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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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könntest die Antwort vor mir verbergen?«
    »Vielleicht. Glaubt Ihr wirklich, für diese Jahreszeit angemessen gekleidet zu sein? Es ist ziemlich kalt.«
    Red weiter, red weiter … Ganz vorsichtig, um nicht den Blick der Königin auf sich zu ziehen, griff Gork in seinen Beutel, der den Talisman von König Morthûl enthielt. In Erwartung neuer Schmerzen verzog er das Gesicht und schob die Hand in den Mund des Totenkopfs, damit er nicht mit den Zähnen klapperte. Es erwies sich als unnötig, denn der Totenkopf versuchte nicht einmal, einen Ton von sich zu geben. Langsam ging er in die Hocke, setzte den Talisman auf den Boden und trat dann einen Schritt vor, damit er zwischen der Königin und dem Kopf stand.
    »Eigentlich ist es überhaupt nicht wichtig, ob ihr Bescheid wisst oder nicht«, sagte Königin Anne gerade. »Ihr habt also herausgefunden, worum es mir geht. Herzlichen Glückwunsch. Und nun, meine Lieben? Wollt ihr mir die Reliquie geben?«
    »Oh, da ihr so freundlich fragt …« Cræosh schien das, was jetzt kam, richtig zu genießen.
    Doch Gimmol schüttelte den Kopf, während er die vielen Runen und Symbole auf der Haut der Königin betrachtete. »Es spielt keine Rolle«, hauchte er. Die anderen wussten nicht, ob seine Worte ihnen galten oder er mit sich selbst sprach. »Es spielt überhaupt keine Rolle. Sie hat, was sie braucht.«
    Königin Anne lächelte strahlend, und in ihren Augen irrlichterte Wahnsinn. »Ihr habt doch nicht geglaubt, dass ich ein Ritual beginne, ohne es zu Ende führen zu können, oder?«, fragte sie und streckte langsam einen Arm hinter den Tisch. Als sie ihn hob, hielt sie einen bronzenen Dolch mit etwa fünfzehn Zentimeter langer wellenförmiger Klinge in der Hand.
    »Welchem vergessenen Gott gehört das?«, fragte Cræosh.
    »Sei nicht dumm, lieber Ork. Wenn der Gott wirklich vergessen wäre, wüssten wir kaum etwas von ihm, oder?
    Als offensichtlich wurde, dass ihr nicht direkt zu mir zurückkommen wolltet, habe ich Rupert mit dem Auftrag losgeschickt, mir den letzten Gegenstand zu holen.« Die Königin runzelte die Stirn. »Wo ist Rupert?«
    Gork sah nach unten und gab einen plötzlichen Hustenanfall vor, um über seine Überraschung hinwegzutäuschen – der Totenkopf war weg! Wo er eben noch gelegen hatte, zeigte sich jetzt ein tiefes, rundes Loch im steinernen Boden. Etwas schien sich darin zu bewegen, aber Gork wandte rasch den Blick ab, um nicht die Aufmerksamkeit der Königin zu erregen.
    Die nächsten Worte, die Cræosh an Königin Anne richtete, verblüfften ihn so sehr, dass er seinen Ohren nicht traute. »Er versuchte uns aufzuhalten«, beantwortete der Ork die Frage der Königin. »Also haben wir ihn getötet.« Er grinste breit. »Und kurze Zeit später haben wir Euren Garten verbrannt, mit allem, was darin kreuchte und fleuchte.«
    Gimmol schlug die Hände vors Gesicht und stöhnte. Fezeill starrte den Ork fassungslos an, und selbst Katim wimmerte leise. Nicht einmal Cræosh konnte das gesagt haben, oder?
    In seiner Verzweiflung sah Gork noch einmal zum Loch – und beobachtete mit einer Mischung aus Erleichterung und Ekel, dass eine kleine Horde Käfer aus dem Loch krabbelte. »Kommt«, flüsterte er so leise, dass er die eigene Stimme kaum hörte. »Kommt …«
    Königin Anne stand wie versteinert, und die Runen traten auf ihrer plötzlich weißen Haut noch deutlicher hervor. »Nein«, brachte sie hervor, und es klang fast wie ein Flehen.
    Cræosh verzog das Gesicht. »Eigentlich bin ich überrascht, dass Ihr es nicht bemerkt habt, obwohl Ihr doch eine so mächtige Zauberin seid«, sagte er mit unüberhörbarem Spott. Er ließ den Blick ganz unverblümt über ihren Körper streichen, sah der Königin dann wieder in die Augen. »Offenbar hat Euer Körper die Jahre viel besser überstanden als der Verstand. Wie gut, dass wir das Ritual unterbrochen haben, bevor Ihr Euch auch den ruinieren konntet.«
    Cræosh hätte auf der Stelle tot sein müssen. Seine inneren Organe hätten verdampfen, das Fleisch hätte ihm gebraten von den Knochen fallen müssen. Er hätte einen der vielen Tode sterben sollen, die Königin Anne in all den Jahren ihres Lebens ersonnen und jenen beschert hatte, die so dumm gewesen waren, ihren Unwillen zu erregen. Aber in diesem Augenblick war die Gemahlin des Leichenkönigs so außer sich vor Zorn, dass sie nicht mit ihrer Zauberei zuschlug, sondern mit der Hand, wie eine gewöhnliche Zänkerin.
    Aber ob außer sich vor Zorn oder nicht, sie

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