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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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das Bombardement fortzusetzen.«
    Etwas in der Stimme des Generals bewirkte, dass sich Cræoshs Nackenhaare aufrichteten. »Für wie lange?«, fragte er vorsichtig.
    »Tage, vielleicht sogar Wochen, wenn wir trotz der Kriegsvorbereitungen genug Pech übrig haben. Es ist keine perfekte Lösung, denn wir können nicht sicher sein, dass wir Sabryen auf diese Weise wirklich erledigt haben. Trotzdem, wenn ihr nach Ablauf von drei Tagen nicht zurück seid, bin ich angewiesen, die ganze verdammte Schlucht wie eine große Wunde auszubrennen.« Rhanniks Lächeln war vollkommen humorlos. »Ihr solltet euch also beeilen.«
    Belrotha war an diese Art des Kletterns nicht gewöhnt, vor allem deshalb, weil es bisher kein Seil gegeben hatte, das ihr Gewicht aushalten konnte. Mehr als einmal verlor sie fast den Halt. Jedes Mal rutschte sie fast einen Meter am Hanf in die Tiefe, bevor sie wieder festen Halt fand, und jedes Mal erstarrten die anderen Korps-Mitglieder. Nach der dritten Episode dieser Art sah Cræosh zu Katim hoch. »Und du hast dich gefragt, warum ich darauf bestanden habe, dass sie den Anfang macht.«
    »Es hat mich nicht überrascht … dass du sie aufgefordert hast … als Erste zu klettern«, erwiderte die Trollin. »Es hat mich erstaunt … dass du so klug gewesen bist … daran zu denken.«
    Trotz der Eile beim Abstieg blieben größere unliebsame Zwischenfälle aus. Sie erreichten den Boden der Schlucht nach knapp hundertzwanzig Metern.
    Wortlos schwärmte das Korps aus, die Waffen in den Händen. Einige von ihnen duckten sich an die Felswand, andere verschwanden in den Schatten. Alle rechneten damit, sofort auf Widerstand zu treffen.
    Aber nichts geschah. Sie hatten sich einige Hundert Meter südlich der Ruinen von Krohketh – beziehungsweise von der Stelle, wo Rhannik und Havarren sie vermuteten – in die Kluft hinabgelassen, aber trotzdem hatten Cræosh und seine Gefährten erwartet, jede Menge angesengte und ziemlich wütende Würmer vorzufinden. Nach einigen angespannten Momenten kamen sie wieder zusammen, wechselten geflüsterte Worte und machten sich dann vorsichtig auf den Weg nach Norden.
    Es dauerte nicht lange, bis in der dunklen Schlucht vor ihnen der flackernde Schein von Flammen erschien. Das Licht tanzte seltsam in der von Rauch erfüllten Finsternis zwischen den Ruinen. Immer weiter näherten sie sich dem Zentrum von Sabryens Domäne, und noch immer war von Würmern weit und breit nichts zu sehen.
    »Entweder war der Feuerregen erfolgreicher, als wir dachten«, sagte Gork, »oder …«
    »Ich hab eine Idee«, verkündete Gimmol von Belrothas Schulter aus. »Wie wär’s, wenn wir auf das Oder verzichten?«
    Schließlich erreichten sie den Rand von Krohketh. Rhanniks Bombardement war eindeutig ein Erfolg gewesen.
    Aus dieser Entfernung gesehen ließ sich kaum feststellen, was das Ergebnis der Katastrophe vor einigen Jahrhunderten und das Resultat des Angriffs war. Der größte Teil von Krohketh lag in Trümmern: Stein- und Schutthaufen, kaum mehr als Gebäude zu erkennen. Nur an den Felswänden der Kluft standen noch einige Bauten, schief und wacklig, gegeneinander oder ans Felsgestein der Schluchtwände gelehnt. Lange Risse durchzogen jede noch aufragende Mauer, und alle trugen eine dicke Kruste aus Ruß. Öliger Schmutz lag in der Luft, und Cræosh glaubte zu spüren, wie er ihm in die Poren drang. Er ertappte sich bei dem Wunsch nach einem Bad und verbannte diesen Gedanken schnell in einen fernen Winkel seines Bewusstseins.
    Er beobachtete, wie Katim schnüffelte und sich ihr Fell sträubte, aber er brauchte nicht die empfindliche Nase der Trollin, um die vielen verschiedenen Gerüche zu bemerken, die miteinander um Vorherrscht rangen. Da war natürlich der Rauch, der an jedem Stein haftete und hier und dort aus Mulden im Boden aufstieg. Hinzu kamen der besondere Geruch des Bodens und ein Odem des Alters, der wie eine besondere Patina auf allem lag.
    Doch es gab noch etwas anderes, etwas, das Cræoshs Erfahrungen fremd war und mit dem offenbar auch Katim nichts anzufangen wusste. Erst als etwas unter den Füßen von Jhurpess knirschte, der abseits der anderen ging, begriffen Ork und Trollin, worum es sich handelte.
    Würmer. Tausende, vielleicht Millionen von Würmern, Maden und Tausendfüßlern – überall in der Stadt lagen sie, verbrannt und verkohlt. Sie bedeckten die übrig gebliebenen Straßen wie mit einem neuen Pflaster. In Mörtel und Stein gebacken, klebten sie an den Mauern.

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