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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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schaute der Ogerin ins Gesicht und duckte sich unwillkürlich.
    Nicht die geringste Vernunft lag in den Augen, die seinen Blick erwiderten. Die wenigen Hinweise auf Intelligenz, die sich gelegentlich im Gesicht der Ogerin zeigten, waren jetzt komplett verschwunden, fortgespült von einer Woge unbeschreiblichen Zorns.
    Cræosh hingegen hatte nicht den Verstand verloren und war klug genug, aus dem Weg zu springen.
    Die Taverne erbebte unter Belrothas Schritten, als sie wie ein tollwütiges Tier heranstürmte. Gläser und Krüge fielen aus den Regalen und zerbrachen auf dem Boden; Staub rieselte von den Dachsparren. In Bekays Gesicht zeigte sich zum ersten Mal Unsicherheit, als er die Axt zu einem köpfenden Schlag hob, dem die Ogerin nicht ausweichen konnte. Cræosh schüttelte die Lähmung von sich ab und warf sich nach vorn, obgleich er wusste, dass er zu spät kommen würde und die Klinge nicht rechtzeitig aufhalten konnte …
    Doch es kam nicht nur Staub von der Decke, sondern auch noch etwas anderes, eine Gestalt, deren Fehlen Cræosh bis jetzt gar nicht bemerkt hatte.
    In Gorks Gesicht stand fast ebenso viel Zorn wie in dem der Ogerin. Er sprang von den Dachsparren des Hüpfenden Kobolds und rammte seinen Kah-rahahk -Dolch in den muskulösen Arm des Menschen.
    Fleisch zerriss unter der gezackten Klinge, nackter Knochen glänzte im Lampenlicht, und Blut spritzte auf die Bodenbretter. Bekay schrie, ein längst überfälliges Zeichen dafür, dass er, trotz all seiner Kraft, nur ein Mensch war. Die riesige Axt fiel ihm aus der Hand.
    Gork rutschte von Bekays Schulter, rollte sich geschickt auf dem Boden ab – in unangenehmer Nähe der Axt – und kam halb auf der anderen Seite des Raums wieder auf die Beine. Blut und Fleischfetzen klebten wie dekorativ an seinem Dolch.
    »Nicht übel, Kurzer«, lobte Cræosh und betrachtete die klaffende Wunde in Bekays Arm. »Aber hättest du dir nicht eine tödliche Stelle aussuchen können?«
    »Nein«, erwiderte der Kobold, mit einer Stimme, die ernster war als jemals zuvor. »Es steht nicht mir zu, ihn zu töten.«
    Belrotha hatte sich gerade so viel Geistesgegenwart bewahrt, um lange zu genug zu warten, bis der Kobold aus dem Weg war. Eine Sekunde später prallte sie mit der Wucht einer Lawine gegen den Mann, der Gimmol getötet hatte. Ein Teil der Theke ging zu Bruch, als die beiden großen Gestalten dagegenprallten, durch die Fässer und Flaschen dahinter pflügten und fast ein Loch in die Wand geschlagen hätten. Blut und Alkohol strömten über sie, aus einem Dutzend Karaffen und hundert Schnittwunden.
    Belrothas nach verfaultem Fleisch riechender Atem strich heiß über Bekays Gesicht, als sie ihm die Arme um den Brustkorb schlang und zog. Seine Füße verloren den Bodenkontakt, die Rippen knackten laut, und der Hüne schnappte keuchend nach Luft. Immer wieder schlug er mit der einen Faust zu, traf Belrotha am Kopf und am Hals. Knorpel gaben knirschend nach, als ein Schlag die Nase flach drückte. Zähne lösten sich und fielen. Große Flecken bildeten sich über dem gebrochenen Schlüsselbein. Cræosh, Gork, Katim und der wieder auf die Beine gekommene Jhurpess zuckten bei jedem Schlag voller Anteilnahme zusammen. Aber Belrotha ließ nicht los und schien den Schaden, den Bekay bei ihr anrichtete, überhaupt nicht zu spüren.
    Minuten schienen zu vergehen, obwohl es in Wirklichkeit nur wenige Sekunden sein konnten, während Belrotha verwirrt zögerte und nicht zu wissen schien, was sie mit Bekay tun sollte. Dann brüllte sie erneut, wobei mit Blut vermischter Speichel von ihren Lippen in Bekays Gesicht flog. Er spannte die Muskeln und rechnete vielleicht damit, dass Belrotha ihn zu Boden werfen oder noch fester zudrücken wollte, bis er erstickte. Deutlich war zu sehen, wie er Kraft für eine letzte Anstrengung sammelte.
    Belrotha warf ihn nicht zu Boden, und sie versuchte auch nicht, ihn zu erdrücken. Stattdessen neigte sie den Kopf nach vorn und biss mit ihren halb verfaulten schwarzen Zähnen in die Halsschlagader des Kriegers.
    Ihr Kopf verschwand in einer scharlachroten Fontäne. Bekays in Sandalen steckenden Füße zuckten und traten im Todeskampf, und dann erschlaffte der mächtigste Krieger von zwölf Königreichen. Belrotha hielt den Leichnam weiterhin fest, zerfleischte mit ihren Zähnen den Hals und drückte, bis der Brustkorb des Toten einem mehligen Apfel ähnelte. Erst dann kehrte zumindest ein bisschen Vernunft in die Ogerin zurück, und sie ließ die

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