Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
kann besser denken, wenn ich in Bewegung bin«, erwiderte er scharf.
»Nein. Du fühlst besser, wenn du in Bewegung bist. Wenn du nachgedacht hättest, wäre dir inzwischen etwas eingefallen.«
Der Halbelf gab sich mit einem Seufzen geschlagen und setzte sich aufs Bett. Nur ein wenig befangen nahm Lidia neben ihm Platz.
»Inzwischen muss er Bescheid wissen«, sagte duMark. Davon sprach er seit Tagen. »Ein hirngeschädigter blinder Blutegel könnte erkennen, dass Dororam eine große Streitmacht zusammenstellt. Warum unternimmt er nichts?«
»Vielleicht ist er von deinen Aktivitäten abgelenkt. Du hast einige Pläne erwähnt …«
»Unmöglich. Sie sind noch nicht weit genug gediehen.«
Langsam, fast ängstlich, streckte Lidia die Hand aus, legte sie duMark auf die Schulter und fühlte absurde Dankbarkeit, als er sie nicht wegstieß. »Es ist keineswegs so, dass er die Gefahr überhaupt nicht beachtet«, sagte sie ruhig. »Du hast selbst darauf hingewiesen, dass die Patrouillen beim Schlangenpass vervierfacht worden sind. Warum …«
»Aber dies ist nicht typisch für ihn!« DuMark stand wieder auf, und Lidias Hand fiel auf die Matratze. »Morthûl denkt nicht in Begriffen von Verteidigung! Das hat er nie, und das wird er nie! Nein, er heckt irgendetwas aus, darauf wette ich meinen Bart.«
»Du hast keinen Bart«, erwiderte Lidia. »Und warum benutzt du einen Zwergenbegriff?«
DuMark starrte sie eine ganze Minute lang an. »Bist du fertig?«, fragte er schließlich.
Lidia zuckte die Schultern, was ihre roten Locken in Bewegung brachte. »Vorerst.«
»Gut.«
»Hör mal«, sagte sie verärgert. »Wenn es dich so besorgt, dass du nicht weißt, was Morthûl vorhat … Warum findest du es nicht heraus? Wozu taugt deine Magie?«
Der Zauberer schüttelte den Kopf. »Die Eiserne Burg zeigt sich nicht einfach so in einer Kristallkugel, Lidia. Der Leichenkönig schützt sich vor so etwas.«
»Und? Wann hast du es dir zum letzten Mal leicht gemacht?« Abgesehen von mir …
Langsam breitete sich ein Lächeln in duMarks Gesicht aus. »Da könntest du recht haben, Lidia. Ich glaube, ich werde herausfinden, was Seine Verwestheit plant.«
»Und wie willst du das anstellen?«
»Nun, vielleicht bekomme ich Antwort, wenn ich jemanden höflich frage.«
Gork schrie, nur ein bisschen, als er viereinhalb Meter über der kalten Tundra materialisierte und in den Schnee fiel.
Er schrie noch etwas lauter, als einen Moment später Cræosh direkt über ihm erschien.
Der Ork ruderte mit den Armen und landete mit einem weithin hallenden Rums . Brummend und grummelnd kam er auf die Beine und war gerade aus dem von ihm selbst geschaffenen Loch geklettert, als der nächste Korps-Soldat (zufälligerweise Jhurpess) aus der leeren Luft fiel.
Nach dem Eintreffen des letzten Mitglieds ihrer kleinen Truppe – die Trollin, die als Einzige von ihnen auf den Beinen landete – sah sich Cræosh um und versuchte festzustellen, wie tief sie in der Tinte saßen.
Sehr tief, fand er.
»Es ist verdammt kalt«, sagte er. »Mir frieren gleich die Eier ab.«
Seine Gefährten verzichteten auf einen Kommentar.
»Wo sind die Berge?«, fragte Gimmol und versuchte, in alle Richtungen gleichzeitig zu sehen. »Hat Shreckt nicht Berge erwähnt?«
»Wo Essen?«, ließ sich Jhurpess vernehmen und setzte seine üblichen Prioritäten. »Jhurpess hungrig!«
»Jhurpess immer hungrig«, knurrte Cræosh. »Jhurpess besser die Klappe halten, oder Jhurpess schlucken seine Keule.«
»Wo ist der Kobold?«, fragte Fezeill, bevor der Schreckliche auf die drohenden Worte des Orks reagieren konnte. Er sagte nicht: Ich will den kleinen Burschen auf keinen Fall aus den Augen verlieren!, aber alle hörten es in seiner Stimme.
Cræosh runzelte die Stirn. »Ich habe ihn nicht landen sehen.«
»Muss … vor dir … eingetroffen sein«, vermutete die Trollin.
Der Ork schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Bestimmt hätte ich ihn bemerkt …«
Gorks Kopf kam einige Meter entfernt zum Vorschein. Mit einem bösen Glanz in seinen kleinen Knopfaugen zog er sich ganz aus dem Schnee, stapfte Cræosh entgegen und klopfte dabei weiße Brocken von Armen und Beinen.
»Du … du dummer Elefant! Du hättest mich fast umgebracht!«
»Bitte um Verzeihung?«, fragte Cræosh verwundert. Reiner Instinkt veranlasste ihn, einen Schritt zurückzuweichen. »Wovon redest du da?«
»Von dir ! Es ist schön und gut, wie eine verdammte Backsteinmauer gebaut zu sein, wenn es darum
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