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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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war nicht unbedingt ein geeigneter Zeitpunkt für solche … Unruhe in der Regierung.«
    Ganz langsam hob der Leichenkönig den Blick von der Karte, die er betrachtet hatte. Behutsam rollte er das Pergament zusammen und schob es in ein Gehäuse aus Elfenbein. Erst als er damit fertig war, stand Morthûl auf und sah den Mann an, der die unverschämten Worte an ihn gerichtet hatte.
    »Glaubt Ihr?«, fragte er schlicht.
    Der eisige Ton hätte einen anderen Besucher zum Schweigen gebracht und vielleicht sogar so erschreckt, dass er in Ohnmacht gefallen wäre. Aber seit der Zerstörung des Unheimlichen Schlosses vor einigen Tagen bekam Havarren zum ersten Mal Gelegenheit, mit dem Leichenkönig zu reden, und mit geradezu sadistischer Freude hatte er auf diesen Moment gewartet. Er wollte ihn so gut wie möglich nutzen.
    Was auch immer geschah: Er war in jedem Fall verdammt, aber darum ging es hier nicht.
    »In der Tat«, sagte Havarren und sprach so beiläufig, als ginge es um eine unwichtige Angelegenheit, wie das Wetter oder die Hinrichtung von tausend Elfen. »Angesichts des bevorstehenden Krieges brauchen wir Stabilität. Ganz zu schweigen davon, dass wir jetzt auf eine mächtige Zauberin verzichten müssen.« Er achtete darauf, nur bescheiden zu lächeln und nicht zu breit zu grinsen, als er hinzufügte: »Wenn Ihr das nächste Mal das Bedürfnis verspürt, Eure Gemahlin zu töten, solltet Ihr zuerst mit Euren Beratern Rücksprache halten. Einer von uns könnte Euch vielleicht eine Alternative vorschlagen.«
    Das Gehäuse der Schriftrolle in Morthûls rechter Hand zerbrach, doch der Dunkle Lord schwieg noch immer.
    »Hat das ganze Korps überlebt?«, fragte der Zauberer neugierig. »Ich hätte gedacht …«
    »Das Korps hat überlebt, der Ausbilder nicht.«
    »Shreckt? Schade. Er hatte Potenzial. Andererseits, wenn Anne ihr Ritual zu Ende geführt hätte, wäre er ohnehin gestorben.«
    Und dann lächelte der Leichenkönig. »Ja, Shreckt wäre gestorben. Und so talentiert meine Gemahlin auch gewesen sein mag, ich fürchte, ihr Denken blieb in gewissen konventionellen Bahnen gefangen. Wer das Ritual durchführt, scheint unweigerlich zu glauben, dass der Dämon sterben muss, damit seine Seele Teil des Zaubers wird. Wir beide wissen es seit langer Zeit besser, nicht wahr, Havarren?«
    Das Grinsen des Zauberers verschwand ganz plötzlich – es schien ihm aus dem Gesicht zu fallen und sich in einer Ecke des Raums zu verkriechen.
    »Wagt nicht, mich wegen Annes Tod zu verspotten«, sagte der Dunkle Lord, und dabei war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. »Ich brauche Euch lebend, aber wir beide wissen, welche Pein ich Euch bescheren kann, wann immer ich will. Ihr gehört mir; Ihr seid Teil von mir, für immer und ewig. Wenn Ihr das noch einmal vergesst, werde ich Euer Leben für die nächsten tausendmal hundert Jahre nicht zur Hölle machen, sondern zum … Himmel.« Er fügte diesen Worten ein leises Lachen hinzu.
    Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück, breitete dort erneut die Karte aus und wischte Elfenbeinsplitter von der Tischplatte, wobei er sorgfältig darauf achtete, dass keiner von ihnen ins Pergament schnitt. »Ich nehme an, Ihr habt nicht nur deshalb um eine Audienz ersucht, weil Ihr dumme Bemerkungen über meine Königin machen wolltet.«
    »Nein.« Havarren versuchte, den wachsenden Zorn von sich abzuschütteln. Seit Jahrhunderten befand er sich in dieser Lage; es hatte keinen Sinn, deshalb hier und heute einen Wutanfall zu bekommen. »Es gibt mehrere Gründe, die mich zu Euch bringen.
    Erstens: Dororams Streitkräfte haben schon wieder einer unserer Patrouillen aufgelauert.«
    Das gefiel Morthûl gar nicht. Seit der Feind damit begonnen hatte, die neuen Wachtposten anzugreifen, von denen er eigentlich gar nichts wissen sollte, war General Falchion geradezu besessen davon, Dororam ein Schnippchen zu schlagen. Er hatte Patrouillen zu den Pässen geschickt, in der Hoffnung, die gegnerischen Truppen dort aufspüren zu können, aber dies war schon die vierte seiner Gruppen, die in den zwei Wochen nach Königin Annes Tod in einen Hinterhalt geraten war.
    »Wir haben einen Spion in unseren Reihen, Havarren«, sagte der Leichenkönig und betrachtete einen Elfenbeinsplitter, den er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt.
    »Ich bin zu dem gleichen Schluss gelangt.«
    »Dachte ich mir. Ich nehme an, wir können eine undichte Stelle ganz oben ausschließen?«
    Havarren zögerte kurz. »Ich glaube schon. General

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