Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
Schreckliche die andere Hand so weit wie möglich ausstreckte, blieb Gimmol etwa einen halben Meter außerhalb seiner Reichweite. Sie hätten es mit dem Seil des Kobolds versuchen können, doch der abgenutzte Hanfstrick hätte vermutlich nicht das Gewicht eines Korps-Mitglieds ausgehalten, das kräftig genug war, Gimmol nach oben in Sicherheit zu ziehen.
»Beeilt euch!«, jammerte der Gremlin. »Sie sind so nahe, dass ich sie hören kann!«
Katim zischte verärgert. »Wie stabil … ist deine Rüstung?«
Der Gremlin blinzelte verwirrt und blickte auf das abgenutzte Leder hinab, das Brust und Glieder bedeckte. »Was?«, erwiderte er schließlich.
Die Trollin zischte erneut, und diesmal lag auch die Andeutung eines Grollens darin.
»Der Harnisch ist aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt«, sagte Gimmol. »Aber das Leder ist dick, und die Riemen halten einiges aus.« Er wimmerte erneut und versuchte, nicht nach unten zu sehen. »Bestimmt nützt er nicht viel gegen diese Biester …«
Die Trollin hörte gar nicht zu. Mit offensichtlichem Widerstreben nahm sie ihre Chirrusk vom Gürtel und ließ die Kette zum baumelnden Schrecklichen hinab.
»Wenn du diese … Waffe fallen lässt«, warnte sie Jhurpess, »kannst du … was erleben.«
»Jhurpess nicht fallen lassen Waffe«, brummte der Schreckliche beleidigt. »Jhurpess weiß, was Jhurpess macht!« Er sah auf die Kette mit dem Haken in seiner Hand. »Äh, was Jhurpess macht?«
Cræosh seufzte laut. »Benutz den verdammten Haken!«, rief er, bevor Katim antworten konnte.
Schließlich dämmerte es dem Schrecklichen. »Oh! Ja, Jhurpess versteht!« Er ließ den Griff der Kette fallen und fing ihn mit einem seiner Greiffüße. Dann verzog er das Gesicht zu einer Grimasse der Konzentration und begann damit, die Kette zu schwingen.
Cræosh sah zur Trollin. »Wenn er dies ebenso gut ›versteht‹ wie das Wachehalten, sind wir vielleicht eine Woche damit beschäftigt, Gremlin-Innereien von deiner Chirrusk zu entfernen.«
Katim verzichtete auf einen Kommentar und korrigierte nur seine Aussprache.
Gimmol sah die Kette in der Hand des Schrecklichen und schien ähnliche Zweifel zu hegen. »Bist du verrückt? Er wird mich umbringen! Ich will hier nicht sterben! Ich … aaarrrgh !«
Der vierzackige Haken sauste über den Rand der Schlucht, blitzte kurz im Licht der Sonne … und der Gremlin war sicher, dass der Augenblick seines Todes gekommen war.
Aber diesmal wurde Jhurpess nicht nur den in ihn gesetzten Erwartungen gerecht, sondern übertraf sie sogar. Der Haken bohrte sich nicht etwa in Gremlinfleisch, sondern rutschte hinter die Riemen des Brustharnischs.
Gimmols Füße lösten sich von dem kleinen Felsvorsprung, der ihn gerettet hatte. Langsam drehte er sich in der Luft – nur eine Kette und Kraft und Geschick des Schrecklichen trennten ihm vom Entsetzen weiter unten.
Und dann fiel er!
Es war ein kurzer Sturz, nicht weiter als dreißig Zentimeter. Gimmol sah nach oben, wild entschlossen, den Schrecklichen für seine Achtlosigkeit zu erwürgen, sobald er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Doch der kindliche Ausdruck in Jhurpess’ Gesicht wies darauf hin, dass er ebenso erschrocken war wie Gimmol. Aber was …
Wieder ein kurzer Ruck, noch kürzer als der erste. Mit wachsender Sorge begriff der Gremlin, was geschah.
Der Haken gab nach! Er war dazu bestimmt, einem neugierigen Kobold Halt zu gewähren, und er hatte erstaunlich gute Dienste dabei geleistet, das Gewicht eines Schrecklichen auszuhalten. Doch jetzt kam noch die Last eines Gremlins an einer schwingenden Kette hinzu, und das passte dem Haken ganz und gar nicht in den Kram.
Gimmol reagierte, wie es seine Art von Vernunft vorschrieb: Er schrie aus vollem Hals, in einem mädchenhaften Falsett. Das war zu viel für den der Panik ohnehin sehr nahen Schrecklichen, und er schrie ebenfalls, was in seinem Fall bedeutete, dass er ein inzwischen recht vertrautes Kreischen anstimmte.
»Nun«, brachte Cræosh zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »das sollte uns die Aufmerksamkeit aller überlebenden Yetis garantieren. Danke, Jungs!« Er drehte sich nach Katim um, aber die war nicht mehr da, sondern bereits halb den Hang hinunter – mit ihren Klauen fand sie Halt an Felsen, von denen Cræosh geglaubt hätte, dass sie nicht einmal Gorks Gewicht aushalten konnten, geschweige denn das der Trollin. Setzte sie ihr Leben für Jhurpess und Gimmol aufs Spiel? Hatte er sich so sehr in ihr
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