Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
verblasste. »Der erste ist das hier.« Mit einer fast verächtlich wirkenden Geste schob er die Schatulle über den Tisch.
Zögernd öffnete Cræosh den Verschluss und nahm eine von über einem Dutzend Keramikphiolen, alle etwa acht Zentimeter groß und so dick wie ein kleiner Apfel. »Was ist das?«
»Seine Majestät hat mich gebeten, dies zusammenzubrauen. Das Dämonen-Korps nützt uns nicht viel, wenn es vom Feind gefressen wird, nicht wahr? Trinkt hiervon, wenn sich einige jener verdammten Geschöpfe in eurer Fleisch bohren. Die Flüssigkeit wird alle … äh … Eindringlinge töten. Sie herauszupulen, bleibt euch überlassen, aber wenigstens bohren sich die Biester nicht noch tiefer.«
»Wundervoll«, brummte Cræosh und betrachtete die Phiole in seiner Hand so, als könnten sie ihm jeden Augenblick die Finger abbeißen. »Und der andere Faktor?«
»Nicht einmal von euch kann man erwarten, mit Tausenden von derartigen Geschöpfen fertigzuwerden«, sagte General Rhannik. »Deshalb bin ich hier.«
Fezeill schnaubte. »Ich will nicht respektlos sein, General …«
»Er will nie respektlos sein«, flüsterte Gork Katim zu. »Es liegt ihm einfach im Blut.« Die Trollin lachte leise.
»… aber Ihr habt nicht gegen diese Geschöpfe gekämpft. Wenn sie menschliche beziehungsweise humanoide Gestalt annehmen, sind Sabryens Würmer praktisch unaufhaltsam. Man muss ihnen absurd viel Schaden zufügen, um sie aufzuhalten. Sie können ihre Würmer meterweit werfen, und sie scheinen in der Lage zu sein, von Magie Gebrauch zu machen. Wenn Ihr eine Brigade mit uns zusammen in die Schlucht schickt, so füttert ihr die Biester nur. Zwar habe ich nichts dagegen zu beobachten, wie Angehörige minderer Völker von Würmern gefressen werden, aber mir wäre es lieber, wenn die Toten anschließend nicht aufstehen und mich verfolgen.«
»Mindere Völker?«, wiederholte der Kobold sarkastisch. »Donnerwetter, Fezeill, bedeutet das, wir sind keine Freunde mehr?«
»Ich bin mir der Situation durchaus bewusst, Gestaltwandler«, sagte der General. »Und ich beabsichtige nicht, gute Soldaten an deinen wertlosen Leichnam zu vergeuden. Nein, ich habe mir ganz etwas anderes einfallen lassen.«
Havarren stand auf, bevor das Korps um eine Erklärung bitten konnte. »Geht schlafen«, befahl er. »Morgen früh meldet ihr euch bei der Kluft.« Und damit verschwand er.
»Normalerweise habe ich nicht viel … für Orks übrig«, teilte Katim dem Korps mit und zögerte, als ein weiteres von Rhanniks Katapulten brennendes Pech in die Demias-Kluft schleuderte. »Aber ich glaube … der General … könnte mir gefallen.«
Zusammen mit Havarren stand das Korps etwa zwanzig Meter vom Rand entfernt, der Stadt Darsus direkt gegenüber. Bei ihrem Eintreffen hatten Cræosh und die anderen festgestellt, dass eine Legion von Rhanniks Soldaten damit beschäftigt war, zahlreiche leichte Katapulte und auch einige Bliden aufzubauen. Zauberer und General hatten sich kurz beraten und die Waffen dann so aufstellen lassen, dass die Geschosse den Ort trafen, an dem sich nach Havarrens Schätzungen Krohketh befand. Und dann hatte Rhannik mit einem Bombardement begonnen, das jetzt in die dritte Stunde ging.
Die Idee war eigentlich ganz einfach: Es sollte kaum mehr etwas übrig sein, das sich dem Korps in den Weg stellen sollte, wenn es zur alten Stadt aufbrach.
»Natürlich erledigen wir damit nur das Ungeziefer, das dem Feuer direkt ausgesetzt ist«, sagte Havarren. »Es ist durchaus möglich, dass viele der Würmer und Käfer im Innern von Gebäuden oder an tieferen Stellen der Schlucht überleben. Aber dies sollte euch die Aufgabe auf jeden Fall erleichtern.« Er wirkte an diesem Morgen noch geistesabwesender als sonst, blickte oft in die Ferne und schien dabei alles um sich herum zu vergessen. Offenbar gingen ihm noch ganz andere Dinge durch den Kopf.
Katim trat direkt vor den Zauberer. »Wir wissen … wer der Spion ist«, sagte sie.
Sofort hatte sie seine volle Aufmerksamkeit, und auch die der übrigen Korps-Soldaten. »Was?«, fragte Havarren, und seine Fassade gelangweilter Verachtung bröckelte. »Was hast du gesagt?«
»Im Fort Mahadriss hieß es … dass nach einem Spion gesucht wird. Sein … Name lautet Nurien Eichenwind. Er … ist ein Dakórren.«
Gork gab leise gurgelnde Geräusche von sich.
»Und woher weißt du das?«, fragte Havarren kalt.
»Gork hat ihm … alle Informationen gegeben.«
Der Kobold erstarrte und war plötzlich
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