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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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diesem Ort zu verschwinden. Aber der blöde Gremlin hatte unbedingt seine verdammte Frage stellen müssen, und jetzt ließ es Cræoshs orkischer Stolz nicht mehr zu, dass er den Keller verließ, ohne einen Blick unter die Tücher zu werfen.
    Er nahm sich vor, Gimmol bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit eine ordentliche Abreibung zu verpassen, und setzte dann ein zuversichtliches Grinsen auf. »Sehen wir einfach nach.« Und bevor ihn seine recht verunsichert wirkenden Gefährten daran hindern konnten, griff er nach einem Tuch und zog es weg.
    Der Gestank sprang ihnen entgegen und umarmte sie wie seit Langem verschollene Verwandte. Cræosh würgte, Gimmol verteilte sein Frühstück mit einem widerlichen Platschen auf dem Boden – wodurch sich der Geruch im Keller sogar verbesserte  –, und selbst die Trollin schien nahe daran zu sein, sich zu übergeben. Es war eigentlich unmöglich, dass sie diesen unglaublichen Gestank zuvor nicht bemerkt hatten – die dünnen Tücher hätten nicht in der Lage sein sollen, ihn zurückzuhalten. Trotzdem war er selbst den Sinnen der Trollin verborgen geblieben – ein unnatürliches Phänomen, das ihre Stimmung nicht gerade verbesserte und auch nicht gegen die Übelkeit half.
    Den einen Arm vors Gesicht gehoben, als könnte er den Geruch auf diese Weise abwehren, beugte sich Cræosh über den linken Tisch.
    Verdammt, ich hätte auf Katim hören und mich von dieser Hütte fernhalten sollen.
    Auf jedem Tisch lag eine Leiche, das Gesicht in furchtbarer Agonie verzerrt. Der eine Tote war ein Elf: jung, noch nicht ganz erwachen, mit kastanienbraunem Haar und zahlreichen Narben an den dünnen Armen. Die meisten Horden-Völker fanden Elfen ohnehin schrecklich, aber dieser hier sah besonders schlimm aus, vielleicht wegen seiner Hautfarbe, oder weil er so aufgedunsen war. Beim zweiten Toten handelte es sich um einen Gestaltwandler, und wenn das Korps Fezeills wahren Körper für scheußlich gehalten hatte, so war er doch harmlos im Vergleich mit diesem, der Dutzende von Wunden aufwies und geschrumpft wirkte, wie halb verwest.
    Die Verletzungen beider Geschöpfe wiesen auf unvorstellbare Qualen hin, doch Cræoshs Betroffenheit galt vor allem den Schläuchen. Jemand hatte die beiden Leichen mit einem System aus Schlauchleitungen, Blasebälgen und Pumpen verbunden. Und plötzlich ergaben die Aufgedunsenheit des Elfen und das geschrumpfte, eingesunkene Aussehen des Gestaltwandlers einen schrecklichen Sinn.
    Es war nicht die Tortur, die Cræosh so sehr erschütterte. Den Gestaltwandler kannte er nicht, und was den Elfen betraf – er hätte gern seine Schreie gehört. Seine Sorge galt auch nicht so sehr dem kranken, kaltblütigen Geist, der hinter diesem Gräuel steckte. Cræosh dachte daran, dass eine solche Person vermutlich nicht sehr freundlich auf Eindringlinge reagieren würde, und ihm lag ganz und gar nichts daran, sich auf einem dieser Tische festgebunden wiederzufinden und Körperflüssigkeit von Katim oder Fezeill zu empfangen.
    »Katim«, brachte er heiser hervor, »schnapp dir Jhurpess.« Die Trollin ging sofort mit langen Schritten zum Schrecklichen und hob ihn mit einer Hand auf die Beine. Cræosh nahm zur Kenntnis, dass sie sich diesmal nicht darüber beklagte, von ihm herumkommandiert zu werden. Offenbar wollte auch Katim nicht länger an diesem Ort verweilen.
    Trotz seiner dunklen Ahnungen blieb Cræosh von den beiden Toten fasziniert, und ohne einen bewussten Gedanken streckte er die Hand nach dem Elfen aus. Er wusste nicht, was er erreichen wollte. Vielleicht ging es ihm nur darum, sich von der Realität dieser grässlichen Folter zu überzeugen. Die anderen gaben keinen Ton von sich und beobachteten mit angehaltenem Atem, wie die Finger des Orks dem Leichnam immer näher kamen …
    Die Hand des Elfen zuckte.
    Fünf Schreie hallten durch den Keller. Nur Katim blieb still, doch ihre Hand, die den Schrecklichen hielt, griff so fest zu, dass Jhurpess nicht nur vor Entsetzen schrie, sondern auch vor Schmerz. Den Schreien folgten die Geräusche der kleinsten Massenflucht der Welt, als Gork, Gimmol und Fezeill zur Leiter rannten. Jhurpess wäre sicher mit ihnen gelaufen, wenn Katims Faust ihn nicht festgehalten hätte.
    Und dann begann Gork, der halb die Leiter hoch einen besseren Überblick hatte als die anderen, laut zu lachen.
    Hin- und hergerissen zwischen den Abscheulichkeiten auf den beiden Tischen und ihrem offenbar übergeschnappten Gefährten, versuchten Ork und

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