Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
verdammen.«
»Er hat ihn in einen Käfer verwandelt?«, fragte Gimmol.
»In einen Wurm«, berichtigte Havarren. »Und ich würde nicht ›verwandelt‹ sagen. Man sollte es vielleicht so ausdrücken: Der damalige König erhielt gewisse wurmige Eigenschaften. Eigentlich sollte er sich in eine ferne Ecke des Landes zurückziehen und dort langsam wahnsinnig werden.« Der Zauberer schüttelte den Kopf. »Aber ich fürchte, Seine Majestät und meine Wenigkeit haben Sabryens Willenskraft unterschätzt. Er wurde verrückt, ja, doch nicht auf die von uns erwartete Art und Weise.
Und offenbar hat er einen Weg gefunden, den Fluch weiterzugeben. Was ihm seine kleine Anhängerschaft eingebracht hat.«
Cræosh, der nachdenklich auf den Tisch geglotzt hatte, hob den Kopf. »Ist dies ein Zufall?«, fragte er. »Oder erfolgte der Angriff mit voller Absicht zu diesem Zeitpunkt?«
»Eigentlich lautet deine Frage: Weiß Sabryen von dem bevorstehenden Krieg?«
Der Ork nickte.
Havarren zuckte die Schultern. »Wir sind nicht sicher, aber …« Er zögerte und fragte sich vermutlich, wie viel er preisgeben durfte. »Unsere Mobilmachung ist kein Geheimnis, aber wir wissen nicht, wie viel Vernunft sich Sabryen bewahrt hat. König Morthûl hält es für möglich, dass Sabryen von unseren Feinden dazu gebracht worden sein könnte, jetzt aktiv zu werden. Was auch immer der Fall sein mag, wir müssen davon ausgehen, dass er alles genau geplant hat.«
»Na schön.« Katim schnaufte. »Das ist alles schön und gut … aber es gibt uns keinen Hinweis darauf … wie wir ihn töten sollen.«
»Ah«, sagte Havarren mit einem Lächeln. »An dieser Stelle wird es interessant.«
»Ich ahne Schlimmes«, murmelte Gork.
Der hagere Zauberer schnippte mit den Fingern. Die Tür öffnete sich knarrend, und ein weißhaariger, krummer Alter kam herein. Er schlurfte zum Tisch, eine Schatulle in den steifen Händen. Havarren nahm sie wortlos entgegen, und der alte Bedienstete verschwand so schnell, wie es sein Alter erlaubte.
Es schien eine ganz gewöhnliche Schatulle zu sein: nussbraun, ohne irgendwelche Verzierungen, mit einem einfachen Verschluss. Doch Havarren hielt sie wie ehrfürchtig, bevor er sie auf den Tisch stellte.
»Die erste Schwierigkeit besteht natürlich darin, Sabryen zu erreichen. Unser lieber Herr Wurm mag es offenbar nicht, an der Spitze seiner Truppen zu marschieren. Um zu ihm zu gelangen, müsst ihr an ziemlich vielen seiner krabbelnden Soldaten vorbei.«
»Was müssen wir uns unter ›ziemlich viel‹ vorstellen?«, fragte Cræosh.
»Ich meine praktisch alle.«
Der Ork machte Anstalten aufzustehen. »Wenn du glaubst, dass ich sitze und …«
»Cræosh!«, blaffte Rhannik. »Bleib sitzen, oder ich setze dich auf den Stuhl!«
Er blieb sitzen. Katim beugte sich zu Gork. »Wenn ich gewusst hätte … dass es so leicht ist … hätte ich es schon … viel früher versucht«, flüsterte sie.
»Du!«, donnerte der General und sah die Trollin an. »Klappe halten!«
Katim legte die Ohren an und rümpfte die Schnauze, blieb aber still.
»Vielleicht übertreibe ich ein bisschen«, fuhr Havarren ruhig fort. »Ihr bekommt es nicht mit der ganzen Streitmacht Sabryens zu tun, denn viele seiner Geschöpfe befinden sich derzeit in Darsus. Ihr müsst nur mit den restlichen Tausenden von ihnen in Krohketh fertigwerden.«
Cræosh und seine Gefährten wechselten verwirrte Blicke. Krohketh war eine weitere von Kirol Syrreths alten Städten, die nach einer Zeit der Blüte plötzlich untergegangen waren.
Cræosh, der nach den Ereignissen der letzten Monate beschlossen hatte, dass ihn nie wieder etwas überraschen würde, sagte: »Du glaubst, dass Teile von Krohketh da unten überlebt haben?«
Havarren nickte. »Große Bereiche des Landes sanken , als die Schlucht breiter wurde – sie stürzten nicht einfach über den Rand in die Tiefe. Es könnte durchaus sein, dass ein großer Teil der Stadt einigermaßen intakt geblieben ist.«
»Wir sollen uns also in eine Ruinenstadt voller Würmer schleichen, den König der Würmer finden, ihn töten und zurückkehren?«
»Nun, wenn das zu viel für euch ist …« Der Zauberer lächelte. »Auf die Rückkehr könntet ihr eventuell verzichten.«
»Zum Teufel mit dir, Havarren.«
Diesmal verzichtete General Rhannik darauf, ihn zur Ordnung zu rufen.
»Es gibt zwei Faktoren, die euch die Möglichkeit geben könnten, erfolgreich zu sein und zurückzukehren, Ork«, sagte Havarren, und sein Lächeln
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