Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
auszugraben!«
Inzwischen atmete Gork schwer und war sogar ins Schwitzen geraten, trotz der Kälte. Es lag nicht an seinem Gefühlsausbruch. Vor anderthalb Sätzen war ihm plötzlich klar geworden, an wen er eigentlich seine zornigen Worte richtete.
Cræosh trat einen Schritt auf ihn zu und machte ein seltsames Gesicht. »Was zum Teufel ist ein Wefkoo?«, fragte er.
»Äh.« Es war nicht unbedingt die Reaktion, die der Kobold erwartet hatte. Er schluckte. »Es ist ein kleines Geschöpf, etwa so groß … Wir … äh … züchten und essen sie. Wir Kobolde, meine ich. In unseren unterirdischen Höhlen. Wir glauben, dass es entfernte Verwandte von Vögeln sind, obwohl sie natürlich nicht fliegen können …«
»Mit buntem Gefieder?«
Gork nickte. »Sind aber nicht besonders hübsch. Langsamer als schmelzendes Gestein und nicht sehr intelligent.«
»Verstehe.« Cræosh machte einen weiteren Schritt. »Fühlst du dich jetzt besser, Gork?«
Der Kobold rang sich ein Lächeln ab. »Ich denke schon.«
»Gut. Dann beweg deinen Arsch. Lass uns feststellen, was mit unseren pelzigen Freunden und Jhurpess’ Würmern los ist.«
Gork blinzelte, wollte die unverhoffte Begnadigung aber nicht infrage stellen. Rasch schloss er sich Jhurpess und Fezeill an, als das Korps aufbrach und den Yetis folgte.
Katim ließ sich zu Cræosh zurückfallen, der den Abschluss bildete.
»Ich bin ein wenig … überrascht«, sagte sie.
»Weil ich ihm nicht den Kopf wie eine faule Weintraube zerquetscht habe?«
»Ja, obwohl ich dabei … mehr an einen Dachs dachte.«
Cræosh beschloss, nicht danach zu fragen, warum es in der trollischen Sprache einen Ausdruck dafür gab, die Köpfe von Dachsen zu zerquetschen. »Ich habe darüber nachgedacht. Ich meine, ich habe richtig darüber nachgedacht. Gork ist nützlich, auf seine eigene Art und Weise. Und außerdem hat der kleine Kerl recht. Wir sollten derzeit andere Prioritäten setzen.«
Katim lächelte. Ein halb gefrorener Speichelfaden hing an ihrer Unterlippe. »Aber wenn es … keine anderen Prioritäten … mehr gibt?«
Ja, ich glaube, sie redet nicht mehr über Gork. »Ich habe gegen Menschen, Elfen, Zwerge, Soldaten und Zauberer gekämpft, einmal sogar gegen einen kleinen Drachen, und nicht einem von ihnen ist es gelungen, mich zu töten. Du kannst so sicher sein, wie Scheiße stinkt: Ich habe nicht die Absicht, mich von einem Angehörigen unseres Korps umbringen zu lassen.« Tief in ihm duckte sich ein Teil von ihm, weil er so offen die Konfrontation mit der Trollin suchte, aber auch wenn es Furcht in seiner Seele gab, in seiner Stimme hörte man nichts davon.
Katims Lächeln wuchs in die Breite. »Bist du so sicher … dass ich es auf dich … abgesehen habe?«
»Ich bin ›würdig‹, erinnerst du dich?«
»Das bist du in der Tat. Sieh es … von der positiven Seite, Cræosh. Derzeit … haben wir noch … Prioritäten .«
Cræosh wusste nicht, was (und ob) er darauf antworten sollte. Er überlegte noch, als Fezeills Stimme ihn erreichte. »Passt auf, wohin ihr den Fuß setzt!«, rief er. »Der Boden wird hier felsiger und uneben. Ich glaube, rechts von uns befindet sich eine der Schluchten, die Katim erwähnte. Wir sollten ihr nicht zu nahe kommen.«
Der Ork blieb plötzlich stehen.
»Was ist jetzt … das Problem?«, fragte Katim.
»Äh … Wohin hast du Gimmol geworfen?«
Die Trollin orientierte sich und streckte dann den Arm aus.
Nach vorn und nach rechts.
Für einen Moment bewegte sich Katims Mund völlig lautlos. Es geschah zum ersten Mal, dass Cræosh sie sprachlos erlebte.
»Oh«, sagte sie schließlich.
»Ja«, pflichtete ihr Cræosh bei. »Oh.«
Noch ein Moment der Stille.
»Interessiert es uns … was mit ihm … geschehen sein könnte?«
»Uns nicht, aber vielleicht Shreckt.«
Sie liefen los und überholten Fezeill und die anderen. Kurze Zeit später fanden sie tatsächlich eine Schlucht, schmal und sehr tief, nicht weit von ihrem Weg entfernt. Nach einer völlig unzureichenden Erklärung der Situation befahl Cræosh dem Korps auszuschwärmen, sich der Schlucht langsam zu nähern und nach einem Gremlin Ausschau zu halten, der vielleicht schon Teil der Landschaft geworden war.
Es war Gork, der schließlich über ihn stolperte. Der Boden neigte sich in diesem Bereich der Schlucht entgegen, erst sacht und zum Rand hin immer steiler. Mehrere Mulden im Schnee deuteten darauf hin, dass etwas in der Größe eines Gremlins vielleicht in der Nähe gelandet und
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