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Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Die Horde - Die Schlacht von Morthûl

Titel: Die Horde - Die Schlacht von Morthûl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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er, innezuhalten und auf die anderen zu warten.
    Der Schreckliche sank auf den Boden, streckte die Beine aus und zog mit dem Finger Striche in den Schnee. Er hatte gerade seinen dritten Versuch beendet, »Dämonen-Korps« zu schreiben, als der Schnee neben ihm einen Schluckauf bekam.
    Jhurpess konnte es nicht anders beschreiben. Die weiße Decke wölbte sich, als versuchte etwas darunter …
    Nach oben zu gelangen?
    Mit einem erschrockenen (wenn auch etwas zu spät kommenden) Quieken sprang Jhurpess auf die Beine. Die knorrige Kriegskeule fest in der einen Hand, starrte er auf den Boden. Erneut wölbte sich der Schnee nach oben, und ein Wurm kroch heraus.
    Jhurpess blinzelte. Ein Wurm? Der Schreckliche wusste nicht viel , aber er wusste sehr wohl, dass kein Wurm fähig sein sollte, hier in dieser Tundra zu überleben. Tausend Gefahren machten es unmöglich, die Kälte an erster Stelle.
    An letzter Stelle auf der langen Gefahrenliste stand ein Schrecklicher mit einer Keule in der Hand.
    Jhurpess machte es sich erneut gemütlich, zufrieden darüber, wie schnell er das Problem gelöst hatte. Doch dann erschien ein zweiter Wurm neben dem Schleimfleck, der vom ersten übrig geblieben war. Und damit nicht genug: Es folgten ein dritter Wurm, zwei Tausendfüßler und eine Handvoll Maden.
    Dies, fand Jhurpess, als er erneut aufstand, war nicht nur seltsam. Ein Wurm mochte Zufall sein, doch ein ganzer Haufen von ihnen fiel in die Kategorie Hier-geht-es-nicht-mit-rechten-Dingen-zu. Und es handelte sich durchaus um einen ganzen Haufen, denn den ersten Würmern, Tausendfüßlern und Maden gesellten sich weitere hinzu, bis ein Haufen so groß wie eine Hand des Schrecklichen entstand.
    Und dann war der Haufen eine Hand! Die krabbelnden Viecher formten plötzlich etwas, das nach einer Handfläche und Fingern aussah. Jhurpess wich langsam zurück und sagte sich, dass die Ähnlichkeit rein zufällig war …
    Es gelang ihm nicht, sich davon zu überzeugen, denn die Finger bohrten sich plötzlich in den Schnee und zogen. Ein Arm – ein richtiger Arm, der ebenfalls aus krabbelndem Ungeziefer bestand – kam aus dem Schnee, gefolgt von einer zweiten Hand einen Meter neben der ersten. Überall in der Nähe bekam der Schnee einen »Schluckauf«, an einem halben Dutzend Stellen.
    Es blieben Jhurpess nur zwei Möglichkeiten. Entweder griff er an, obwohl er ganz und gar nicht verstand, was hier vor sich ging. Oder er ergriff die Flucht.
    Mit einem weiteren Schrei sprang Jhurpess vor und schmetterte seine Keule auf den Kopf – oder was danach aussah, zu einem Kopf zu werden – des ersten Wesens. Das Holz sank tief in den Schnee und ließ zerquetschte Wirbellose zurück. Schleim und Fetzen von Wurmhaut klebten an einer Seite der Keule, und von dem »Kopf« war nichts mehr zu sehen. Die Würmer und Tausendfüßler, die die Arme gebildet hatten, krabbelten auseinander. Einige von ihnen krochen nach unten, vielleicht mit der Absicht, ihre Artgenossen unter dem Schnee zu erreichen. Andere wanden sich einige Sekunden lang hin und her, blieben dann reglos und wie tot liegen.
    Jhurpess’ Zuversicht wuchs. Es mochten übernatürliche Geschöpfe sein, und zweifellos waren sie abscheulich. Aber besonders viel aushalten konnten sie offenbar nicht. Grinsend wich der Schreckliche zurück und gab den anderen Geschöpfen – es waren sechs, wenn er richtig zählte – Gelegenheit, aufzustehen und ein wenig herumzuwanken, wodurch er sie als Ganzes sehen konnte.
    Es waren humanoide Gestalten, aber sie wogten und waberten wie hinter einem Vorhang aus heißer Luft. Jede von ihnen bestand aus Abertausenden von Würmern und Käfern, die endlos hin und her krochen und übereinanderkrabbelten. Viele von ihnen verloren den Halt und fielen, wurden auf dem Weg nach unten aber wieder ins Kollektiv aufgenommen. Die ganze Zeit über sonderten die Geschöpfe dicken Schleim ab, der sich im Schnee ansammelte.
    Und sie hatten Gesichter! Es waren keine richtigen Gesichter, zugegeben, aber es gab flache Mulden für Augen und Mund, zwei oder drei Zentimeter tief, und dort krochen keine Würmer und wanden sich keine Maden. Für einen fantasievollen Beobachter genügte es, der vagen Erscheinung die fehlenden Dinge hinzuzufügen.
    Jhurpess war nicht besonders phantasievoll. Wenn er es gewesen wäre, hätte er vielleicht den Eindruck gewonnen, dass die Geschöpfe in stiller Qual schrien.
    Die nächste Schwarmgestalt holte mit der einen Hand aus und bewegte sie dann ruckartig

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