Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
dachte mir, dass ihr mir vielleicht dabei helfen könnt, es zu lösen. Da es zwischen meinem Volk und den anderen Elfen häufig Zwist gibt, erstaunt es euch sicher nicht, wenn ich sage, dass es uns geziemt, ihre Aktivitäten so genau wie möglich im Auge zu behalten.«
»Was ›geziemt‹ bedeutet?«, fragte Jhurpess. Cræosh gab ihm einen Klaps.
»Leider haben die Elfen großes Geschick dabei entwickelt, unsere Spione zu entdecken. In jüngster Zeit ist es ihnen recht leichtgefallen, unsere Agenten zu entlarven und ihre magischen Mitteilungen abzufangen.«
»Was meinst du mit ›jüngster Zeit‹?«, fragte Katim.
»Die letzten tausend Jahre, mehr oder weniger.«
Sechs Augenpaare starrten den Magier groß an.
»Na schön«, brummte Cræosh und bohrte, vielleicht ohne es zu merken, Löcher in die Rückseite von Fezeills Sessel. Während er sprach, zupfte er Polstermaterial heraus und ließ es zu Boden rieseln. »Du hast ein Problem. Wie bedauerlich. Ich fühle mit dir und so. Aber … was geht’s uns an? Warum sollten wir dir helfen?«
Eichenwind schüttelte den Kopf. »Geduld gehört nicht zu deinen Tugenden, wie?«
»Ich versuche, keine Tugenden zu haben. Sie stören nur.«
»Verstehe. Nun, wie ihr zweifellos wisst, stellte König Dororam eine Streitmacht der Verbündeten Königreiche zusammen, um Kirol Syrreth anzugreifen, sobald der Schnee des Winters geschmolzen ist.«
Die Mitglieder des Korps wechselten Blicke. Natürlich hatten sie Gerüchte gehört, und die meisten von ihnen glaubten, dass deshalb ein Dämonen-Korps zusammengestellt worden war. Doch die Bestätigung durch einen Außenstehenden beunruhigte sie.
»Ja, ihr wisst davon, wie ich euren Reaktionen entnehme. Gut. Die Nationen der Elfen sind zwar nicht unbedingt für ihre Fraternisierung mit den Menschen bekannt – damit sind erneut gute Kontakte gemeint, Schrecklicher –, aber sie sind davon überzeugt, zu den Verbündeten Königreichen zu gehören. Sie stellen ebenfalls eine Streitmacht zusammen, die in den Kampf ziehen soll.«
Cræosh begriff, worauf der Fremde hinauswollte. »Dadurch kann man sie besser beobachten«, sagte er.
»Genau.«
»Ich frage noch einmal: Wozu brauchst du uns? Selbst Gimmol hier könnte nicht ein ganzes Heer aus den Augen verlieren.«
»Oh, danke, Cræosh. Ich … He, Moment mal …«
»Stimmt schon«, bestätigte Eichenwind und ignorierte den protestierenden Gremlin. »Aber es genügt nicht, einen Überblick zu behalten, was die Elfen anstellen. Wir müssen wissen, was sie tun werden , bevor es geschieht. Wenn die Streitmacht der Elfen aufbricht, könnte sie entscheiden, gegen uns zu ziehen, sofern es das Kriegsglück zulässt. Oder ihr Fehlen in der Heimat könnte uns gewisse Gelegenheiten geben. Wie dem auch sei, wir müssen bereit sein. Und da könnt ihr uns helfen, meine Freunde.«
Fezeill lachte leise. »Leider bin ich nicht imstande, mich in ein Orakel zu verwandeln, Eichenwind. Und die meisten Mitglieder dieses sogenannten Korps können nicht einmal die Zahl nach sieben vorhersagen.«
Er schien die feindseligen Blick, die in seine Richtung gingen, ebenso wenig zu bemerken wie das leise Murmeln des Schrecklichen: »Fünf, sechs …«
»Aber ihr müsst gar nicht in die Zukunft sehen«, sagte Eichenwind. »Immerhin: Was übt den maßgeblichen Einfluss auf die Bewegungen einer Streitmacht aus?«
Katim zischte, ein Geräusch, das noch böser klang als ihr Grollen. »Die Bewegungen … des Feindes.«
Der Elf lächelte zufrieden. »So ist es.«
Cræosh lachte laut und konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. »Du möchtest, dass wir Morthûl für dich ausspionieren? Dass wir dir die Bewegungen unserer eigenen Streitmacht melden? Ich habe mich geirrt: Du bist nicht dumm. Du bist vollkommen irre!«
Eichenwind klopfte mit einem Finger an die Wange. »Bist du so sicher, dass sich eure Mühe nicht lohnen würde?«
»Lohnen? Du könntest mir die ganze verdammte Welt auf einem Silbertablett servieren, mit Kohl und Zwergen-Gulasch, Spitzohr – es wäre trotzdem kein angemessener Lohn.«
»Lehnst du aus reiner Loyalität ab, Cræosh? Aus Furcht davor, was passieren könnte, wenn du dich darauf einlässt?«
»Es spielt keine Rolle.«
»Ich verstehe.« Eichenwind schüttelte den Kopf. »Und die anderen?«
»Diesmal sind … der Ork und ich … einer Meinung.«
Der Rest des Korps nickte.
»Das ist natürlich lobenswert.« Der Elf lächelte erneut. »Und auch unnötig. Mir geht es nicht um
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