Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
Falchion und ich kommen gewiss nicht infrage, aus offensichtlichen Gründen, und die anderen Generäle wissen sehr wohl, welche Verhörmethoden Ihr im Falle des Verdachts von Verrat anwenden würdet. Niemand von ihnen wäre bereit, so etwas zu riskieren.«
»Da stimme ich Euch zu. Also jemand aus den unteren Rängen.«
Der Zauberer nickte. »Jemand, der keine Entdeckung fürchtet, weil er weder direkt mit mir noch mit Euch zu tun hat.« Er lächelte, aber es war ein ernstes Lächeln, ohne Humor. »Mit dieser Einschränkung kommt nur noch das ganze Heer infrage.«
»Kümmert euch darum, Havarren. Diese Überfälle sind … lästig. Langfristig dürften sie keine Rolle spielen, aber lasst uns kein Risiko eingehen. Ich möchte, dass der Spion gefunden wird.«
»Geht davon aus, dass es erledigt ist, Herr.«
»Nein. Ich gehe davon aus, dass es erledigt ist, wenn es erledigt ist.« Morthûl warf den Elfenbeinsplitter geistesabwesend auf den Boden. »Ihr habt mehrere Gründe erwähnt.«
»Ja.« Zum ersten Mal seit einer halben Ewigkeit wusste Havarren nicht, wie er sich ausdrücken sollte. »Wir … äh … scheinen Darsus verloren zu haben.«
»Verloren? Die Stadt stirbt, Havarren, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass sie geschrumpft und nicht mehr zu finden ist.«
»Ja, sie stirbt, Herr. Es gibt kaum mehr Reisende, die die Stadt besuchen, und deshalb haben wir von dieser Sache nicht sofort erfahren.«
»Redet nicht um den heißen Brei, Havarren.«
»Sabryen hat sich Darsus genommen. Soweit wir das feststellen konnten, sind alle Männer, Frauen und Kinder in der Stadt … gewurmt.«
»Gewurmt?«
»Sozusagen, Herr.«
»Die ganze Stadt?«
»Sie war nicht besonders groß, Herr.«
»Warum habt Ihr mich nicht sofort darauf hingewiesen, als Ihr durch diese Tür gekommen seid?«
Dem hageren Zauberer wäre vielleicht nicht ganz so mulmig zumute gewesen, wenn der Leichenkönig ihn angeschrien hätte. Morthûls kühle Ruhe verhieß nichts Gutes. »Ich habe gewusst, dass es Eure volle Aufmerksamkeit beanspruchen würde, und vorher wollte ich Euch auf den Spion hinweisen.«
»Und natürlich wolltet Ihr die Gelegenheit nutzen, mich zu verspotten.« Der Leichenkönig schüttelte den Kopf, wodurch einige Käfer zu Boden fielen. »Ich hätte ihn töten sollen«, murmelte er.
»König Sabryen? Warum habt Ihr es nicht getan?«
»Ich war jung, Havarren. Zumindest relativ jung. Ich hatte noch Kontakte zu anderen Zauberern, und Verfluchungen waren damals der letzte Schrei …« Morthûl schüttelte erneut den Kopf. »Ihr wisst ja, wie das ist.« Knochenfinger trommelten auf den Schreibtisch. »Dass er sich ausgerechnet jetzt rührt, ist zumindest verdächtig. Sabryen erwacht gerade jetzt, mit genug Macht, um außerhalb seines Grabes aktiv zu werden? Das kann wohl kaum ein Zufall sein. Ich bin sicher, dass ein äußerer Einfluss dahintersteckt.«
»DuMark?«, fragte Havarren.
»Wer sonst? Er ist schlau, das muss ich zugeben. Er zwingt mich, meine Aufmerksamkeit zu teilen und Kräfte zu vergeuden, ohne dass er dadurch in Gefahr gerät. Es würde mich gar nicht überraschen, wenn wir erführen, dass er auch für den Spion verantwortlich ist, und wahrscheinlich auch für ein halbes Dutzend weitere Unannehmlichkeiten, von denen wir noch gar nichts bemerkt haben.
Nun, wir müssen uns darum kümmern. Ich habe Sabryen damals nicht getötet, aber heute werde ich nicht zögern, ihn endgültig ins Jenseits zu befördern. Erst recht, wenn er diesen Moment gewählt hat, um gegen mich zu wirken, ob mit duMarks Hilfe oder nicht.«
»Vielleicht hofft er, sein Königreich wieder übernehmen zu können«, spekulierte Havarren.
»Nein. Sabryen kann nicht mehr regieren, zumindest kein Königreich der Menschen. Aber er könnte wahnsinnig genug sein zu versuchen, die ganze Bevölkerung in seine Geschöpfe zu verwandeln. In jedem Fall ist er ein Ärgernis, das ich loswerden möchte, bevor der Krieg beginnt und bevor er mehr wird als nur ein Ärgernis.«
»Habt Ihr einen Plan?«
»Wann lernt Ihr es endlich, Havarren? Ich habe immer einen Plan.«
Cræosh lehnte sich an die nächste vertikale Fläche – in diesem besonderen Fall die Seite eines Karrens mit Vorräten und Ausrüstungen –, sank langsam auf die Knie und schnappte nach Luft. Er war erschöpft und voller Blut, und die schmerzenden Rippen erinnerten ihn daran, dass er einige Regale der Königin zerbrochen hatte. Jetzt fühlte er sich so, als hätte er kurz danach zu laufen
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