh und sprach lauter, um das Tosen des Feuers zu übertönen.
Jhurpess nickte. »Soldaten bewahren es auf in kleinem Schuppen am Ende des Piers. Jhurpess es gerochen hat.«
»Hast du daran gedacht, dass nicht nur der Pier brennen wird?«, fragte Cræosh scharf.
»Jhurpess sich keine Sorgen macht. Dauert einige Minuten, bis das Feuer erreicht den Pier. Genug Zeit, um an Bord zu gehen.«
» Boote brennen ebenfalls, du Armleuchter!«
Der Schreckliche machte ein langes Gesicht. »Oh«, sagte er kleinlaut.
»Zufälligerweise hat das Feuer das Fischerboot noch nicht erreicht«, sagte Gork und trat zwischen Cræosh und Jhurpess.
Mit einem letzten finsteren Blick auf Jhurpess wandte sich Cræosh ab und stapfte zum Boot.
Mit Bootsfahrten kannte sich das Korps nicht aus, aber Gimmol hatte genug darüber gelesen, um den anderen Anweisungen zu geben. Nach einigen Fehlstarts glitt das Boot fort von der Anlegestelle. Die ganze Zeit mussten sie gegen die Strömung anarbeiten, und der Wind war so schwach, dass ihnen das Segel nichts nützte. Also machten sich Cræosh, Katim, Jhurpess und Fezeill – der, sehr zu Cræoshs Verdruss, die Gestalt eines Orks angenommen hatte – ans Rudern.
Sie hätten es fast geschafft. Die Soldaten, die eine Eimerkette bildeten und verzweifelt versuchten, das Feuer zu löschen, bevor es sich weiter ausbreitete, hätten vielleicht gar nicht gemerkt, dass ein Boot fehlte. Aber vielleicht spiegelte sich der Feuerschein auf etwas wider, das sich an Bord befand, oder ein Knarren erreichte wachsame Ohren, trotz des Prasselns der Flammen. Möglicherweise sah auch einfach nur jemand zur falschen Zeit in die richtige Richtung. Was auch immer der Fall sein mochte, plötzlich erklangen Rufe, und ausgestreckte Hände zeigten zum Boot.
»Da haben wir’s«, brummte Gork und blickte über die schmale Reling. »Beim nächsten Mal bringen wir die Mistkerle um, und fertig!« Es hörte ihn niemand, denn die meisten Korps-Mitglieder befanden sich unter Deck, und Belrotha steuerte unter Gimmols Aufsicht, aber der Kobold fluchte trotzdem.
»He!«, rief ihm Gimmol zu, ohne den Blick vom dunklen Wasser abzuwenden. »Wir nähern uns dem Wachtturm!«
»Und?«, erwiderte Gork.
»Geh zum Bug und halte Ausschau!«, befahl der Gremlin. »Wir sind nicht sehr schnell. Die Soldaten könnten Zeit genug gehabt haben, dem Turm eine Nachricht zu übermitteln.«
Grummelnd ging Gork nach vorn zum Bug und blickte nach oben.
Der Wachtturm war knapp zehn Meter hoch und stand dort, wo der Nebenarm vom Krael
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