Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
Abschaum-Kreaturen in die Stadt geschlichen hatten, wie ihnen der alte, freundliche Thomas zum Opfer gefallen war, und auch Bekay und Flüsterbach. Es hatte ihn mit grimmiger Zufriedenheit erfüllt zu erfahren, dass es Bekay gelungen war, eins der widerlichen Geschöpfe in den Tod mitzunehmen. Er wusste auch um Lidias Leiden nach ihrer Verschleppung aus diesem Haus, von dem das Korps geglaubt hatte, es sei ihres.
Immer und immer wieder hatte er die ganze Geschichte gehört.
Das verdammte Dämonen-Korps hatte seinen Sieg besudelt. Dass er nicht in der Lage gewesen war, die Nationalhelden vor Morthûls Schergen zu schützen, hatte seinem guten Ruf einen schweren Schlag versetzt. Ja, dass die Streitkräfte der Verbündeten Königreiche den Sieg über Kirol Syrreth hatten erringen können, war vor allem sein Verdienst, und das überstrahlte natürlich alles andere. Trotzdem fragte er sich, ob ihm unter anderen Umständen noch mehr zugejubelt worden wäre, wenn er sich in den Straßen von Brenald zeigte.
In Hinsicht auf die Freundschaft mit Dororam waren die vergangenen Jahre nicht sehr erfreulich gewesen. Als sein Zorn verraucht war, hatte sich der König der Trauer über den Tod seiner Tochter hingegeben, und sein Alter machte sich immer mehr bemerkbar. Nach duMarks Meinung hätte man den Sieg nutzen sollen, die Grenzen von Shauntille zu erweitern und die fruchtbaren Länder im Süden von Kirol Syrreth zu annektieren, aber davon hatte Dororam nichts wissen wollen. Kirol Syrreth war frei und musste seinen eigenen Weg finden, hatte er erwidert; das Blutvergießen sollte ein Ende haben. DuMark hatte ihn vor dem königlichen Hof einen tatterigen Narren genannt, was ihrer Freundschaft nicht sonderlich förderlich gewesen war. Zwar hatten sie sich später wieder versöhnt, aber nur für die Öffentlichkeit.
Langsam sank der Zauberer auf den Rand des großen, einfachen Bettes. Er seufzte erneut, als die Füße nicht länger sein Gewicht tragen mussten – viel zu lange hatte er stocksteif gestanden, während Hunderte und Tausende von gaffenden Bauerntölpeln vorbeizogen.
»Vielleicht ist die Zeit für eine neue Herrschaft gekommen«, teilte er dem Zimmer mit und beugte sich vor, um den rechten Stiefel aufzuschnüren. Die Angewohnheit, Selbstgespräche zu führen, hatte er während der letzten Jahre aufgrund der wachsenden Erkenntnis entwickelt, dass es eigentlich niemanden gab, der seiner Gesellschaft würdig war. Manchmal bedauerte er, Eichenwinds kleinen Vertrauten nicht behalten zu haben. »Dororam ist alt, in seinen Gewohnheiten festgefahren. Er sollte durch jemanden ersetzt werden, der … dynamischer ist.« Der Halbelf setzte sich auf, den weichen Lederstiefel in der rechten Hand. »König duMark. Der Zaubererkönig. Gefällt mir.«
»Ja, klingt gar nicht … schlecht, oder?«
Die Welt explodierte in Schmerz und grellem Licht, bevor duMark auch nur Gelegenheit bekam, sich nach dem Ursprung der scheußlichen Stimme umzudrehen. Er fiel und spürte, wie Blut über seinen Hinterkopf strömte, das Haar verklebte.
Kurze Zeit später wurden seine Gedanken wieder klar, und er stellte fest, dass er auf einem Stuhl saß, die Hände auf dem Rücken gefesselt; Stricke schlangen sich um jeden einzelnen Finger. Etwas Schweres lastete auf seinen Schultern, und er brauchte einige Sekunden, bis er durch einen Schleier aus Schmerz zwei große, haarige Hände sah.
»Jhurpess«, vermutete er. Die Hände bestätigten diese Vermutung, indem sie kurz zudrückten.
»Und ich nehme an, es war meine gute Freundin Katim, der ich den Schlag auf den Kopf verdanke, nicht wahr?«
Die Trollin kam aus den Schatten, mit zotteligem Fell und dunklem Lederharnisch, an den Hüften ihre Axt und die Chirrusk , in den Augen der blutdürstige, irre Glanz, an den sich duMark erinnerte. Er sah Katim kurz an und musste dann den Blick abwenden. Er hatte sie schon vorher für böse gehalten; jetzt schien es hinter jenen animalischen Augen überhaupt keine Seele mehr zu geben.
Der elende kleine Dieb namens Gork kam aus einer anderen Ecke des Raums und wechselte seinen Kah-rahahk -Dolch von einer Hand in die andere. Und ihm folgten fünf andere, die duMark nicht kannte: zwei Kobolde, zwei Gremlins und ein Mensch. Sie konnten sich nicht alle in diesem kleinen Raum vor ihm verborgen haben, zumindest nicht mit normalen Mitteln. Mit grimmiger Miene hielt duMark nach dem Zauberer Ausschau, der irgendwo in der Nähe sein musste.
»Wie seid ihr hierhergekommen?«,
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